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Die Kartoffeln in Europa stammen von Mustersendungen südamerikanischer Landsorten ab, die bei der Eroberung von Peru durch die Spanier zwischen 1540 und 1565 nach Europa mitgebracht wurden. Es handelt sich dabei nicht um Wildkartoffeln,sondern um bereits durch die Inkas oder andere Indio-Stämme kultivierte Sorten. Allerdings kann man diese Sorten nicht mit den heutigen Neuzüchtungen vergleichen. Das betrifft nicht nur die Form und Farbe der Frucht, sondern insbesondere auch den Geschmack. Die Kartoffel als solches hat jedoch eine noch wesentlich ältere Geschichte. Archäologische Funde im Hochland von Peru beweisen, dass es den Anbau von Wildkartoffeln mit schon 750 v.Chr. bis etwa Christi Geburt gegeben hat. In Teilen von Nordamerika bis zum Süden von Südamerika gibt es heute noch 160–200 verschiedene Arten von Wildkartoffeln. Doch zurück zu den ersten Kultursorten. Mitte des 16. Jahrhunderts gelangten die ersten Kartoffeln über Spanien und England nach Europa. Aufgrund ihrer Blüte wurden die Kartoffeln jedoch anfänglich als Zierpflanze, nicht als Nutzpflanze erkannt. Die Einführung der Kartoffeln veränderte die Welt wesentlich, da gerade viele Seefahrer erkannten, dass sie mit den Kartoffeln ein sehr nährstoffreiches, gut lagerfähiges und gesundes Lebensmittel an Bord hatten. Auf dem Weg nach Europa bekamen die Kartoffeln wahrscheinlich in Italien den Beinamen „Trüffel“, im italienischen „Tartufoli“. Die Namensentwicklung im deutschen erfolgte über „Tartuffeln“, „Artuffel“, „Artoffel“ und schließlich „Kartoffeln“. Dem Botaniker Caspar Bauhin verdankt die Knolle letztendlich ihren noch gültigen botanischen Namen ‚Solanum tuberosum esculentum‘ was übersetzt soviel wie „essbarer, knolliger Nachtschatten“ heißt. Die Einführung der Kartoffel in Deutschland als eines der Grundnahrungsmittel ist eine eigenwillige Geschichte, denn der Erdapfel stieß zunächst auf enorme Widerstände und Ablehnung in der Bevölkerung. Einer der Gründe war, dass die Kartoffel längst nicht so schmeckte, wie wir das heute von den modernen Sorten gewöhnt sind. Vor allem stellte sich nach dem Verzehr ein unangenehmes Kratzen im Hals ein, was auf den damaligen noch viel zu hohen Anteil an Solanin zurückzuführen war. Zudem fehlte wohl ganz offensichtlich eine Gebrauchsanweisung für die Zubereitung dieser Knollen und die Bevölkerung versuchte die Kartoffel roh oder unreif und im schlimmsten Fall mit grüner Schale zu verzehren. Ein weiteres Problem stellte die Anbaumethode dar; denn in den alten Zeiten des Ackerbaus wurde ein Feld alle 3 Jahre brach liegen gelassen, nun sollten im dritten Jahr diese Kartoffeln angebaut werden. Die eigentliche Einführung der Kartoffel ist Friedrich dem Zweiten von Preußen (1712–1786) zu verdanken, denn er erkannte, welche Bedeutung die Kartoffeln in einer Zeit ständig wachsender Bevölkerung und mehrmaligen Hungersnöten mit sich brachte. Der Geschichte nach wendete Friedrich der Zweite von Preußen einem Trick an. Er weckte die Neugier der Bauern indem er 1740 in Berlin Kartoffelfelder anlegen ließ, die von Soldaten bewacht wurden, um Diebe abzuhalten, die diese seltsamen Knollen klauen würden. Schon sehr bald danach animierte das die Bauern die heimlich entwendeten königlichen Knollen selbst anzubauen,(sicherlich ungestraft) was Preußen ab 1740 bis nach dem Siebenjährigen Krieg 1756–1763 Hungersnöte ersparte und den Kartoffeln zum Durchbruch verhalf. Also war es er, der den so genannten Kartoffelbefehl vom 24.03.1756, die „Circular-Ordre“ Friedrichs II. erließ, mit der er allen preußischen Beamten befahl, sämtlichen Untertanen den Kartoffelanbau „begreiflich zu machen“. Der König ließ es sich auch nicht nehmen, regelmäßig auf die Felder zu fahren und mit den Bauern zu reden. Hierzu gibt es von dem berühmten Berliner Maler Robert Warthmüller ein großes Ölgemälde.
Die Kartoffel
Kartoffeln pflanzen/setzen/legen
Damit die Kartoffel gut wächst, benötigt sie den richtigen Standort und der bezieht sich in erster Linie auf den richtigen Boden. Kartoffeln bevorzugen lockere, gut durchlässige sowie sehr nährstoffreiche Böden auf vollsonnigen Standorten. Sandböden und sandige Lehmböden sind hierfür ideal. Aber auch in torfigen und sehr lehmigen Böden gedeiht die Kartoffel, solange das Wasser gut abfließen kann. Staunässe wird von ihr nicht toleriert, denn in diesem Fall faulen die frisch gelegten Knollen rasch in der Erde. Ideal ist ein gut gepufferter pH-Wert des Bodens.
Standort- und Bodeneigenschaften für den Anbau von Kartoffeln:
Generell sollten Kartoffeln nie am selben Standort mehrfach hintereinander angebaut werden. Erst nach vier Jahren dürfen sie wieder an den gleichen Standort. Dies beugt im Boden lebenden Kartoffelkrankheiten wie beispielsweise Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum), Braunfäule (Phytophterera) sowie einer einseitigen Bodenermüdung vor. Alternativ kann man Kartoffeln im Topf pflanzen und somit auch auf der Terrasse und dem Balkon kultivieren.
Kartoffeln vorkeimen: Pflanzkartoffeln können vier bis fünf Wochen lang ab Anfang März auf einer hellen und warmen Fensterbank vorgekeimt werden. Diese Methode sorgt für eine zwei bis drei Wochen frühere Ernte und ermöglicht auch das Anbauen von Sorten mit einem mittleren Reifezeitpunkt. Auf diese Art können sie meist noch, bevor die gefürchtete Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) auftreten kann, geerntet werden. Man sollte jedoch darauf achten, dass die teils langen Triebe der gekeimten Kartoffel beim Auspflanzen oder Legen nicht abbrechen.
Kartoffeln teilen: Kartoffelknollen können auch geteilt werden. Dies muss jedoch vor dem Vortreiben geschehen, also etwa Ende Februar. Am besten zerteilt man Kartoffeln mit einem sterilen, scharfen Messer und lässt die Wunde gut abtrocknen. Wichtig ist, dass beide Hälften Augen, also winzige Knospen besitzen. Aus diesen Augen werden sich später dann die Triebe bilden. Teilt man die Knollen rechtzeitig, hat die Kartoffel vor dem Auspflanzen lange genug Zeit, um die Wunde verheilen zu lassen und sich keine Krankheitserreger einnisten können. Auch ein Bestäuben mit Holzkohle-Puder (unmittelbar nach dem Schneiden) bewährt sich. Dieser Aufwand lohnt sich aber nur wenn man seltene Sorten in unzureichenden Mengen hat, die man gerne weiter vermehren möchte.
Kartoffeln pflanzen, setzen oder legen – Abstand und Tiefe:
Bei der Pflanzung stellt sich zunächst die Frage, wie tief pflanzt man Kartoffeln ein? Auch Pflanz- und Reihenabstand spielen eine wichtige Rolle bei dieser Kultur. Die optimale Pflanztiefe für Kartoffeln beträgt 6 bis 10 cm, der Pflanzabstand von Kartoffel zu Kartoffel 30 bis 35 cm. Der Abstand zwischen den einzelnen Reihen sollte bei 50 bis 60 cm liegen. Ab April bis Mai beginnt die Pflanzzeit für Kartoffeln (Frühkartoffeln). Mithilfe einer Pflanzschaufel oder Hacke lassen sich passende Löcher für die Knollen ausheben. Alternativ ziehen Sie mit einem Kultivator eine lange Furche und legen die Kartoffeln nacheinander hinein. Vorgekeimte Knollen werden mit dem bereits vorhandenen Trieben nach oben gesetzt. Bedecken Sie nun die Knollen mit Erde und gießen Sie an. Nach ein paar Wochen spitzen dann die ersten grünen Triebe aus der Erde heraus. Dann sollte allerdings frostfreies Wetter vorherrschen, denn die jungen Triebe sind äußerst frostgefährdet. Ausschließlich Setzkartoffeln pflanzen, Kartoffeln aus dem Normalverkauf sind häufig mit keimhemmenden Präparaten behandelt.
Kartoffeln anhäufeln: Sobald die Austriebe der Kartoffelpflanzen erscheinen, wird es Zeit die gelegten Reihen anzuhäufeln. Das macht man, um die gelegten Knollen vor allzu viel Licht zu schützen. Freiliegende Kartoffelknollen werden sehr schnell grün wodurch sich ungewollt das hochgiftige Alkaloid Solanin bildet. Durch rechtzeitiges Anhäufeln wird das in jedem Fall unterbunden. Zudem lässt sich mit dem Anhäufeln der Kartoffeln auch der Ertrag etwas steigern. Durch die angehäufelte Erde bilden sich zudem entlang des Sprosses Wurzeln aus und verbessern somit die Wasser- und Nährstoffaufnahme. In dem kleinen Damm wird zusätzlich mehr Wasser gespeichert und die Pflanzbeete bleiben länger feucht. Auch beim kommerziellen Kartoffelanbau in der Landwirtschaft werden die Reihen auf den teils riesigen Felder angehäufelt, das erledigen Traktoren mit Spezialgeräten. Für den Hobbyanbau gibt es hingegen ein Gartengerät, das als Kartoffelhäufler bezeichnet wird. Hat man seine Kartoffelreihen sorgsam gerade gelegt, kann man mit diesem Gerät von Hand problemlos zwischen den Reihen kleine Dämme aufhäufeln. Das sollte von Zeit zu Zeit wiederholt und gleichzeitig mit einer manuellen Unkrautbekämpfung verbunden werden.
Kartoffeln mal anders pflanzen
Wie man Kartoffeln traditionell im Hobbybereich bzw. kommerziellen Landbau anbaut, haben wir bereits erfahren, es gibt aber noch weitere, teils verblüffende Methoden.
Heu oder Strohkartoffeln (Mulch- oder No-dig-Methode)
Im Mai legt man die Saatkartoffeln auf eine Wiese, die frisch gemäht wurde, oder auf den Rasen. Selbstverständlich funktioniert das auch auf dem blanken Gartenboden. Die Knollen sollen in einem Abstand von 40 × 40 cm platziert werden. Wer eine große Fläche bearbeitet, sorgt mit Schnüren, die alle 40 cm gespannt sind, für gerade Reihen. Dann bedeckt man das Beet 40 bis 50 cm hoch mit Heu. Es kann frisches oder altes Heu sein. Auch Stroh eignet sich dafür. (Kein Stroh verwenden, das mit halmverkürzenden Mitteln behandelt wurde). Nach dem Zudecken der Saatkartoffeln wässert man stark, dadurch sackt die Abdichtschicht in sich zusammen. Nach etwa 6 Wochen wachsen die Kartoffeltriebe durch die Schicht und die ersten Blättchen entfalten sich. So ein Beet macht wenig Arbeit, denn kaum ein Unkraut schafft es, durch die Mulchschicht hindurchzuwachsen. Lediglich stark wachsende Wurzelunkräuter wie Disteln, wilder Rhabarber, Melde oder Franzosenkraut können zum Problem werden. Sollten solche Wildkräuter sprießen, lassen sie sich leicht herausziehen, allerdings nur dann, wenn die Kartoffeln wie beschrieben in Reih und Glied gelegt wurden. Bei dieser Methode sei noch empfohlen das Beet mit einem Vogelschutznetz abzudecken und dieses sehr ordentlich im Randbereich zu befestigen, weil ansonsten das aufgeschüttete Heu oder Stroh vom Wind davongetragen wird. Bei dieser Pflanzmethode ist regelmäßig darauf zu achten, dass die Kartoffeln immer gut abgedeckt sind und keinesfalls dem Licht ausgesetzt werden (Grünschalige Kartoffeln sind giftig). Die Kartoffelernte beginnt im Allgemeinen dann, wenn das Laub der Pflanzen langsam braun wird und abstirbt. Dies ist ein Zeichen, dass die Knollen allmählich reif sind. Zur Ernte rollt man die Mulchschicht, die in der Zwischenzeit schon stark abgesackt ist, wie einen Teppich beiseite. Die Knollen liegen auf dem Boden und brauchen nur noch aufgesammelt zu werden. Das ist natürlich viel weniger arbeitsaufwendig als die Knollen aus dem Boden zu holen. Man muss die Kartoffeln nicht zwingend auf eine Wiese oder Rasenfläche legen, das geht auch auf dem blanken Gartenboden, vorzugsweise nach einer manuellen Wildkräuterbekämpfung. Nach einer sortenabhängigen Vegetationszeit von 110–160 Tagen vom Legen bis zur Ernte zeigen die Rasen- bzw Wiesenflächen deutliche Gebrauchsspuren und müssen unter Umständen erneuert werden.
Kann man Kartoffeln aus Samen ziehen?
Grundsätzlich können Kartoffeln auch aus Samen gezogen werden, in der Praxis tun dies aber nur Züchter. Für den Hobbygärtner ergeben sich durch die Aussaat von Kartoffelsamen keinerlei Vorteile. Zum einen hat bei der Bestäubung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Durchmischung der Sorten stattgefunden. Die nachkommende Generation aus den Samen ist meistens nicht sortenrein. Zum anderen benötigen Sämlinge deutlich länger, um Knollen zu bilden. Die geernteten Knollen sind im ersten Jahr nach Anzucht der Samen im Februar ziemlich klein und bringen dadurch kaum einen Ertrag. Erst wenn die Ernte aus dem ersten Jahr im folgenden Frühjahr selbst ausgepflanzt wird, ist die Erntemenge annähernd vergleichbar. Allerdings gibt es für den Hobbybereich schon seit geraumer Zeit eine Neuheit unter den Kartoffeln, die aus Samen herangezogen wird und dann als gekeimte, gut entwickelte Jungpflanze in den Verkauf gelangt. Die Sorte wird unter dem Namen Adessa® gehandelt und man kann sie in den meisten Gartencentern im Frühjahr kaufen. Adessa® Protect, F1 ist eine festkochende Kartoffel mit länglichen, gelbfleischigen Knollen. Die aus Saatgut angezogene Kartoffel hat weiße und lilafarbene Blüten, ist ertragreich und hat einen aromatischen Geschmack. Sie ist resistent gegen die Kraut- und Braunfäule. Diese Kartoffel erhalten Sie als Jungpflanze. Die aus Saatgut angezogene Kartoffel hat weiße und lilafarbene Blüten, ist ertragreich und hat einen aromatischen Geschmack. Sie ist resistent gegen die Kraut- und Braunfäule.
Vital-Kartoffel Adessa®
Pflanzanleitung