Intensiver Zitronenduft für Entspannung und Genuss

Melisse – Ernte vor der Blüte       

Wer schon einmal über die Blätter dieses Krautes strich und sich an dem intensiv würzigen Duft erfreute, wird schnell ein Liebhaber dieser Pflanze. Die Verwendung der Staude geht auf die Araber zurück, welche die Zitronenmelisse bereits in Spanien kultivierten. Durch die Benediktiner wurde sie in die Klöster Mitteleuropas eingeführt. Karl der Große befahl in seiner Verordnung ‚Capitulare de villis‘ ihren Anbau.       

Die Melisse gehört zu der Familie der Lippenblütler. Sie besitzt einen weitverzweigten Wurzelstock und treibt kurze Ausläufer im Boden. Die vierkantigen, behaarten Stängel wachsen aufrecht und werden bis zu einem Meter hoch. Die Blätter sind eiförmig und an den Rändern gezähnt. Sie sind mit vielen Öldrüsen besetzt. Von Juli bis August erscheinen in den Blattachseln die weißen Blüten, die von Bienen gerne aufgesucht werden.   

Im Garten liebt die Melisse einen warmen, geschützten und sonnigen Platz mit humosem, durchlässigem, leicht feuchtem Boden. Im April kann man die Samen in Schalen aussäen, anschließend pikieren und ab Mitte Mai auf 30 cm Abstand versetzen. Einfacher ist es, die jungen Pflanzen im Handel oder auf dem Wochenmarkt zu kaufen. Durch Teilung der alten Wurzelstöcke oder durch Stecklinge lassen sich mehrjährige Bestände gut verjüngen. Oft sät sich das Kraut auch von selbst aus. Beim Hacken und Jäten im Garten ist darauf zu achten, dass die flach wachsenden Wurzeln nicht beschädigt werden. Die Melisse überwintert mit einem Rest harter Blätter dicht am Boden; alle anderen oberirdischen Pflanzenteile erfrieren. In unseren Breiten empfiehlt sich daher bei härteren Wintern eine Reisigabdeckung.   

Bereits vom Frühling bis in den späten Herbst können die jungen Blätter geerntet werden. Kurz vor der Blüte lohnt es sich auch, das ganze Kraut über dem Boden abzuschneiden und zu trocknen; zu dieser Zeit hat es den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen. In der Küche werden die frischen Blätter zu Salaten, Quarkmischungen, Kräutersuppen, Pilzgerichten, Geflügel und Wild verwendet. Die getrockneten Blätter finden seit alters her zu Heilzwecken bei allerlei nervösen Beschwerden Verwendung, und zwar bei Herz-, Magen- und Schlafleiden.    

Das ätherische Öl der Melisse ist Bestandteil sehr vieler Arzneispezialitäten, von denen der Melissengeist ganz besonders beliebt ist. Die ausgleichende Wirkung der Zitronenmelisse lässt sich auch in Form des Melisse-Vollbades nutzbar machen. Dazu wird ein Liter kaltes Wasser mit 60 g Melissenblättern zum Sieden gebracht und nach zehn Minuten abgeseiht. Diese Flüssigkeit wird dem Vollbad zugesetzt.     

Sehr zu empfehlen, gerade an warmen Sommerabenden, ist der Genuss einer Kräuterbowle. Dazu nimmt man jeweils 80 g Blätter der Zitronenmelisse und der schwarzen Johannisbeere, 20 g Thymian, je 10 g Pfefferminze, Estragon und Pimpinelle und ein paar Salbei-, Ysop- und Lavendelblätter. Am besten pflückt man diese Blätter bei sonnigem Wetter, da bei regnerischer Witterung der Aromaverlust enorm ist. Die Kräuter werden klein geschnitten und in einem Leinensäckchen in die Bowle aus ca. 5 Litern Weißwein gehängt. Nach einer halben Stunde wird das Säckchen herausgenommen und gut ausgedrückt. Auf Zucker sollte man verzichten; einen perligen Charakter bekommt die Bowle durch Zugabe von Mineralwasser oder Sekt.       

Peter Busch

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