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Damals war’s, als in den Dreißigerjahren zur Reifezeit von Blaubeeren große Radfahrertrupps durch das Volmetal ins Sauerland fuhren und am späten Nachmittag heimwärts zurück Richtung Ruhrgebiet: lauter Heidelbeersammler, zu erkennen an zwei 10-Liter-Eimern, gefüllt mit Blaubeeren rechts und links am Lenkrad, zuzüglich dreier auf oder am Gepäckträger. Heute muss man vielerorts lange suchen, ehe man einen Bestand wildwachsender Heidelbeeren findet. Möglicherweise liegt es daran, dass die Wälder zu dicht sind, dass ein mit Heidelbeeren in Symbiose lebender Wurzelpilz fehlt oder dieser Pilz Schwefeldioxid nicht erträgt.
Heimische Heidelbeeren haben sehr spezielle Ansprüche, die nicht leicht zu erfüllen sind. Wichtig sind den kleinen Sträuchlein grundsätzlich hell beschattete Standorte. Heutige Wälder sind meist sehr dicht. Es bleibt abzuwarten, ob sich in Nachfolge von Borkenkäfern daran etwas ändert. Jedenfalls muss für Heidelbeeren zu einem licht beschatteten Standort betont saurer, anmooriger Boden kommen, mit einem Wert zwischen 3,5 und 4 pH. Ideale Standorte sind Moor- und Bergheiden. Am ähnlichsten sind ihnen, was dies betrifft, Rhododendren und verwandte Gehölze, so genannte Moorbeetpflanzen. Zum niedrigen Kalkgehalt sei tiefgründige, humose, torfige Erde mit genügend Feuchtigkeit vorhanden. Kurzzeitige Trockenheit wird vertragen, doch nicht längerer Wasserentzug. Aus diesem Grund ist Anbau von Heidelbeeren im Garten nur sinnvoll, wenn die Gegebenheiten den speziellen Wünschen wenigstens einigermaßen entsprechen. Andernfalls ist der Aufwand, sie dauerhaft so zu erhalten, zu aufwendig, vor allem die Bodenverhältnisse betreffend.
Wilde, heimische Heidelbeeren sind durchschnittlich 40–60cm hoch, haben sommergrüne Blätter, blühen im April/Mai mit kleinen, weißgrünlich-roten, krugförmigen Blüten. Die Früchte sitzen meist einzeln in den Blattachseln, werden erst im Laufe des späten August und im September reif, sind dann intensiv blau und etwa 1 cm dick, schmecken hoch aromatisch, färben Zähne und Mund blau, was mit Einsatz von Zitrone schnell wieder schwindet, ebenso aus Stoff. Die Sträuchlein sind völlig winterhart, frieren in besonders kalten Wintern schon mal zurück, treiben aus Wurzeln wieder aus, werden meist um die 30 Jahre alt, können durch Wurzelausläufer verjüngt, beziehungsweise vermehrt werden. Beim Verzehr von Heidelbeeren aus der Natur berücksichtige man möglichen Befall mit Fuchsbandwurm, wasche gründlich oder erhitze ausreichend. Heidelbeerpfannkuchen stehen ganz oben auf dem Speisezettel. Hinzu kommt, was man aus Beeren machen kann: Saft, Gelee, Marmelade, Wein und dergleichen. Getrocknete Heidelbeeren gelten als vorzüglich wirksam gegen Durchfälle. Tee aus Blättern dient verschiedenen Zwecken. Man orientiere sich an Angaben für die Volksmedizin.
Ilse Jaehner