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Ich bin wütend. Da sitzen die Schnecken auf meinem Salat und den jungen Paprikapflanzen und genießen den Ertrag meines Schaffens. Allerdings: Tiere hindert beim Fressen kein Gedanke an Gut oder Böse. Für sie gelten andere Prinzipien: „Fressen und gefressen werden“, ist eines davon. Fred, mein biologisch wirtschaftender Gartennachbar, lacht sich eins über meine Niederlage. „Jahrzehntelang haben so genannte Schädlinge unsere Gärten heimgesucht ohne den Schaden anzurichten, den Menschen auf lange Sicht verursacht haben“, gibt er zu bedenken. Ganz unvoreingenommen gesehen sind die Pflanzen und Tiere lange genug ohne den Menschen ausgekommen. Ein Menschenleben ohne Pflanzen als Ernährer, Schützer, Energieumwandler und Produzent von Sauerstoff im ökologischen Gefüge sei im Umkehrschluss nicht möglich. Fred lässt liebevoll seinen Blick über sein kleines Reich mit den gut gemulchten Stecklingen und Pflanzen schweifen und belehrt mich, dass Pflanzen Hunderte unentbehrliche, unentgeltliche Leistungen für anderes Leben erbringen. „Zum Dank sollte der Mensch die Natur schützen und aufbauen“, regt er an.
Ein Gärtner braucht nicht vor jedem Käferlein zittern und es vorsorglich erst einmal umbringen. Mit einiger Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und Geschicklichkeit hält Fred sich, wie ich weiß, seine Tiernachbarschaft auf Distanz. Ich weiß aber auch, dass sich ein Gärtner so eine entspannte Haltung nur durch fundierte Grundkenntnisse über Insekten, Pflanzenkrankheiten, den Gartenbau und ein gesundes Selbstvertrauen erwirbt. Fred weiß, dass sich Pflanzen in der Natur gut selber und miteinander in Mischkulturen schützen. Aus dem Grund hat er rund um sein Kohlbeet eine dichte Tagetesumrandung gesetzt. Diese werden liebend gerne von den Schnecken gefressen und sind so eine lebende Barriere. Außerdem sorgen sie dafür, dass der Boden im Kohlbeet nermatodenfrei bleibt oder wird. Diese kleinen Fadenwürmer bohren sich gerne in den Standbereich der Kohlköpfe und verhindern, dass die Kohlköpfe prächtig ausreifen.
Monika Hermeling