Der Garten im Jahre 1880

Vor einiger Zeit habe ich ein altes Gartenbuch aus dem Jahre 1880 geschenkt bekommen: „Der Küchen- und Blumen-Garten für Hausfrauen“ von Henriette Davidis. Es ist interessant, welche Pflanzen bereits damals bekannt waren, mit welchen Methoden gegärtnert wurde und wie manche Pflanzen früher genannt wurden. Im Folgenden einige Beispiele:

Was bereits damals bekannt war:

 

  • Thomato oder Liebesapfel: „Diese Pflanze gehört zu der Gattung der Kartoffeln, die an den Wurzeln keine Knollen ansetzt. Die Früchte sind auch in der feinen Küche für Sauce zu Fleisch und zur Suppe sehr beliebt; auch sollen sie in Amerika als Salat, wie Gurken zubereitet, gegessen werden.“
  • Aubergine (Die Eierpflanze): „Eine einjährige krautartige Staude von 1 ½ bis 2 Fuß Höhe. Von den eiförmigen fleischigen Früchten oder Schoten, weiß und violett, sind nur die weißen brauchbar, letztere werden für schädlich gehalten.“
  • Rhabarber: „Die Rhabarberpflanze ist in England fast allgemein, wird indeß auch mehr und mehr in unseren deutschen Gärten gezogen, wenn auch großentheils nur als Zierpflanze.“
  • „Zu Einfriedungen um Gärten, namentlich für leichten sandigen Boden, worin der Weißdorn nicht gedeiht, sind ganz besonders Maulbeerpflanzen geeignet. Sie bilden nicht nur eine hübsche Hecke, sondern gewähren auch bei der mehr und mehr sich verbreitenden Seidenzucht einen nicht geringen Nutzen.“
  • Wirkung von Pyrethrum: „Persische Kamille oder persische Wucherblume, 1–1 ½ Fuß hohe schöne Zierpflanze, woraus Insektenpulver bereitet wird.“
  • „Die Melone, eine ebenso angenehme als kühlende Frucht, würde weit häufiger angebaut werden, wenn man nicht im Allgemeinen der Ansicht wäre, daß sie nur in sehr günstigen Sommern ohne Mistbeet zu cultiviren sei. Das Ziehen der Melonen im Mistbeet liegt aber der Kostspieligkeit wegen nicht in den Verhältnissen eines jeden Gartenliebhabers, und Mancher, der die Cultur selbst besorgt, wird die große Mühe und Sorgfalt scheuen, die damit verbunden ist.“
  • Chili/Paprika (Spanischer Pfeffer): „Eine einjährige Pflanze, welche zum Gedeihen vieler Wärme bedarf und die in unseren Küchengärten selten gezogen wird und selten Anwendung findet. Man gebraucht den spanischen Pfeffer hauptsächlich zu den bekannten russischen Gurken und Mixpickles.“
  • Erdbirne oder Topinambur: „Die Erdbirne ist eine zu der Gattung der Kartoffeln gezählte Knolle, welche eine 5 Fuß hohe Pflanze treibt.“
  • Neuseeländer Spinat: „Derselbe hat die angenehme Eigenschaft, daß er in der größten Sonnenhitze im Juli und August, wo der gewöhnliche Spinat fehlt, am besten gedeiht und Gebrauch davon gemacht werden kann.“
  • Mais (Türkischer Weizen): „Derselbe verdient, seines großen und vielfachen Nutzens wegen überall, wo das Klima nicht zu ungünstig ist, mehr und mehr angebaut zu werden. Der Mais kann für den Küchengebrauch und zum Füttern und Mästen des Federviehs auch in Gärten, sogar als Zierpflanze gezogen werden.“
  • Wunderbaum/Ricinus: „Eine einjährige 6–7 Fuß hohe Pflanze mit herrlichen Blättern.“
  • Trompetenblume: „Ebenfalls eine schöne Schlingpflanze mit hochrothen fingerlangen Rachenblumen, die sich büschelweise an den Spitzen der Zweige entwickeln.“
  • Zuckerrübe: „Die beste Sorte zum Einkochen des Saftes ist die weiße Zucker- oder Runkelrübe, welche, wenn sie hauptsächlich zu diesem Zweck dienen soll, nicht abgeblättert werden darf.“

 

Thema Schädlinge

  • Regenwurm: „Das beste Vertilgungsmittel desselben ist der Maulwurf, weshalb man diesem ja nicht zu sehr nachstellen darf. Kalkstaub, der zur Vertilgung der Schnecken empfohlen worden, dient auch zugleich dazu, die Regenwürmer zu tödten. Man streut ihn in ihre Löcher, wodurch die Würmer in die Höhe kommen und getödtet werden.“
  • Schnecken: „Ganz besonders gern setzen sie sich über Nacht an abgeschälte Weidenruthen, weshalb zu rathen ist, diese gleichfalls hinzulegen und ehe die Sonne die Schnecken vertreibt, die wegzuschaffen.“
  • Gegen Raupen: „Bei Stachelbeeren ist das Abbrennen von Schwefel unter den Sträuchern ein gutes Mittel zur Zerstörung der Raupen, doch muß es bei den ersten Spuren von Raupen geschehen, und darf der Schwefel nicht zu nahe unter die Sträucher gehalten werden.“
  • Feldmäuse: „Um sie zu tödten, knete man einen Teig von Mehl mit altem Fett und etwas Wasser und mische eben so viel Eisenfeile durch, mache kleine Kugeln daraus und lege sie vor die Löcher.“

 

Thema Dünger

 

  • Menschliche Excremente: „Diese gewähren eins der wirksamsten Düngmittel. Das Ekelhafte derselben, dessen man sich nicht erwehren kann, wird durch Mischung mit anderen Düngstoffen einigermaßen entfernt, weshalb es anzurathen ist, solche hauptsächlich zu Misch- oder Compostdünger zu verwenden.“
  • „Bei richtiger Anwendung ist der Guano auch für Kartoffeln ein gutes Düngmittel, indem er nicht nur einen reichen Ertrag bewirkt, sondern auch für einen weit geringeren Preis als Rindviehdünger zu haben ist. Es wird nämlich ein Sack von 100 Pfund (50 kg) durchschnittlich mit 4 2/3 Thaler bezahlt.“
  • Zu Knochenmehl: „Es kann darum nicht genug empfohlen werden, alle vorkommenden Knochen in der Haushaltung (etwa in einem alten Fasse) zu sammeln, und sie (bei nicht zu weiter Entfernung) in einer Knochenmühle mahlen zu lassen; um dem unangenehmen Geruche vorzubeugen, können solche vorher abgewaschen und im Ofen getrocknet werden.“

 

Frühere Bezeichnungen

 

  • Dinkel (Spelz): „Die Anpflanzung des Spelz ist besonders für größere Gärten sehr nutzbar, indem er eine gute Ernte liefert und bei manchen Speisen den Reis vertritt.“
  • Estragon: „Die Blätter des Dragons sind eine sehr feine Würze, sowohl für säuerliche Fleischspeisen als auch für Salat, und wird daher für den Winter auf den beliebten Dragon-Essig aufmerksam gemacht.“
  • Rote Bete: „Rothebeete, Rotherübe.“
  • Meerrettich: „Meerrettig“
  • Wühlmaus: „Die Hamstermaus, auch Erdhund genannt.“
  • Steckrüben: „Kohlrabi in der Erde.“
  • Schwarzwurzeln: „Scorzoneren“
  • Weißkohl: „Kappus“
  • Treiben und Kultur der frühen Pflückmölle oder Krabbelmäuse: „Diese vorzügliche Kartoffel als Frühernte, so wie auch zum Gebrauch im Frühjahr, sollte häufiger angebaut werden. Die Klage von Manchen, daß sie nicht gut gerathe, gründet sich in einer unrichtigen Kultur.“

 

  • Frühere Meinungen und Vorgehensweisen
  • Schnittlauch: „Er wird durch Theilung der Pflanzen vermehrt. Zur Beförderung des Wachsthums wurde das Begießen im April mit Sauerkraut-Brühe empfohlen.“
  • Senf: „Der schwarze und weiße Senf sind einjährige, außerordentlich nützliche Pflanzen, welche in keinem Garten fehlen sollten, weshalb hier speciell darauf hingewiesen wird. Die jungen Pflanzen liefern eine angenehme Zuthat zum Salat und nachher beim Lichten der Pflanzung ein wohlschmeckendes, besonders zur Untermischung zu empfehlendes Gemüse.“
  • Gurken: „Um tauben Blüthen vorzubeugen, vermeide man den Samen vom letzten Jahre, derselbe ist erst nach zwei bis drei Jahren tauglich. Ein Mittel, die Körner vor Anfressen zu bewahren, besteht darin, daß dieselben am vorhergehenden Abend in Thran oder in dem Nachtgeschirr eines Kindes eingeweicht werden.“
  • Zubereitung des Runkelrüben-Krauts oder Syrups: „Hat man den Saft zusammen, so wird derselbe auf’s Feuer gebracht und unter fortwährendem Schäumen gleichmäßig bis zum Dickwerden gekocht, welches eine Zeit von sechs bis acht Stunden erfordert. Um das Ueberkochen zu verhüten, werfe man, wenn der Saft sich hebt, eine gänzlich vom Speck befreite Schwarte hinein.“
  • Über Pflanzenetiketten („Pflanzen-Etiquetten“): „Man mache durch Spalten von Tannenzweigen lattenähnliche, unten zugespitzte Hölzer, stecke die Spitzen in concentrirte Schwefelsäure, damit sie nach außen verkohlen und dann nicht modern.“
  • Rosen: „Um plötzlich welkende Rosensträucher zu beleben, wurde in den „Fraundorfer Blättern“ empfohlen, rings um den Stamm im Kreise Holzasche zu streuen und den Boden einige Zeit recht feucht zu halten, es würden sich dann die Triebe bald wieder erfrischen und lebhaft fortwachsen.“
  • Hagebutte: „Die Früchte werden in der feineren Küche zum Einmachen so sehr geschätzt, daß deren Anpflanzung nicht übergangen werden sollte.“
  • Kermesbeere: „Die reifen schwarzen Beeren enthalten jenen wunderschönrothen Saft, welcher als Handelsartikel zum Färben weißer Schaumsaucen, süßer Gelees und Milchspeisen theuer verkauft wird.“
  • Stangenbohnen: „Die Sorten ohne Fasern haben mitunter einen wässerigen Geschmack.“
  • Endivien: „Um das Durchschießen zu verhindern, wozu die früh versetzten Pflanzen besonders neigen, darf kein frischer Samen gebraucht werden, auch werde, wenn die Pflanzen im vollen Wachsen sind, derb darauf getreten, was man nach kurzer Zeit wiederholt, wodurch der Trieb gehemmt wird.“
  • Erdbeeren: „Von den ersten im Garten gezogenen Erdbeeren wird häufig das Pfund mit 3 Mark bezahlt, nach etwa acht bis zehn Tagen mit 2 und später mit 1 Mark.“
  • Vorratshaltung: „Es ist ein großes Vergnügen, in einen Gemüsekeller zu treten, der reinlich und wohlgeordnet ist und der bis zum Sommer hinein die Haushaltung mit dem nöthigen Vorrath versieht.“ „Nach amerikanischen Versuchen soll der Gemüsekeller nicht über 7 und nicht unter 2 Grad haben.“
  • Blumen-Prospekte: „Bei der überaus gro­ßen Auswahl der jetzt im Handel vorkommenden Blumenpflanzen und Gesträuche ist es für den Unkundigen schwierig, eine geeignete Auswahl zu treffen, und durch die glänzenden Beschreibungen und Anpreisungen neuer Blumensorten sieht man sich häufig getäuscht.“

 

Gemüse, die heute nicht mehr üblich sind

 

  • Türkische- oder Wollenbohne: „Diese Sorte ist zwar die gröbste aller Stangenbohnen, aber für einen großen Haushalt, namentlich wo viele Domestiken sind, ihrer überaus großen Einträglichkeit wegen nicht zu verwerfen.“
  • Schwedische Wicke (Kaffeewicke)
  • Englischer immerwährender Spinat: „Der englische Spinat ist eine Sauerampferart, hat jedoch nur einen Anflug von Säure, und dauert mehrere Jahre, weshalb er immerwährender Spinat genannt wird.“
  • Knolliger Kälberkropf (Die gewöhnliche und die sibirische Körbelrübe): „Die Körbelrübe wird von Kennern als ein ganz vorzügliches Gemüse geschätzt, welches an Geschmack in der Mitte von Kastanien und Kartoffeln stehen soll. Da der Samen höchs­tens bis Weihnachten keimfähig bleibt, so ist es eine Hauptbedingung, ihn sogleich nach der Reife zu säen, weshalb es nothwendig ist, ihn selbst zu ziehen.“

 

Manfred Kotters

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