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Die Herbstzeitose (Colchicum autumnale L.) ist schön anzusehen und verdankt ihren Namen der Herbstzeit, in der sie, als Wiesenpflanze blüht. Sie sieht dem im Frühling blühenden lila-weißen Krokus ähnlich, ist aber, im Gegensatz zu diesem, für Menschen extrem giftig. Professorin Annette Otte von der Professur für Landschaftsökologie und -planung im Interdisziplinären Forschungszentrum der Universität Gießen erklärt, warum die Pflanze Oberhand gewinnen konnte und wie sie nach naturkundlichen Bedingungen reguliert werden kann.
Wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) meldet, hat sich in den vergangenen Jahren die Herbstzeitlose besonders im Grünland stark verbreitet. Da Wildkräuter und Gras dieser Flächen gerne als Tierfutter Verwendung finden, ist es wichtig, dass besonders Tierliebhaber erfahren, dass schon ein geringer Anteil der Pflanze im Futter das Heu unbrauchbar machen.
Bei Feldversuchen mit Mähern zeigte sich, dass Herbstzeitlose nach einem frühen Schnitt Ende April, Anfang Mai, sich weniger vermehrten. Den Grund sah man darin, dass zu diesem Zeitpunkt das Verhältnis zwischen dem Nährstoffgehalt der Biomasse im oberirdischen Bereich und den unterirdischen Speicherorganen am höchsten ist. Werden die Pflanzen dann gemäht, enthalten sie viele positive Inhaltsstoffe. Zugleich werden der Pflanze alle Möglichkeiten zur Kraftspeicherung genommen. Ein zweiter Schnitt, nur zur Futternutzung, erfolgt Ende Juni bis Mitte Juli.
Damit das Wachstum der Vegetation nicht gefährdet wird, empfehlen die Wissenschaftler einen zweiten Schnitt zur Futternutzung. Damit keine Jungtiere wegen der frühen Mahdtermine gefährdet werden, müssen diese Zeiten mit den Naturschutzbehörden abgestimmt werden. Dann können von diesen Naturschützer angefordert werden, die die zu mähenden Flächen vorher nach Jungtieren absuchen. So können Maßnahmen zum Schutz zum Beispiel von Rehkitzen getroffen werden und eine ausreichende Samenausschüttung der Begleitflora ist gewährleistet.
Empfehlungen zur Bekämpfung der auch als „Giftkrokus“ bekannten Pflanze stammten meist noch aus einer Zeit, in der man die Pflanze durch Überdüngung mit Jauche und Gülle bekämpfte. „Diese Methoden aus den Fünfziger bis Siebziger Jahren sind mit heutigen, am Naturschutz orientierten Entwicklungszielen artenreicher Wiesen nicht mehr vereinbar.“ Deshalb sei es jetzt an der Zeit, einen Weg zu finden, das Vorkommen der Herbstzeitlosen in artenreichen, wertvollen Wiesen über ein besonderes Management zu regulieren. Dafür würden in drei Regionen Hessens Untersuchungen durchgeführt. Otte: „Dort gibt es genügend unterschiedliche klimatische, standörtliche und nutzungsbedingte Ausgangsbedingungen, um so ein umfassendes Bild über Verbreitung und Möglichkeiten der Eindämmung der Art zu erhalten.“
So würden bei den Untersuchungen auch die jahreszeitlichen Schwankungen des Giftgehalts der Pflanzen ermittelt. „So können wir den Zeitpunkt bestimmen, bei dem in der Ernte nur ungefährliche Mengen des Giftstoffes enthalten sind,“ erklärt Otte. Allerdings müsse man immer auch die anderen Pflanzen der Wiesen im Auge behalten. Auch brütende Vögel finde man in solchen Wiesen. In den Untersuchungen würden deshalb auch die Auswirkungen jeder Maßnahme auf andere, insbesondere zu schützende Arten untersucht. „Unsere Erkenntnisse wollen wir dann in einer Broschüre an Landwirte, Pferdehalter und Naturschutzpraktiker weitergeben,“ so Otte.
Obwohl Otte das Fernhalten von Herbstzeitlosen für Privatgärten empfiehlt, betont sie, dass es den Forschern keinesfalls um eine Ausrottung der Pflanzen gehe. Zu Bedenken sei allerdings, dass schon kleine Mengen der Pflanze, wenn sie in den Mund gelangen, Schluckbeschwerden, Atemlähmungen oder im harmlosesten Fall, Übelkeit hervorrufen können. Bei Verdacht einer Vergiftung ist eine unbedingte ärztliche Hilfe, zum Beispiel über den Giftnotruf (0761/19240) anzufordern.
Monika Hermeling