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Winterlinge – Sie trotzen Eis und Schnee
Bei diesen beliebten Frühlingsblühern bohren sich oft die Knospen regelrecht durch den letzten Schnee und öffnen dann ihre Blüten auf kurzen Stängeln. Mit ihren goldfarbigen Blütenschalen gehören die Winterlinge deshalb zu den ersten Frühlingsblühern und kündigen das Ende des Winters an. Die Blüten lieben regelrecht die Kälte; holt man sie ins Zimmer, verwelken sie sehr schnell.
Selbst wenn man über keinen Garten verfügt, braucht man auf diese Frühlingsboten nicht zu verzichten; ein Balkon oder eine Terrasse reichen aus. Kästen mit Blumenzwiebeln kann man aber nicht einfach hängen lassen; sie werden über Winter dicht an dicht auf den Balkon gestellt und mit Laub als isolierende Schicht geschützt. Erst nach den starken Frösten im Februar bekommen die Kästen und Kübel dann ihren gewohnten Platz.
Vom Winterling (Eranthis) gibt es einige wenige Arten und Sorten: als erste blüht die aus Südeuropa stammende E. hyemalis, die gelegentlich auch bei uns in der Natur verwildert ist. An dem feineren Laub und dem rötlichen Stängel erkennt man E. cilicica, die aus Kleinasien stammt und etwas später blüht. Bei uns nur selten in gärtnerischer Kultur ist eine japanische Art (E. pinnatifida), die aparterweise weiße Blüten und violette Staubgefäße aufweist.
Am empfehlenswertesten neben den beiden erstgenannten Arten ist die Kreuzung aus beiden Arten (E. x tubergenii), die in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts als Gartenform gezüchtet wurde. Besonders beliebt ist die Sorte ‚Guinea Gold‘. Sie formt größere und duftende Blüten aus, die sich auch länger halten; dafür entwickelt sie keine Samen, aber zahlreiche Brutzwiebeln.
Zur Blüte erscheinen beim Winterling auch die handförmig gegliederten dunkelgrünen Blätter, die sich bereits im Mai wieder einziehen. Will man die Knollen umpflanzen, markiert man sich am besten schon während der Blüte die entsprechenden Stellen.
Ein guter Termin, Knollen umzusetzen bzw. kleine Zwiebeln zu entnehmen, ist von Mai–Oktober, je früher, desto besser. Die einzelnen Knollen werden gut fünf Zentimeter in den Boden gesetzt. Eine naturnahe Pflanzung, wo die Winterlinge verstreut wachsen und kein geometrischer Eindruck entsteht, erreicht man, indem die Knollen auf der vorgesehenen Fläche vorsichtig ausgeworfen werden und dort ihren Platz erhalten, wo sie auf den Boden gefallen sind. Am liebsten wollen die Winterlinge jahrelang in Ruhe gelassen werden und entwickeln dann wahre Blütenteppiche.
Als Standort ist ein frischer, kalkhaltiger, humoser Boden von sonnig bis halbschattig ideal. Unter Gehölzen in der Nähe des Hauses, in Wegnähe, an Terrassen und unter Fenstern, wo man die Blütenpracht auch bewundern kann, befindet sich der ideale Wachstumsplatz. Über Winter bleibt dann das Laub der Bäume und Sträucher liegen und schützt die Knollen.
Winterlinge wirken nach Jahren, wenn sie sich selbst kräftig vermehrt haben, am besten für sich alleine. Natürlich passen diese Frühlingsblüher auch gut neben Schneeglöckchen und Traubenhyazinthen oder neben Winterheide; wichtig sind allerdings Dauerstandorte, wo sie sich ungestört entwickeln können.
Peter Busch