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Vorzucht – Blumen, Gemüse, Kräuter
Wer zeitig im Frühjahr ersten Saaten auf den Sprung helfen will, muss die Natur etwas überlisten, da die optimalen Bodentemperaturen zum Wachsen im Freiland erst langsam erreicht werden. Am einfachsten ist die Verwendung von mitwachsenden Folien, die über die Beete gelegt und an den Rändern mit Steinen beschwert werden. Das Material ist durchbrochen und dehnt sich mit den wachsenden Kulturen aus. Zum Wässern braucht die Folie nicht abgenommen zu werden, und auch genügend Luft kommt durch die Schlitze. Der Nachteil dieser Folien ist aber, dass sie kaum vor Frost schützen.
In raueren Lagen muss man deshalb zwecks Ernteverfrühung geschlossenes Material verwenden. Für Beete bieten sich da Vliese und Folien an, letztere am besten zu Tunneln gestaltet.
Während Vliese lediglich locker über die Beete gelegt werden, hat ein Folientunnel den Vorteil, dass er die Kulturen nicht im Wachstum stört und sich die Pflanzen problemlos pflegen lassen.
Besonders zur Vorzucht von Gemüsesorten und Blumen bietet sich der altbewährte Frühbeetkasten aus einem Holzrahmen mit Glas- oder Folienabdeckungen an. Der Vorteil dieser Kästen liegt darin, dass sie mit Mistpackungen aus Pferde- oder Schafsmist aufgesetzt werden, die Wärme und Nährstoffe liefern sowie den Boden lockern. Entscheidet man sich für eine warme Vorkultur, wird in der Größe des Frühbeetes eine Grube von 60 cm Tiefe ausgehoben und bei Problemen mit Wühlmäusen ein Drahtgeflecht, das eng mit dem Kasten abschließt, eingelegt. Eine erste, zehn Zentimeter dicke Lage trockenen Laubes schützt vor eventueller Staunässe. Darauf kommt eine Lage von 40 cm Mist, die gut festgetreten wird. Steht kein frischer Mist zur Verfügung, kann auch eine Schicht frischer Rasenschnitt verwendet werden. Die Hitze, die durch Mikroorganismen erzeugt wird, beschleunigt sich enorm, wenn man der Mischung pro Quadratmeter 500 g Zucker beisetzt. Als abschließende Schicht trägt man 10–15 cm Komposterde auf.
Zur Aussaat ab Ende Februar bis Anfang März eignen sich natürlich nur Gemüsesorten und wenige Blumen und Kräuter, die auf einen Kälteeinbruch im Frühling nicht mit Wachstumsstörungen reagieren. Gut geeignet ist alles, was sonst im Freiland ab Ende März ausgesät wird, wie frühe Radieschen, Möhren, Kopf- und Schnittsalat, Spinat und schossfeste Kohlrabi. Bei den Kräutern lohnen sich Winterportulak, Kerbel, Borretsch und Petersilie und bei den einjährigen Blumenarten, die nicht so wärmebedürftig sind, z.B. Astern, Nelken, Ringelblumen und Strohblumen.
Wichtig ist bei allen geschlossenen Abdeckungen, nach dem Keimen der Samen – während der ersten stärkeren Sonneneinstrahlung im März – häufig zu lüften, damit es nicht zu einem Wärmestau oder durch zu feuchtwarme Luft zu Pilzerkrankungen kommt. Die günstigste Zeit dazu sind die fortgeschrittenen Vormittagsstunden nach einem Gießen, wenn der Boden sich bereits erwärmt hat. Über Mittag wird die Abdeckung alle paar Tage mehr und mehr geöffnet, bis bei schönem Wetter im April tagsüber so viel wie möglich gelüftet wird. Im März schließt man bereits nachmittags die Abdeckung, während es dann im April meist ausreicht, über Nacht abzudecken, um die Wärme zu halten. Durch dieses Abhärten werden gerade im Frühbeet oder unter Folienhauben Jungpflanzen auf ihren Standort im Freien vorbereitet, und es gibt keine Wachstumsschwierigkeiten.
Drohen im April und in manchen Lagen sogar noch im Mai Spätfröste, ist dann über Nacht eine zusätzliche Abdeckung mit Strohmatten oder ähnlich nützlichem Material nötig.
Ilse Jaehner