Wildbiene des Monats April 2022: Schwarzrote Schmalbiene

(Lasioglossum interruptum, PANZER 1798)

Sie sehen wie fliegende Ameisen aus, dunkel und meist unscheinbar. So erscheinen uns die meisten Schmalbienen. Anders sind die Männchen der Schwarzroten Schmalbiene, unsere Wildbiene des Monats April: Sie haben auffällige rote Rückenplatten. Diese lassen uns eher an eine Blutbiene als an eine Schmalbiene denken. Die Männchen der Schwarzroten Schmalbiene sind mit 5 bis 6 Millimetern etwas kleiner als die bis zu 7 Millimeter großen Weibchen. Diese haben, wie fast alle Schmalbienen, eine dunkle Färbung mit weißen Querbinden am Hinterleib. 
Wir finden die kleine Biene in weiten Teilen Europas – von Portugal bis weit nach Russland. Sie siedelt aber auch in Marokko und Ägypten. Die Schwarzrote Schmalbiene gilt als weitverbreitet, ist aber zum Teil regional verschollen, wie die Verbreitungskarte von Deutschland zeigt.   Am meisten ist die Schmalbiene in Süddeutschland verbreitet.  
Viele Wildbienen lieben die Wärme und sonnige Lebensräume. Unsere Monatsbiene ist keine Ausnahme: Mager- und Trockenrasen, sandige Dämme und sonnenbeschienene Hänge gehören zu ihren bevorzugten Standorten. Hier nistet sie im Boden. Sie gräbt sich eigenständig tiefe Erdgänge. Eine gebogene, etwa 2 Zentimeter über dem Boden befindliche Röhre verrät den Nesteingang der Biene.  
In den Hohlraum baut sie Brutzellen mit wabenförmiger Struktur.  
Ab April fliegen die überwinterten Weibchen aus und gehen ihrem Brutgeschäft nach. Die Männchen erscheinen erst im Juli, fliegen dann aber bis in den Oktober hinein. Schmal- und Furchenbienen sind bekannt für ihre langen Flugzeiten. Wie auch andere Schmalbienenarten lebt die Schwarzrote Schmalbiene in kleinen sozialen Gruppen. Es herrscht Arbeitsteilung: Die Arbeiterinnen beschaffen Nahrung und kümmern sich mit der Königin um die Aufzucht der Nachkommen. Die Männchen paaren sich ab dem Sommer mit mehreren Weibchen der neuen Generation, um den Fortbestand der Art zu sichern. Somit existieren zeitweise mehrere Generationen in einem Volk. Die Männchen und Weibchen des Vorjahres sterben am Ende der Flugsaison. Die begatteten Weibchen hingegen begeben sich in die Winterruhe, um im kommenden Frühjahr von Neuem zu starten.  
Wer vom Frühjahr bis in den Herbst unterwegs ist, braucht unterschiedliche Futterpflanzen. Die Schwarzrote Schmalbiene fliegt daher auf sechs Pflanzenfamilien, um Pollen für ihren Nachwuchs zu beschaffen. Korb-, Kreuz- und Lippenblütler werden von ihr ebenso angeflogen wie Raublatt-, Rosen und Dickblattgewächse. Besonders angetan haben es ihr bekannte Wiesenblumen, allen voran Schafgarbe, Löwenzahn und Salbei.    
Die bevorzugten Lebensräume der Schwarzroten Schmalbiene sind durch menschliches Eingreifen stark gefährdet. Durch das Versiegeln wertvoller Nistplätze hat es die Biene schwer, ihren Bestand zu wahren. Doch wir können ihr mit offenen Bodenstellen und heimischen Wildpflanzen unter die Flügel greifen.  
Oftmals reicht es schon, einige Stellen seltener zu mähen und den Wildpflanzen mehr Raum zu geben.  
   

Wertvolle Tipps wie bienenfreundliche Strukturen gestaltet werden können, finden Sie auf unseren Websites www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und  www.deutschland-summt.de                        

Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt  

 

Schnelle Fakten:

  • Name: Schwarzrote Schmalbiene (Lasioglossum interruptum, PANZER 1798) 
  • Flugzeiten: April–Oktober (Weibchen überwintern, Männchen fliegen ab Juli)     
  • Nahrung und Lebensraum: unspezialisiert; sammelt an sechs Pflanzenfamilien, gerne an Wiesen-Schafgarbe, Wiesen-Löwenzahn, Gewöhnlichem Natternkopf und Wiesen-Salbei; nutzt trockenwarme Standorte, Magerrasen, Trockenrasen, Ruderalflächen, Bahndämme usw.  
  • Nistweise: an schütter bewachsenen Stellen, im Boden; Nesteingang als gebogene Röhre, etwa zwei Zentimeter über dem Boden   
  • Parasiten: vermutlich Kroatische Blutbiene (Sphecodes croaticus, MEYER 1922)  
  • Gefährdung: gilt in Deutschland als gefährdet; kommt im Süden häufiger vor, ist in vielen Bundesländern verschollen      
  • Besonderheiten: eusoziale Lebensweise, charakteristische Färbung des Hinterleibs der Männchen; Weibchen im Feld nicht von anderen Schmalbienen zu unterscheiden       

 

Weitere Infos 

www.wir-tun-was-fuer-bienen.de 

www.stiftung-mensch-umwelt.de 

www.deutschland-summt.de 

 

Literatur 

  • Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas; Gattungen, Lebensweise, Beobachtung; Haupt Verlag, Bern.
  • Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
  • Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; 2. Auflage, Kosmos Verlag, Stuttgart.
  • Michener, Charles D. (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins ­University Press, Baltimore.
  • Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mittel­europas; Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.
  • Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.
  • Wiesbauer, Heinz (2017): Wilde Bienen; Biologie, Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.




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