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Gartenvögel – Tiere benötigen Lebensräume
Obwohl Rotkehlchen in Deutschland zu den häufigen Brutvögeln bei zählen, brauchen sie, wie natürlich auch viele andere Arten, einen besonderen Schutz. Der Grund liegt darin, dass etliche Lebensräume häufig vorkommender Vogelarten zwar nicht akut, aber doch schleichend durch die unterschiedlichsten Zivilisationserscheinungen gefährdet sind. Gerade Gartenbesitzer können durchaus zum Schutz der bedrohten Tier- und Pflanzenwelt einiges beitragen. Dabei geht es nämlich vorwiegend um den Erhalt noch vorhandener Lebensräume mit standortgerechten, heimischen Gehölzen und gegen die Anpflanzung von Koniferen-Monokulturen oder steriler Hybridsorten sowie den kurz geschorenen Rasen; gerade im eigenen Garten kann jeder sofort damit anfangen.
Rotkehlchen sind als Standvögel das ganze Jahr über bei uns anzutreffen und finden ihren bevorzugten Lebensraum in Gärten, Hecken und Gebüsch. Sie gehören zu den Vögeln, die am wenigsten Scheu vor dem Menschen entwickeln und nähern sich uns oft bis auf weniger als einen Meter. Besonders gut kann man dann die langbeinigen, braunen Vögel mit ihrer orangeroten Brust beobachten. Auffallend sind auch die großen schwarzbraunen Augen, die ihnen im Dämmerlicht unter Büschen wertvolle Dienste leisten. Rotkehlchen ernähren sich von Insekten, Spinnen, Würmern und Beeren. Ein naturnaher Garten mit Teich, Steinmauern, Wiese und Frucht tragenden Gehölzen hat ganzjährig für diese, wie natürlich auch andere Tiere, den Tisch überreichlich gedeckt.
Ab Frühling nisten die Tiere in einer Halbhöhle nahe am Boden und in Mauerhöhlen. Dichte Hecken und quirlig gewachsene Büsche sind dabei die Voraussetzung zur Ansiedlung von Freibrütern, wozu neben Rotkehlchen auch Grasmücke, Hänfling, Gimpel und Singdrossel zählen. Vom Menschen bereitgestellte Halbhöhlen-Nistkästen werden zwar auch gut angenommen, hier bietet sich aber selten ein so guter Schutz vor Elstern wie in aufgeschichteten Reisighaufen oder verwachsenen und sogar dornenbesetzten Sträuchern, wie z.B. Schlehen und Wildrosen.
Ein Verzicht auf den Einsatz von Giften im Garten sollte selbstverständlich sein; durch das Verfüttern vergifteter Insekten, wie z.B. Blattläusen, wurde schon manche Brut unbeabsichtigt abgetötet. Rotkehlchen brüten häufig zweimal im Jahr und ziehen bis zu sieben Jungtiere groß, die erst im späteren Stadium die charakteristische orangene Färbung aufweisen.
Rotkehlchen gehören zu den wenigen Vögeln, die auch noch im Herbst singen, im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln erheben sie erst in der Dämmerung ihre Stimme. Über Winter lassen sich die Rotkehlchen dann meist zum Schutz vor Kälte aufgeplustert beobachten und sind auf der Suche nach Beeren, da die tierische Nahrung in dieser Jahreszeit knapp ist. Gärten, die dann Früchte von Wildrosen, Pfaffenhütchen, Liguster, Weißdorn, Eberesche und Hartriegelgewächsen aufweisen, werden bevorzugt von Rotkehlchen besucht. Selbst bei strengstem Frost und fester Schneedecke müssen die Tiere keine Not leiden. Möchte man bei mangelndem Futterangebot in einem noch nicht naturnah gestalteten Garten zusätzlich ein Nahrungsangebot machen, empfiehlt sich für Rotkehlchen Weichfutter wie Haferflocken, klein geschnittene Äpfel und Rosinen.
Peter Busch