Aus meinem Garten

Hilfe für Patient Holunder       
Nie hätte ich gedacht, dass ich mir einmal Sorgen machen müsste um den Holunder in meinem Garten. Jetzt ist es soweit. Nachdem der Baum zuverlässig Jahrzehnte toll blühte – für Saft, Sekt und Tee, obendrein noch reichlich Beeren für Saft, Gelee, Likör produzierte – stehen wir plötzlich mit leeren Händen da. Der Holunder blüht zwar üppig, aber die Beeren bleiben klein, schrumpeln, vertrocknen. Ich vermutete zunächst die extremen Trockenheiten 2019/20 als Ursache. Aber 2021 war es erheblich feuchter. Trotzdem das gleiche Bild. Am Ende vertrocknete Früchte. Inzwischen hörte und las ich, dass auch Andere ähnliche Erfahrungen machten. Was ist da los? Das musste geklärt werden.     
Die ärgerlichen Verluste verursacht der Schlauchpilz Fusarium sambucinum, oft zusammen mit einem weiteren Pilz namens Phoma sambucinigrae. Fusarium-Pilze sind so gut wie überall anzutreffen, müssen nicht unbedingt immer krank machen, aber wohl Holunder. Inzwischen steht fest, dass es schwierig wird, ihn vor Befall zu schützen und noch schwieriger, erkrankten Holunder wieder gesund zu machen. Daher kommt es sehr darauf an, dem Befall, Doldenwelke genannt, vorzubeugen.    
Im erwerbsmäßigen Anbau von Holunder, unter anderem im Bodenseeraum, in der Nordpfalz und Eifel, ist es üblich, Holunder als Niederstamm oder Strauch zu ziehen, reihenweise zu pflanzen mit 3×5 m oder 4×6 m Abstand. Die Büsche werden außerdem sehr streng geschnitten, so dass immer einjähriges Holz vorhanden ist für Blüten- und Fruchtbildung. Das lässt sich bei niedrigen Baumformen natürlich besser handhaben, als wenn wer weiß wie hohe Bäume stehen. Das Schnittholz ist aus der Umgebung der Holunder zu entfernen, am besten zu verbrennen. Außerdem ermöglichen es niedrige Baumformen, die Kulturen notfalls mit Folie zu überbauen und so vor ungünstigen, anhaltend feuchten Witterungseinflüssen zu schützen.
Empfehlungen für Holunder im Garten lauten: Unbedingt dafür sorgen, dass der Baum viel Licht und Luft hat, nicht eingezwängt von Nachbargehölzen in Wildobsthecken oder an Waldrändern steht. Abgetragene Triebe des Jahres sollen um 50–75 % gekürzt werden, damit immer wieder neues Holz wächst, an dem sich die meisten Blütenstände bilden. Bei eventuellem Wässern Blüten und Blätter nicht treffen, nur in den Wurzelbereich gießen, im Frühjahr düngen mit etwa 60  g Volldünger je m². Ob Mittel gegen Grauschimmel, der ebenfalls ­Schäden verursachen kann, helfen, ist unsicher. Im biologischen Anbau empfiehlt sich der Einsatz von Lebermoosextrakten, die nach Forschungsergebnissen der Uni Bonn entwickelt wurden und von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft als Pflanzenstärkungsmittel zugelassen sind. Alles zusammen hilft – hoffentlich.             

Ilse Jaehner 
        


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