Da kommt beim einen oder anderen von uns bestimmt mal die kalte Wut auf und der Hals schwillt an. Es gibt einfach Tierchen, die wollen wir nicht in bzw. an unserem Heim haben. Unter Heim verstehe ich nicht nur den Wohnbereich. Auch Garage, Keller, Vorratsraum, Hobby-, Partyraum all das soll schlichtweg tierfrei sein. Grundsätzlich ein nachvollziehbarer Gedankengang. Na klar, der Konrad kommt natürlich mit Ausnahmen und Verständnis für die Natur, Umwelt usw. – da liegen Sie richtig. Nicht jedes Tier, das von uns als Ungeziefer oder Plagegeist bezeichnet wird, sehe ich als solches. Ganz grundsätzlich: Mal schnell mit Giften den Störer zu bearbeiten, ist zumindest teilweise strafbar. Rattengift, Fallen oder sonstige Eigenmischungen gegen Marder Tauben & Co. einzusetzen, ist nicht nur grenzwertig, es ist sogar verboten. Selbstverständlich weiß ich was los ist, wenn ein Marder unters Dach oder in Zwischendecken gelangt. Dann geht’s dort rund. Im wahrsten Sinne des Wortes dreht der da auf.
Wir hatten so einen Steinmarder zwischen unserem Scheunendach und der Isolierung – spaßig ist was anderes. Auch bei Hühnerhaltern ist sein Freundeskreis eher überschaubar. Dass Tauben alles verdrecken, ist auch nichts Neues. Trotzdem dürfen Wildtiere generell nicht einfach so in Mitleidenschaft gezogen werden, siehe Bundesnaturschutzgesetz, § 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen. „Es ist verboten, wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.“
Es gibt Menschen in Deutschland; denen ist die Jagd auf Wild unerträglich. Für sie ist das unnötig, sinnlos und gehört verboten. Natürlich sind unzählige Jagdbefürworter ganz anderer Auffassung. Sind Informationen zu unseren wildlebenden Tieren nötig, gibt es die Stadt- oder Kreisverwaltungen, bei denen Naturschutzabteilungen angesiedelt sind. Natürlich kann auch der zuständige Jäger angesprochen werden. Mit Sicherheit geben auch die Naturschutzverbände (BUND, Nabu) Hilfestellung. Die Argumentation, nichts davon gewusst zu haben, kommt im Ernstfall nicht gut. Alle Jahre wieder gibt es Berichte von Bewohnern, die Schwalbennester an ihren Häusern und Gebäuden nicht wollen. Sie stoßen die Alten ab und entfernen sofort den Neuanfang, wenn die Vögel mit dem Bau beginnen. Als Grund für diese Aktion geben sie die Verschmutzung mit Kot an. Naturfreunde dagegen, hängen Nester auf und befestigen so genannte Kotbretter darunter. Diese fangen die Hinterlassenschaften auf – natürlich muss irgendjemand das alles auch mal entfernen.
Nicht anders bei Wespennestern. Diese, zugegebenermaßen schon aufdringlichen Tiere, sorgen fast jedes Jahr für Schlagzeilen. Aber egal, es gibt an sehr vielen Gebäuden Stellen, an denen keine Gefahr für Menschen besteht. Ich hab auch schon Stiche abbekommen, wie viele andere auch. Wer es platzmäßig möglich machen kann und keine ernsthaften Gesundheitsprobleme (z.B. Allergie) hat, sollte sich überlegen, ob er Nester an schwer zugänglichen Stellen nicht einfach in Ruhe lässt. Denn bei solchen Einsprüh- und Vernichtungsaktionen passiert eher Mal ein Unglück, als beim vorsichtigen Umgang mit diesen gelben Störenfrieden am Esstisch. Ganz wichtig: nur zwei Wespenarten machen uns ernsthafte Probleme, alle anderen finden uns überhaupt nicht interessant. Zu Hornissen kennen fast alle die Geschichten wieviel Stiche ein Pferd oder einen Menschen umbringen. Diese großen Brummer sind ebenfalls harmlos, machen aber halt mit ihrem tiefen Gebrumm was her.
Je nach Wärme finden sich schon im zeitigen Frühjahr innen an den Fenstern unserer Häuser Insekten, die raus wollen. Also Fenster auf und wegfliegen lassen. Da braucht es kein Insektenspray in Zimmern und Dachräumen. Solche Tiere, wie Wanzen, Fliegen, Schmetterlinge, Florfliegen, Marienkäfer haben bei uns überwintert. Durch zunehmende Wärme werden sie aktiv und folgen dem Licht ans Fenster. Manche Raubvögel, Eulen und Falken suchen Öffnungen in Scheunen, Türmen oder anderen brauchbaren Gebäuden, um dort ihr Nest zu bauen. Genauso was beobachte ich seit Jahren in unserer Nachbarschaft, allerdings bei einem Rotschwänzchen. Das hat ein Loch im Mauerwerk entdeckt und sich dort häuslich eingerichtet. Ganz zu schweigen von den vielen Spatzen (Sperlingen), die sich unter den Dächern einnisten. Es gibt (menschliche) Zeitgenossen, für die sind die genannten Beispiele alles andere als in Ordnung. Sie kennen bestimmt vergleichbare Situationen, bei denen die Natur zu uns kommt. Mein ehemaliger Vorgesetzter, ein Biologe, sagte: „Die Leute wollen im Naturschutzgebiet wohnen. Aber wehe die Natur kommt zu ihnen“. Beides geht nicht.
Wenden wir uns den Tierchen zu, die wirklich unangenehm sind: Ratten und Mäuse. Deren Bekämpfung ist ein ganz anderes Kapitel. Sie übertragen Krankheiten, vernichten Vorräte und sind zuständig für massive Materialschäden an allem Möglichen. Hier ist es sinnvoll, das Motto: „Wehret den Anfängen“ zu beherzigen. Allerdings gibt es Vorgaben, wie gegen diese ungeliebten Kameraden vorzugehen ist. Diese sollten unbedingt beachtet und eingehalten werden. Im schlimmsten Fall, lassen Sie einen Profi ran.
Motten, Wanzen, Schaben, Flöhe, Spinnen gehören ebenfalls in die Kategorie „Nicht willkommen“. Egal ob wir uns vor ihnen ekeln (z.B. Spinnen) – ja auch Männer können da empfindlich sein – sie uns durchaus für eine Futterquelle halten und anstechen (Flöhe, Wanzen) oder wie Schaben und Motten in unseren Lebensmitteln, Kleidern usw. hausen bzw. Schaden anrichten.
Ich habe bewusst das Thema nicht tiefergehend behandelt. Mir ging es darum, mal die Sichtweise anzusprechen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Natürlich flucht der hundertprozentige Rasenliebhaber, wenn Regenwurm und Maulwurf sein grünes Herzstück auf links drehen. Da kommen allen Ernstes Anfragen zur nachhaltigen Bekämpfung. Maßnahme egal. Hauptsache es wirkt. Erstaunlicherweise sind viele dieser Zeitgenossen sonst sehr „grün“ eingestellt. Aber wehe man ist selbst mal betroffen. Andere Gartenbesitzer kommen mit diesen beiden Mitbewohnern ganz gut klar.
Betrachten Sie daher, im Falle, dass Sie einmal von Tieren heimgesucht werden, die Sache aus unterschiedlichen Sichtweisen. Selbst wenn sich nur in einem Fall die althergebrachte Ansicht verändern lässt, hat es sich schon gelohnt. Denn all diese „Störenfriede“ haben in der Natur einen eigentlichen Sinn und Zweck, dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir ihnen begegnen und uns dafür entscheiden, dass eine Koexistenz nicht möglich ist.