|
Winzer sind häufig mit der Weinlese früh dran. Schon im August geht´s los. Alle Beeren werden auf einmal geerntet. Hobbygärtner planen anders mit ihren Weinstöcken an Haus oder Pergola. Der Unterschied: Winzer haben es mit Trauben zur Weinbereitung, mit Weintrauben zu tun, Hobbygärtner mit Obst zum Essen, mithin Tafeltrauben. Diese Weinsorten reifen teilweise später als Weintrauben. Hobbygärtner sind an einer langen Erntezeit interessiert mit frischen Weinbeeren. Frisch und ganz verzehrt sind sie gesundheitlich am wertvollsten.
Um über längeren Zeitraum ernten zu können, ist Sortenwahl wichtig, denn es gibt frühe, mittelfrühe und späte Sorten. Frühe wie die gelbe ‚Fanny‘ kann man schon Anfang August ernten, die rötliche ‘Katharina‘ erst ab Mitte September, ebenso die blaue ‘Boskoop Glorie‘. Alle Beeren sollen zum Zeitpunkt der Ernte vollreif sein, denn Weinbeeren reifen nach dem Ernten nicht nach. Daher pflücke man sie immer erst, wenn sie intensiv sortentypisch gefärbt und die Stiele gut ausgehärtet sind. Man lässt sich mit dem Ernten also Zeit und verzehrt möglichst sonnenwarm, nie kalt. Nicht mehr tadellose Beeren werden entfernt, einwandfreie können bei gutem Wetter lange hängenbleiben. Sie werden dabei immer besser, süßer und aromatischer. Sogar eine milde Frostnacht im Oktober oder gar November macht nichts aus.
Was allerdings dem einen oder anderen etwas ausmacht, sind eventuell in den Beeren enthaltene Kerne. Kernlose Sorten werden allgemein bevorzugt, obwohl das schade ist, denn die Kerne enthalten reichlich der wertvollen sekundären Pflanzenstoffe, viel mehr als kernlose Früchte. Diese Stoffe wirken entzündungshemmend und keimtötend, allerdings nur, wenn man die Kerne entsprechend aufbereitet. Man muss sie ein bisschen zerkauen. Der leicht bittere Geschmack stört Empfindliche. Es geht auch so: Kerne einfach runterschlucken – ein bisschen wird die Magensäure schon schaffen. Trauben immer mit so langen Stielen ernten, abschneiden, dass man sie gut fassen kann. In einem zimmerwarmen Raum hängend(!) untergebracht, halten sich die Früchte etwa fünf Tage, im Kühlschrank bis zu zwei Wochen, gefrostet bis zu sechs Monaten.
Nach Ernte und Abfall der Blätter, wenn das Spalier übersichtlich geworden ist, entfernt man eventuell bei der Ernte übersehene, zurückgebliebene Trauben und kann auch schon vor dem Winter einige zu starke Triebe etwas zurückschneiden, was der allgemeinen Fruchtbarkeit dient. Ferner kümmere man sich um den Bodenzustand. Weinreben sind grundsätzlich nicht sehr anspruchsvoll, kommen auch mit weniger Nährstoffen und nicht ganz so gutem Boden zurecht, entwickeln sich jedoch besser, wenn man noch im Herbst im Wurzelbereich guten, nährstoffreichen Kompost eigener Herstellung oder einen ähnlichen Bodenverbesserer aufbringt.
Ilse Jaehner