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Ich habe bewusst das Wort „Haltung“ gewählt. Alles was in Töpfen, Kübeln, Eimern und sonstigem gepflanzt wächst, ist aufwendiger in Hege und Pflege. Wir, also Sie und ich, kennen doch die armen Pflanzen, die vermurkst in irgendwelchen Töpfen vor sich hinleiden.
Viel zu kleine Behältnisse, verbrauchte Erde, nass, trocken, kalt, heiß, hungrig, weil Nährstoffe fehlen. Einfach mal was in einen Eimer packen, nach dem Motto „Das Grüne nach oben“, funktioniert selbst kurzfristig nicht.
Lauter begeisterte Balkon- und Terrassengärtner, denen erklärt wird, wie einfach Pflanzen in Blumenkästen, Getränkepackungen, alten Schuhen, Gießkannen wachsen – und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Natürlich sieht das im Fernsehen gut aus.
In den bunten Gartenzeitungen suchen wir erfolglos nach warnenden Hinweisen.
Die Videokanäle im Internet zeigen locker entspannte Menschen, freudestrahlend mit Leichtigkeit vor sich hinschaffend. Natürlich ist ordentliches Pflanzengedeihen auch unter begrenzter Bodenmasse möglich. Beim Konrad wachsen einige Dinge in Speisbütten (hochdeutsch: Mörtelkübeln) Blumentöpfen oder Blumenkästen. Ausprobiert hab ich Feige, Olive, Engelstrompete (Brugmansie), Dattelpalme, Dipladenie, Erdbeeren, Salate, wilde Rauke, Kohl, Gladiolen, Dahlien, Schmucklilie, Salatgurken, Tomaten, Zucchini, Andenbeere (Physalis), diverse Kräuter, Rhabarber und natürlich den Klassiker Oleander.
Beginnen wir mit dem, was nicht so geklappt hat: Salatgurken im Freien waren einfach nicht so mit mir zufrieden. Es gab mal mehr, mal weniger. Spinnmilben traten ab Mitte des Sommers auf. Kühle, nasse Wetterkapriolen mochten sie genauso wenig wie Wind. Schließlich kamen Echter und Falscher Mehltau und erledigten den Rest. Irgendwie ließ sich das ganze Drumrum nicht so gestalten wie die Salatgurke es will. Also zu viel Wallung – habe fertig. Ähnlich erging es mir mit Zucchini. Nährstoffversorgung, Pilzkrankheiten ließen auch dieses Mitglied der Kürbisfamilie nach zwei Jahren ausscheiden. Alles was so klassische Kübelpflanzen (Oleander, Olive, Lantane etc.) sind, hab ich ebenfalls aus dem Programm genommen. Sie wachsen zwar sehr leidensfähig, aber wohin, wenn es Winter wird. Je älter und größer sie werden, desto schwerer sind sie zu bewegen. Das mit dem Alter trifft auch auf mich zu. Bei mir ist die Zeit vorbei, als ich relativ zügig die Kübel bewegen konnte. Die große Dattelpalme hat Frost im Ruhestadium in der Scheune überstanden. Im Mai haben die Eisheiligen sie aber satt erwischt. Da hatte sie auf Wachstum umgeschaltet und rum war es, erfroren. Hinzu kommt noch, wer bewegt so ein großes Teil hin und her, egal mit welcher Technik? Auch sowas trägt zur Verkleinerung des Pflanzensortiments bei. Bärlauch hat bei mir schon mal einen schweren Stand, was die Überwinterung in Töpfen betrifft. Da muss ich noch an mir arbeiten. Gießen ist stellenweise doch eine richtige Kunst – ich war aber noch nie ein Künstler. Ein geeignetes Überwinterungsquartier ist in meinen Augen zwingend nötig. Es macht doch keinen Sinn, die Gewächse in der Saison ordentlich zu kultivieren, um sie im Winter in einem dunklen Loch durchzuquälen. Bis die Schwächung der Überwinterung ausgewachsen ist, ist die halbe Freiluftsaison schon rum. Einigermaßen brauchbar wachsen Erdbeeren bei uns in Blumenkästen. Wenn die voll im Saft stehen, brauchen sie eine gleichmäßige Wasserversorgung. Ich schneide die Ableger regelmäßig ab, um damit die Energie in der Pflanze zu halten. Nur was zur Vermehrung dienen soll, bleibt dran – das ist nur eine Handvoll; ausgesucht von den Pflanzen, die mir als die Besten erscheinen. Kopfsalat gedeiht ziemlich gut. Manchmal muss sie meine Frau vor ihrer optimalen Größe ernten, weil es im Gefäß doch zu eng wird. Generell sind Salate recht strapazierfähig. Radies, Pflück- oder Schnittsalat sind auf jeden Fall einen Versuch wert. Grundsätzlich kann ich sie als Anfängergemüse empfehlen. Auch Spinat, Kohlrabi und Weißkraut gelingen halbwegs manierlich. Brauchen aber Platz und länger bis zur Ernte. Wilde Rauke gedeiht schon seit Jahren. Ist quasi ein Selbstläufer.
Kommen wir mal langsam zu den Schädlingen und Krankheiten: Gerade die Kreuzblütler, also Kohl und Rauke, bekommen ungeliebten Besuch von Kohlweißling und Erdfloh. Teilweise sehr heftig, so dass die Blätter erheblichen Lochfraß bzw. Kahlfraß durch die Kohlweißlingsraupen aufweisen. Hier muss unverzüglich eingeschritten werden. Die Raupen räumen sonst alles ab. Regelmäßige Kontrollen sind unabdingbar. So kann man bei einem Anfangsbefall eventuell durch absammeln der Raupen nochmal die Kurve kriegen. Blattläuse sind häufig schon zu Frühjahrsbeginn an allem was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Auch hier kann abstreifen von Hand helfen. Gerade an den Kräutern wollen die wenigsten von uns mit Pflanzenschutzmitteln schaffen. Blattminierende Insektenlarven zerdrücke ich mit den Fingern in ihren Gängen. An Spinat funktioniert das gut. Allerdings auch nur, wenn wenige Minen da sind. Sonst verliert sich die Motivation ganz schnell. An den Rosen sind außer Blattläusen auch Echter Mehltau und Sternrußtau zugange. Ganz genauso wie im Beet. Gladiolen und Dahlien brauchen eine Stütze, sonst fallen sie auseinander. Vieles läuft vergleichbar wie im Garten ab. Nur der sehr begrenzende Faktor „Behältergröße“ verlangt Fingerspitzengefühl und vermehrten Pflegeaufwand. Pflanzabstand, gießen, düngen, ausputzen etc. verlangen nach meinen Erfahrungen mehr Augenmerk. Allerdings ist das alles leistbar, wenn der ‚Dibbschesgärtner‘ sich langsam rantastet und nicht zu viel auf einmal will. Mittlerweile haben Sie mit Mini-Obstsorten für Kübelkultur sogar die Möglichkeit, sich einen Obstgarten anzulegen. Es hat was, seinen Apfel, den Salatkopf und Kräuter mal schnell draußen frisch zu holen. Dann viel Spaß beim ‚Dibbegärtnern‘ in Ihrem Garten, auf Balkon, Terrasse oder im Hof.
Hans Willi Konrad