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Nicht alle Fledermäuse machen in der kalten Jahreszeit Winterschlaf. Einige Fledermausarten ziehen mehrere 100 Kilometer weit in wärmere Regionen. Während die Zwergfledermaus nur wenige Kilometer zieht, wandert die Rauhautfledermaus mehrere hundert Kilometer. Zu Herbstbeginn verlassen auch in diesem Jahr wieder Millionen von Zugvögeln ihre Fortpflanzungshabitate, um im Süden zu überwintern. Ein passendes Beispiel dafür ist der Mauersegler, der die Wintermonate in Afrika südlich der Sahara verbringt und im Sommer unter anderem auch in Berlin zu Hause ist.
Doch nicht allen ist bekannt, dass auch einige Fledermausarten während der kalten Jahreszeit in Richtung Süden migrieren. Ab Ende August kann man den Fledermäusen dabei zugucken, wie sie zu ihrer teilweise langen Reise aufbrechen, denn die kleinen Säugetiere sind nicht zu unterschätzen. Während manche Arten das ganze Jahr über an einem Ort verbleiben oder nur wenige hundert Kilometer weit ziehen, machen sich manche Tiere auf eine lange Reise. Ein typischer Fernwanderer ist die bei uns heimische Rauhautfledermaus, die mit 2224 Kilometer Rekordhalterin für die längste Wanderung ist, die für Fledermäuse jemals nachgewiesen wurde! Diese Tiere verbringen den Sommer in den klimatisch vorteilhaften Gebieten wie dem nördlichen Osteuropa, wo sie ein großes Nahrungsangebot vorfinden und „verflattern“ sich in Gebiete wie das nördliche Spanien, wenn die Temperaturen sinken, um hier ihren Winterschlaf zu halten.
Auf dem Weg in die wärmeren Gebiete lauern jedoch einige Gefahren. Neben der ohnehin schon strapaziösen Wanderung, werden leider Windkraftanlagen zu einer Todesfalle für migrierende Fledermäuse. Fledermäuse sind hier besonders betroffen, weil sie mit den Rotorblättern der Anlage auf einer Höhe sind. Außerdem setzt den Flugsäugern das geringe Angebot an Insekten auf dem Land zu. Um sich zu stärken, erbeutet eine Fledermaus täglich unzählige Insekten. Durch das globale Insektensterben gibt es immer weniger Insekten und somit schwindet auch die Lebensgrundlage der Fledermäuse.
Da Fledermäuse nachtaktiv sind und sich fast lautlos fortbewegen können, fällt es Forschern sehr schwer die Migration der Tiere zu beobachten. Nur durch Aufnahmen der Echoortungsrufe und das Orten von beringten Tieren können sie die Ausmaße der jährlichen Fledermauswanderung erahnen.
Umso besonderer ist es also, dass man Ausläufer dieser Fledermausmigration im September 2021 auf dem Tempelhofer Feld am helllichten Tage bestaunen konnte. Hierbei handelte es sich wahrscheinlich um Große Abendsegler, die meist weniger als 1000 km weit ziehen und während der Migrationszeit im Herbst an warmen Tagen auch teilweise tagsüber Jagdflüge unternehmen.
Nina Dommaschke, Johanna Hercher (NABU Berlin)