Gräser für den Garten

Wissenswertes zu Gräsern    

Es gibt kaum eine Pflanzengattung, die größer ist als die der Familie der Gräser, die weltweit mit knapp 10.000 Arten aufwartet. Verständlich, dass bei einer solch großen Vielzahl die Habitate einzelner Arten nicht unterschiedlicher sein könnten. Gräser können überall wachsen, was sie auch tun. Manche brauchen Sonne, manche bevorzugen schattige Lagen. Es gibt kein Klimagebiet, in dem Gräser nicht vorkommen. Auch das Längenwachstum ist verblüffend, von wenigen cm hoch bis zu einer Länge von knapp 30 Metern (Bambus). Botanisch gesehen gehören alle als Gras bezeichneten Pflanzen (mit Ausnahme der Seegrasgewächse) zur Ordnung der Süßgrasartigen (Poales) und zu folgenden Gruppen:    

Süßgräser (Poaceae) sind eine in vielen Arten und Gattungen auf der ganzen Welt verbreitete Familie von einkeimblättrigen Pflanzen mit einem durch Knoten gegliederten Halm, langen, schmalen und als Ähren oder Rispen ausgebildeten Blütenständen mit unscheinbaren Blüten. Auch die Bambus Arten, die zu dieser Familie gehören, werden als Gräser bezeichnet, obwohl sie eine andere Wuchsform haben.   

Manche Grasarten besiedeln ganze Landstriche und sind geradezu charakteristisch für einzelne Kontinente oder zumindest Teilen davon auf der Erde. Denke man nur an das messerscharfe Spinifex-Gras in Australien, an die Quadratkilometer-großen Flächen in Südamerika bzw. das meterhohe afrikanische Büffelgras. Doch es geht noch weiter! „Unser täglich Brot gib uns heute…“ – sämtliche Getreidearten zählen zu den Süßgräsern, einschließlich uralter Formen wie Dinkel oder Emmer, Mais und Hirse. Die Menschheit könnte vermutlich überhaupt nicht existieren, wenn es die Süßgräser nicht gäbe. An dieser Stelle sollte natürlich der Reis nicht vergessen werden, der als Hauptnahrungsquelle für Millionen Menschen in Asien dient. Insbesondere die Süßgräser, die uns als Nahrungsquelle dienen, wurden durch Züchtungen seit Jahrhunderten ausgelesen, mit dem Ziel einer Ertragssteigerung. Leider nicht immer zum Wohle der Menschheit, wenn man an die unterentwickelten Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas denkt. Hinzu kommen auch noch die Genmanipulationen bei Mais, die den Saatgutherstellern Milliarden Summen bescheren, die hungernden Völker aber außen vor lässt. Doch dies soll nun nicht Thema dieses Artikels sein, sondern eher als eine Randbemerkung gesehen werden. Wer noch immer nicht von der Allgegenwärtigkeit der Gräser überzeugt ist, den möchte ich an dieser Stelle noch an die Rasenflächen erinnern, die meistens aus Grassamenmischungen erstellt wurden. Rasenflächen gehören weltweit zu einem Haus mit Garten. Das Traumziel ist ein englischer Rasen, den aber die wenigsten Gartenbesitzer auch nur ansatzweise haben, da die Bodenverhältnisse und das Klima nicht überall gleich ist. Es könnte auch an mangelnder Pflege liegen, nicht jedermann ist gewillt, sich für seinen Rasen aufzuopfern. Dazu passt dann als Letztes das „heilige Grün“ – also Rasenflächen in Fußball Stadien und Golfplätzen. Die werden meistens von besonders geschulten Gärtnern gehegt und gepflegt.    

Sauergräser werden ebenfalls oft einfach Gräser genannt. Ihre Halme sind nicht durch Knoten gegliedert. Als Sauergräser bezeichnet man Pflanzenarten aus zwei Familien. Sauergrasgewächse (Cyperaceae), auch Riedgrasgewächse oder Riedgräser genannt, sind eine Familie in der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales). Die 98 bis 109 Gattungen mit etwa 5500 Arten sind fast weltweit verbreitet. Es handelt sich um grasartige, hauptsächlich ausdauernde, zum Teil rasen- und horstbildende oder mit Rhizomen kriechende Arten. Zur Unterscheidung von den Süßgräsern gilt: Ihre mehr oder weniger dreikantigen Stängel sind markhaltig und besitzen keine erhabenen Knoten. Als Sauergräser werden im deutschen Sprachraum gemeinhin weitere Arten aus verschiedenen Familien wie Binsengewächse (Juncaceae), Dreizackgewächse (Juncaginaceae) und Blumenbinsengewächse (Scheuchzeriaceae) bezeichnet. Streng genommen sind mit dem Begriff jedoch ausschließlich die Arten der Familie der Cyperaceae (Zyperngras) gemeint.   

Riedgräser (Cyperaceae) zur ehemaligen Papier-Herstellung.      

–  Binsengewächse (Juncaceae), z.B. die Hain­simsen mit hohem öko­logischem Wert für die Teichwirtschaft.   


Die Bedeutung von Gräsern für den Garten   

Kaum eine andere Pflanzenart ist so abwechslungsreich wie die Gräser. Gestalterisch passen sie in jeden Gartenbereich. Wo immer sie gepflanzt werden, sie lockern den Bereich auf, füllen Lücken, passen hervorragend zu Stauden und vielen anderen Pflanzen und sind meistens pflegeleicht. Durch ihre sehr unterschiedlichen Wuchshöhen können sie aus gestalterischer Sicht fast überall eingesetzt werden und eignen sich so z.B. von der Solitärpflanze bis hin zur Gruppenpflanzung in Steingärten. Die nachfolgende Tabelle informiert darüber. Zwei bedeutende deutsche Gärtner haben sich bereits vor vielen Jahren intensiv mit der Welt der Gräser beschäftigt, zahllose neue Sorten selektiert und gezüchtet, weitervermehrt und für deren Verbreitung gesorgt. Die Arbeiten von Karl Foerster aus dem Potsdamer Raum sowie Ernst Pagels aus Leer haben bis zum heutigen Tage nichts an ihrer Bedeutung verloren. Im Gegenteil, diese beiden Koryphäen haben Gräser im Garten mehr hoffähig gemacht. Der gegenwärtige Klimawandel ist zwar unvermeidbar, kommt Gräsern aber sehr entgegen, denn die meisten Arten lieben trockene Standorte, Wärme und viel Licht. Auch die Ansprüche an den Boden sind nicht besonders hoch.  

Wenn sich die Halme von Gräsern mit ihren lockeren Blütenähren zart im Wind bewegen, oder wenn sie mit Tausenden von Tautropfen bedeckt oder gar vom Raureif geküsst wurden, dann ist das immer ein fantastischer Anblick. Nicht minder schön ist natürlich auch eine Rasenfläche, in der neben Gras auch Gänseblümchen, Gundermann und Löwenzahn ein wenig Platz finden.   


Unterschiedliche Verhaltensweisen von Gräsern   

Gräser verhalten sich je nach Art sehr unterschiedlich im Jahresverlauf. Es gibt Arten, die sommer- und gleichzeitig auch wintergrün (immergrün) sind. Das sind z.B. fast alle Grasarten, die Bestandteil unserer Grassamenmischungen sind. Ferner Bambus und alle Schatten liebenden Arten wie Carex, Festuca und Co. Sie haben im Herbst  einen gewissen Blattaustausch, sind ansonsten aber alle wintergrün und ziehen auch nicht ein. Der Anteil an wintergrünen Grasarten ist überschaubar, er besteht aus ca. acht Arten, verfügt aber über mehrere Sorten.   

Eine andere Gruppe ist nur einjährig, stirbt im Herbst einfach ab und treibt im kommenden Frühjahr auch nicht wieder aus. Diese Gräserarten findet man in Rasensamen, sie dienen der schnellen Begrünung einer Fläche. Der eigentliche Rasen keimt dann erst in Folge und ist für das einheitliche grün einer Rasenfläche verantwortlich. Zu den Einjährigen zählen auch viele Neuheiten, die sich durch besonders schöne Blattformen und Farben auszeichnen und interessante Blütenrispen aufweisen.    

Die wichtigsten mehrjährigen Ziergräser wie Chinaschilf, Pampasgras, Lampenputzergras und weitere sind fast ausschließlich sommergrün, blühen im Herbst bis Spätherbst und ziehen nach der Blüte ein. Das heißt, das Laub wird gelb oder färbt sich anderweitig und trocknet ein. Die Pflanze stirbt über Winter oberirdisch ab, treibt im kommenden Frühjahr aber wieder aus.   


Winterschutz für mehrjährige ­Gartengräser   

Bei vielen Grasarten verblassen im Herbst die Halme, werden beige bis braun und vertrocknen mit der Zeit, bleiben aber stehen. Lediglich die teilweise sehr üppigen Blütenstände fangen an auszufallen. Spätes­tens jetzt sollte man diese dürr gewordenen „Grasbündel“ schützen, ehe sie durch Witterungseinflüsse völlig auseinanderbrechen. Keineswegs sollte man sie aber schon vorzeitig zurückschneiden. Da die Halme von Gräsern immer hohl sind, würde sich in den Stängelresten Wasser sammeln, was im Winter gefriert und dem Wurzelballen sehr schaden würde. Deshalb bündelt man die Gräser und bindet sie mit einem breiten Juteband mehrfach zusammen. Die zusammen gebundenen Büschel werden dadurch sehr gut geschützt.   

Führt man diese Überwinterungsmaßnahme rechtzeitig aus, so tut man was für Natur und Optik. In den zusammengebundenen alten Blütenständen befinden sich tausende von Samen für die Vögel und die mit Juteband verschnürten Graspakete sind schön anzusehen. Je sorgfältiger man das macht, desto länger halten dann auch die Bündel. Das Zusammenbinden darf man auch gerne mit breitem farbigem Juteband ausführen. Ab etwa März im Folgejahr sollte man die Bündel bei ansteigenden Temperaturen regelmäßig kontrollieren. Wenn die Graser von unter wieder anfangen auszutreiben, dann schneidet man die alten Halme wenige cm über den Neuaustrieben ab. Damit sollte man auch nicht zu lange warten, die Gefahr Neutriebe dabei mit anzuschneiden ist groß.   


Ungräser   

Gräser, bei denen einem Gärtner bereits der Schweiß ausbricht, wenn er allein nur schon den Namen hört, gibt es leider mehrere und sie kommen auch überall vor. So wachsen sie beispielsweise im Rasen, in den Blumen und Gemüsebeeten und oftmals an Stellen wo ohnehin kaum etwas anderes wächst. An dieser Stelle möchte ich lediglich auf zwei besondere Arten hinweisen, die besonders häufig vorkommen und hartnäckig sind. Das eine ist die Quecke Elymus repens und das andre das Hundszahngras Cynodon dactylodon. Letzteres zählt zu den invasiven Pflanzen und wer es einmal in seinen Garten eingeschleppt hat, der hat verloren.    

Wer kennt sie nicht die Quecke. wo sie sich erst einmal im Garten angesiedelt hat, bekommt sie so schnell nicht mehr los. Die Kriech-Quecke ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchs­höhen von 50 bis 120 (150) Zentimeter erreicht. Die Pflanzen bilden Horste oder mit Hilfe von kriechenden Ausläufern ganze Teppiche. Die schlanken, endständigen ährigen Blütenstände sind etwa 5 bis 20 (30) Zentimeter lang. Ihre 10 bis 20 Millimeter langen Ährchen sitzen locker. Die Quecke blüht und bildet etwa 50 Samen, allerdings erst im zweiten Jahr. Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juni bis August. Die besonders widerstandsfähige Grasart wächst mit ihren Wurzeln und Rhizomen besonders gerne in die Wurzelsysteme von anderen Pflanzen und unterdrückt dabei deren Wachstum. Will man manuell an solchen Stellen die Quecken entfernen, muss die Pflanze ausgegraben werden und deren Ballen mühsam in Handarbeit davon befreit werden. Flächig wachsende Quecken können durch Umgraben im Herbst entfernt werden. Dazu muss man aber wissen, dass jedes noch so kleine im ­Boden verbliebene Queckenstück sofort wieder anwächst und ein neues Queckenwurzel-Netzwerk im Boden bildet. Auch einfaches Abreißen hilft nichts, ausschließlich die Entfernung der gesamten Pflanze einschließlich Wurzeln und Rhizomen zeigt Wirkung und muss regelmäßig kontrolliert werden. Die Blütezeit sollte beobachtet werden, damit die Pflanzen nicht noch zusätzlich Samen ansetzen.   

Das Hundszahngras Cynodon dactylodon ist hell graugrün und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40 cm. Es besitzt ein bis zu einem ­Meter langes verzweigtes Rhizom sowie lange oberirdisch kriechende Triebe. Auf diese Weise bildet das Hundszahngras oft dichten Rasen. Die oberirdischen Triebe haben viele Knoten, an denen etliche Knospen von Erneuerungstrieben sitzen. Die Blattscheiden sind gerieft und kahl bis oben behaart. Die Ähren stehen zu dritt bis sechst, wobei sie von einem Punkt ausgehen. Sie sind 2 bis 6 cm lang und 1 bis 2 mm breit. Die Blütezeit reicht von Mai bis September, wobei es zu mehrfacher Samenausreife kommen kann. Das Hundszahngras gehört zu den invasiven Pflanzen und hat ein aggressives Wuchsverhalten und verbreitet sich sehr schnell. Da wo es auftritt, unterdrückt es komplett den Wuchs anderer Pflanzen. Von Hand entfernen geht in jedem Stadium jedoch nur, wenn der Boden feucht ist und mechanisch etwas angelockert wurde, ansonsten reißen die Wurzeln sofort ab. Leider  wird die Wuchskraft von diesem anfänglich sehr hübschen Gras völlig unterschätzt. Es vermehrt sich während einer Gartensaison mehrfach über Samen und bildet zusätzlich Rhizome aus. Der beste Bekämpfungszeitraum ist kurz nach der Keimung, wenn die Pflänzchen zwischen 2–3 cm groß sind.    

Ihr Peter Hagen   

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner