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Hört sich erstmal etwas abwertend an. Kleingärtner sind doch eher rege Personen. Faulenzer sind aber häufig keine dummen Menschen. Sie überlegen gerne zweimal wie etwas leichter zu bewerkstelligen ist. Wie kann ich mir also das Gärtnerleben leichter gestalten? Für mich ist da eine grundsätzliche Einstellung von Bedeutung: Pfeifen Sie auf die Ansichten anderer Leute. Machen Sie sich frei von gewissen Zwängen. „Das gehört so, so ist es ordentlich, wie kann man nur“. Genau, ich kann das halt und andere können es anders. Nach der seelischen Aufrüstung fängt nun doch der Arbeitsteil an. Überall wo keine Kulturpflanzen wachsen, steht gärtnerisch auch weniger Arbeit an. Damit meine ich natürlich nicht alles irgendwie betonieren, unter Steinen, Folien usw. begraben. Es muss ein Plan her, in dem wir unsere Vorstellungen festhalten. Mit Sicherheit streichen wir wieder Dinge raus. Aber die Ideen müssen zuerst mal festgehalten sein. Langsam wachsende Rasensorten verringern die Mäherei. Mähroboter sind gängige Helfer. Sie können Rasen auch durch eine blühende Wiese ersetzten. Fugen zwischen Wegsteinen bekommen Einsaaten mit trittfesten Mischungen. Es gibt Obstbäume, die kaum Schnitt benötigen. Vorgefertigte Samenstreifen oder Scheiben erleichtern die Aussaat. Raseneinsatzstücke mit Samen und Dünger helfen Fehlstellen zu reparieren. Anstatt eigener Pflanzenanzucht kauft man Jungpflanzen – egal, ob Blumen oder Gemüse. Gut geplante Staudenbeete unterdrücken Unkraut und bringen lange Zeit das Jahr über Farbe in den Garten. Bewässerungssysteme erleichtern das klassische Gießen erheblich. Nur noch hie und da gezielt mit der Kanne oder dem Wasserschlauch agieren, anstatt dutzende Gießkannen durch den Garten zu schleppen. Da vergeht ganz schnell der Spaß am grünen Paradies – gerade bei heißem Wetter mit geringem Niederschlag. Ich weiß noch wie ich von der Arbeit nach Hause kam und gleich mal zwei Stunden für die Wasserversorgung antreten musste. Wer das jeden zweiten Tag irgendwie hinkriegen muss, der überlegt schon, wie das einfacher gehen kann. Wo Kinder durch den Garten toben, ist ein Spielplatz durchaus einen Gedanken wert. Was gleich die zu bearbeitende Fläche verringert. Ob es gleich ein Schwimmbecken sein muss, ist Ansichtssache. Darüber freuen sich aber auch Erwachsene. Männer, nicht vergessen – ein Grillplatz für den Urlaub im Grünen ist nicht das Schlechteste.
Generell ist eine Mechanisierung im Garten kein Problem. Im Fachhandel herrscht Freude über jeden Verkauf von Maschinen, Geräten und Werkzeugen. Kleingärtner entscheiden selbst, ob sie mit Mähtraktor oder handgeschobenem Spindelmäher ihre Runden drehen. Arbeitserleichternd ist eindeutig professionelles Werkzeug. Lassen Sie die Finger von Gartenscheren, egal ob groß oder klein, aus den Billigangeboten. Kaufen Sie Qualitätsware. So wie sie der berufsmäßige Gärtner/Obstbauer hat. Natürlich kostet so eine Schere, Motorsäge, Spaten, Hacke ein Mehrfaches im Vergleich zu den Namenlosen. Ja klar, bezahlen wir auch den Namen noch mit, aber ich habe schon seit Jahrzehnten Werkzeug, zum Teil noch von meinem Vater. Mit ordentlicher Pflege halten die ein halbes Leben. Wem das Teil einfach zu teuer ist, kann es ja mal als Geschenkwunsch äußern. Was spricht dagegen sich einen Häcksler, Rasenmäher, Hochentaster in Gemeinschaft zu kaufen. Ich weiß, es soll Mitmenschen geben, die nicht so auf gemeinsame Maschinen achten. Das habe ich ebenfalls schon erlebt. Es ist aber ein Vorschlag. Auch Erntearbeiten arten schon mal in Belastung aus. Natürlich ist die Freude über einen schönen Ertrag groß. Aber dann – Zucchinischwemme, Erdbeeren bis zum Abwinken, zentnerweise Kartoffeln, Eimer voller Stangenbohnen, überquellende Körbe mit Einmachgurken, brechend volle Obstbäume. Es ist nicht nur der über uns hereinbrechende Erntesegen, der viel mehr Zeit beansprucht wie geplant. Wir wollen dann natürlich das Obst und Gemüse sinnvoll verarbeiten. Ich sehe meine Frau noch in der Küche Quitten für Marmelade hinzurichten. Ja, ich sage hinzurichten. Anders kann ich dieses Gemetzel mit größtem Küchenmesser und weichkochen nicht bezeichnen. Natürlich kam Spitzenqualität raus. Sie vergoss aber auch Schweiß bis zur Erschöpfung. Das sind nur ein paar Beispiele.
Was macht der Kleingärtner, wenn es endgültig langt? Er verschenkt am Ende noch genug. Irgendwer ist Zucchini-Fan oder will genau jetzt eine Pflaumenkur machen. Latwerch einkochen ist, wie wir alle wissen, auch nicht gerade ein Kinderspiel. Hier lässt sich durch eine gezielte Anbauplanung langfristig der Anfall von Obst und Gemüse schon etwas regulieren. Wer von uns will Apfelgelee aus 2018, wenn frische Ware schon wieder parat steht. Verschenken geht nur, wenn das Jahresetikett ab ist! In meinen Augen macht es daher keinen Sinn, noch mehrere Dutzend Gläser mit Gurken oder verschiedenen Marmeladen jahrgangsweise zu horten. Alles unter dem Gedanken/Vorwand, dass es mal ein schlechtes Jahr gibt. Für mich ist Gartenarbeit auch immer das, was im Namen steckt – nämlich Arbeit. Sie hat ihren Sinn, ist für viele Entspannung, trägt zur körperlichen und geistigen Fitness bei und noch mancher individuelle Gesichtspunkt mag dazugehören. Egal, es gibt Gartenbesitzer, die wollen das Arbeiten auf das notwendigste Maß beschränken. Im Berufsalltag gibt es den Begriff Effektivität. Denn die eingesparte Zeit kann dann wirklich mit süßem Nichtstun im grünen Paradies verbracht werden. Ganz verrückt mutet doch der Gedanke an, sich mit anderen Gärtnern abzusprechen und einen gemeinsamen Anbauplan zu erstellen. In Abhängigkeit der Möglichkeiten ist ein Anbau von ausgewählten Kulturen nicht in jedem Garten nötig, sondern es wird abgesprochen wer welches Obst oder Gemüse für die anderen mitkultiviert. So kann nach Fruchtfolge von Jahr zu Jahr auch gewechselt werden. Klar, klingt verrückt, ist es auch, aber mit den passenden Leuten einen Versuch wert.
Manche Vorschläge sind nicht neu, gehen aber immer wieder unter. Andere klingen sehr speziell. Sie sollen ja nicht ihre Individualität aufgeben. Einfach mal die Gedanken schweifen lassen, was für Sie, auch als fleißige Gärtner, passend sein kann.
Foto und Text: Hans Willi Konrad