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Für einen Garten und seinen Ernteerfolg ist es nicht unwesentlich, in welchem Umfeld er sich befindet. Gärtner, welche die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten unterstützen wollen, überlegen manchmal in diesem Zusammenhang, welche Pflanzen sie anbauen sollten. Wer Gemüse anbaut weiß, dass dieses bei der Fruchtbildung auf Bienen angewiesen ist. Wie viele Wildbienen zum Bestäuben einsatzfähig sind, ist davon abhängig, ob sie ausreichend Nahrung und Unterkunft finden. Sind die Lebensgrundlagen für diese Insekten unzureichend, bleiben sie aus und in der Folge der Ertrag des Gemüses ebenfalls. Eine Studie der Georg-August-Universität Göttingen zeigt auf, wie der Anbau von Bohnen in dieser Beziehung wirkt.
Wie das Team der Universität Göttingen und des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig feststellten, sind es besonders die blühenden Ackerkulturen von Raps und Ackerbohnen, Vicia faba L., die für die Arbeitsweise von Bienen ausschlaggebend sind.
Viele Nahrungspflanzen sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Es scheint logisch, dass Landwirte und Gärtner aus diesem Grund daran interessiert sein müssten, gemeinsam an einer bienenfreundlichen Umgebung ihrer Felder und Gärten zu arbeiten.
In einigen Gegenden in Baden-Württemberg ist das schon seit vielen Jahren der Fall. Dort bieten Gemeinden in so genannten Krautländern, die oft in der Nähe von Feldern liegen, Kleingärtnern die Nutzung dieser für Landwirte oft unwirtschaftlichen Flächen an.
Der Nutzen liegt klar auf der Hand. Kleingärtner bekommen so die Gelegenheit, Gemüse und Obst anzubauen, und Landwirte profitieren, weil in den Kleingärten verschiedene Insekten ein Nahrungsangebot und einen Schutz finden.
Es darf hingegen nicht verhehlt werden, dass diese Symbiose nur dann funktionieren kann, wenn Landwirte und Gärtner auf einen Einsatz von Insektiziden und Pestiziden weitgehend verzichten.
Die Forscher*innen der Universität Göttingen und des Julius Kühn-Instituts (JKI) zeigen durch ihre Feldversuche, dass in Landschaften, die viele naturnahe Flächen haben, oder in denen bevorzugt Ackerbohnen angebaut wurden, mehr Hummeln zu finden sind als in solchen Gegenden, wo diese Lebensbedingungen für Insekten nicht stimmen. Wie Dr. Doreen Gabriel vom JKI erklärte, zeigte es sich, dass in einer insektenfreundlichen Umgebung die Bohnenerträge etwa 34 Prozent höher waren.
Die Ackerbohne Vicia faba L., ist unter den Namen Puffbohne, Feldbohne, Saubohne, Schweinsbohne, Pferdebohne, Fababohne, Faberbohne, Favabohne, Viehbohne und Dicke Bohne bekannt.
Über 60 Jahre geriet sie als Nahrungsmittel in Vergessenheit und wurde überwiegend nur noch an Tiere verfüttert: Landwirte im Rheinland haben die Rheinische Ackerbohne als wichtigen pflanzlichen Eiweißspender wiederentdeckt.
Jetzt, in den Zeiten, wo sich die Menschen, Tiere und Pflanzen wärmeren Klimabedingungen anpassen sollten, ist eine vermehrte Produktion von Pflanzenproteinen wichtig. Ein positiver Nebenzweck der Ackerbohne: sie steigert beim Kochen und Backen den Proteingehalt vom Eiweiß im Getreide. (Der Effekt ist in Schwaben durch das Gericht Linsen mit Spätzle bekannt).
Diese Bestrebung, vermehrt pflanzliches Eiweiß zu produzieren, wird zum Beispiel durch den Anbau von Ackerbohnen, die schon im Vorfrühling, meist im Februar/Anfang März gesteckt werden, unterstützt.
Dieser frühe Zeitpunkt – manchmal wenn es noch Nachtfröste geben kann – verhindert, dass sich Schädlinge, wie zum Beispiel die Blattlaus, auf der Pflanze ansiedeln, weil die Blätter der Ackerbohne, wenn die Blattläuse aktiv werden, für deren Beißwerkzeuge schon zu hart und nicht mehr bekömmlich sind.
Ein guter Zusatzeffekt, der besonders die Hummel betrifft, ist die Ernährung dieser im Vorfrühling, an der es sonst nur wenig Nahrung für diese Insekten gibt.
Die Ackerbohne wurde bisher – nach einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO von 2019 – weltweit, bevorzugt in China, Äthiopien und Großbritannien, mit rund 5,4 Millionen Tonnen angebaut. Sie ist die einzige Bohnenart, die in Küstennähe gedeiht. Aus diesem Grund wächst sie traditionell in Deutschland im norddeutschen Marschland und auf dem ostfriesischen schweren Lehmboden gut. Dort hat sie die Bedingungen, die sie im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen zum Wachstum braucht: Einen Standort, mit hohem Wasserstand und hohem Wasserhaltevermögen, einem hohen Grundwasserstand, gleichmäßigem Niederschlag oder einer künstlichen Bewässerung.
Schon im Mittelalter pflanzte man Ackerbohnen entlang der Nordseeküste an und ihre üppigen Erträge bewahrten viele Menschen in dieser Zeit vor der Hungersnot.
In wintermilden Gegenden, wie zum Beispiel in England, werden Ackerbohnen heutzutage als Winterfrucht bereits im vorausgehenden Herbst ausgesät.
Hülsenfrüchte sind gesund, eine gute Eiweiß-Alternative zu Fleisch und gelten als klimafreundlich. Die Ackerbohne ist in ihren Anbaubedürfnissen genügsam. Da sie in Deutschland meist ortsnah angebaut wird, entstehen keine klimaschädlichen Treibhausgase durch Transportmittel und es muss kein Regenwald abgeholzt werden, wie das bei Soja der Fall ist. Zusätzliche Ackerflächen müssen ebenfalls nicht urbar gemacht werden, weil Ackerbohnen dort gedeihen, wo die meisten anderen Pflanzen es nicht tun. Ackerbohnen werden zusätzlich, um Insekten eine erste Nahrung zu bieten und die Bodenqualität zu steigern, oftmals im Vorfrühling als Gründüngung angebaut.
Was viele Versorger wissen: Dank der vielen Ballaststoffe halten Ackerbohnen lange satt. Sie haben einen hohen Anteil an Eiweiß außerdem große Mengen an den Mineralstoffen Zink, Magnesium, Kalzium und Eisen. Aus diesem Grund wurden sie im Jahr 2020 wieder in Deutschland nach Auskunft des Bundes-Landwirtschaftministeriums auf rund 50.000 Hektar Land angebaut.
Bei all der Freude, eine proteinhaltige Pflanze gefunden zu haben, darf keinesfalls vergessen werden, dass Ackerbohnen den Giftstoff Phytohämagglutinin enthalten und aus diesem Grund nicht roh, sondern nur gut gekocht verzehrt werden sollten.
Bei Menschen mit der Erbkrankheit G6PD-Mangel – an ihr leiden etwa ein Prozent der Bevölkerung in Mitteleuropa – führt der Verzehr von Ackerbohnen zum Favismus und damit zu einem verstärkten Zerfall roter Blutkörperchen.
Menschen, die in Malaria-Gebieten wie dem Mittelmeerraum, Afrika und Asien leben sind zu einem größeren Prozentsatz von dem Gendefekt betroffen. Beim Favismus wirken die Glucoside Vicin und Convicin und die Begleitstoffe Lektine und L-Dopa.
Symptome des Favismus wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Bauchschmerzen und Schwindelgefühl können nach dem Einatmen des Blütenstaubes, nach dem Verzehr der rohen, seltener auch der gekochten Bohnen, etwa fünf Stunden nach dem Essen auftreten.
In leichten Fällen verschwinden die Symptome nach einigen Tagen. In schweren Fällen entsteht eine lebensbedrohliche Situation: akuter Zerfall der roten Blutkörperchen.
Landwirte, die freudig auf eine ausschließliche Verfütterung der Wicken von Ackerbohnen zurückgreifen wollen, müssen, wenn sie Vergiftungserscheinungen bei Pferden, Rindern und Schweinen vermeiden wollen, berücksichtigen, dass Tiere ebenfalls Vergiftungserscheinungen durch Vicia-Arten von Ackerbohnen erleiden können.
Pferde bekommen durch deren Verzehr oft Koliken, die auf eine Erkrankung der Leber hinweisen.
Um das zu vermeiden, wurde eine im Versuchsstadium befindliche Züchtung der Ackerbohne erzielt, bei der der Gehalt an Vicin und Convicin auf etwa ein Fünftel reduziert wurde.
Bekannte Schädlinge sind der Ackerbohnenkäfer, die Blattlaus, der Blattrandkäfer und die schwarze Bohnenlaus.
Der Pilz Uromyces viciae-fabae ist ebenfalls ein bedeutender Schädling der Ackerbohne. Eine Bodenbearbeitung vermindert den Befall, da dieser Pilz in befallenen Pflanzenteilen überwintert.
Botrytis fabae löst die Schokoladenfleckenkrankheit aus. Bedeutend ist zudem die Brennfleckenkrankheit, die durch Ascochyta fabae ausgelöst wird.
Während die Blattläuse Saft aus der Pflanze saugen und der Blattrandkäfer halbkreisförmige Löcher in die Blattränder frisst, legen weibliche Ackerbohnenkäfer ihre Eier in die einzelnen Samen der heranwachsenden Bohnenhülsen.
Ein Befall durch den Ackerbohnenkäfer, der als Agrarschädling gilt, wird daher meist erst nach der Ernte durch einen kleinen schwarzen Punkt auf den Bohnensamen sichtbar.
Monika Hermeling