|
Nützliche Pflanzen schön machen.
Der Garten hat mit seinen Schwergewichten das Kürbiszeitalter erreicht. So viele verschiedene Kürbisse gab es noch nie. Das hängt unter anderem mit der Entdeckung von Amerika zusammen, denn von daher stammen verschiedene besondere Kürbisse wie Kalebassen und Herkuleskeulen, botanisch Lagenaria seceraria. In wärmeren Regionen Afrikas schätzt man ähnliche Pflanzen, denn sie machen nicht nur satt, sondern taugen als Gebrauchsgegenstände, als Ess- und Trinkgeschirre, Vorratsbehälter und dergleichen. Geraten sie in die Hände von künstlerisch veranlagten Menschen, werden aus ihnen mit Hilfe einfallsreicher, üppiger Schnitzereien oder sonstiger Verfahren wunderbare Schmuckstücke. Außerdem kann man sie als Musikinstrumente nutzen. Hier geht es speziell um Herkuleskeulen. Samen gibt es im Fachhandel.
Die Früchte von Herkuleskeulen bemühen sich im Sommer, enorm lang zu werden, 1 m und noch mehr. Dazu brauchen sie warme, sonnige, windgeschützte Plätze, am besten an Spalieren oder Pergolen, wo die Früchte ungehindert frei hängen und wachsen können, nach Anzucht im Frühjahr, bestenfalls in einem Kleingewächshaus. So geht man vor: Saat ab April in kleine Töpfe und Anzuchterde, jeweils 2–3 Samen. Diese vorher über Nacht in zimmerwarmem Wasser quellen lassen. Nach Erscheinen der Keimlinge hell stellen, nur den kräftigsten stehenlassen, die anderen entfernen. Warm und feucht halten. Nach einiger Zeit in größere Töpfe und gehaltvolleres Substrat umsetzen, dabei etwas tiefer ins Substrat bringen als zuvor. Ab Mitte Mai langsam abhärten, an Freiluftaufenthalt gewöhnen. Mitte Juni auspflanzen.
Bei der Wahl des Standortes ist zu beachten, dass Herkuleskeulen starke Wachser sind, also entsprechenden Auslauf brauchen. Das gilt auch für flaschenförmige Kalebassen. Stehen die Pflanzen doch an Wandspalieren, pflanzt man wenigstens etwa 25 cm von der Mauer entfernt, nicht direkt daran. Während der Kultur reichlich wässern und düngen. Man kann den Wachstumsdrang bremsen, indem man alle Seitentriebe auf 3 Blatt zurückschneidet. Dem Fruchtansatz muss mit einem Pinselchen nachgeholfen werden, weil sich die Blüten erst gegen Abend öffnen, wenn nicht mehr viele bestäubende Insekten unterwegs sind, trotzdem männlicher Pollen auf weibliche Blüten gelangen muss. Das überlasse man nicht dem Zufall. Früchte entweder jung verzehren oder wachsen lassen und nach dem ersten Frost mit Stiel ernten, in einem luftigen, frostfeien Raum hängend trocknen. Trocknungszeit 3–10 Monate. Die Schale muss ganz hart werden. Natürliche Maserung der Herkuleskeulen kommt nach Behandlung mit Seifenlauge, Sandpapier und Polieren mit farblosem Bohnerwachs besonders schön heraus. Kalebassen ergeben, einfallsreich verziert, Schalen, Becher, Töpfe, Vasen, Kellen.
Ilse Jaehner