Weinlese und Feigenernte

Proben mit Geschmack und Gefühl   

Beinahe überall in Deutschland gedeihen Weinpflanzen – und Feigen holen auf, weil das milder werdende Klima ohne strenge Winterfröste das erlaubt. Im Gegensatz zur Weinlese bei Winzern, wenn alles möglichst schnell auf einmal geerntet werden soll, will man im Garten lange Wein ernten, frisch und roh genießen. Deswegen ist Pflanzung einer frühen und einer späteren Sorte sinnvoll. Auch die Trauben einer Sorte reifen unterschiedlich, je nach Besonnung.    

Weinbeeren halten sich am Stock gut, so dass man lange ernten und gesundheitlich von ihnen profitieren kann. Grundsätzlich erntet man erst, wenn die Beeren ihre charakteris­tische Färbung, weiß, gelb oder blau, erlangt haben. Dabei nie ungeduldig werden – abwarten! Man erntet unbedingt erst, wenn die Beeren außerdem gut süß schmecken. Sie legen erstaunlich oft in dieser Beziehung immer noch zu. Dann pflückt man portionsweise für den Tag, isst vorteilhaft sonnenwarm und natürlich. Damit bei der Ernte der Schmelz auf den Beeren erhalten bleibt, schneidet man mit so langem Stiel, dass man die Trauben gut fassen und transportieren kann. Zur kurzfristigen Lagerung hängt man Trauben vorteilhaft über einen Draht oder legt sie vorsichtig auf Holzwolle, ohne dass sie sich berühren. So halten sie sich in einem trockenen, hellen und etwa 10–12 Grad kühlen Raum einige Tage.   

Im Gegensatz zu Weinbeeren werden Feigenfrüchte nach und nach reif, also folgernd, gewöhnlich ab August und September. Außerdem reifen sie nach der Ernte nicht nach. Darum kommt es darauf an, jeweils den richtigen Erntezeitpunkt für jede Frucht abzupassen. Vorher schmecken Feigen nicht, später gehen sie bald in einen weniger guten Zustand über. Das sind die Merkmale für rechtzeitiges Ernten: die betreffende Frucht fühlt sich weich an, gibt bei Druck, am bestem in der Stielgegend, leicht nach. Die Schale färbt sich sortentypisch meist bläulich oder violett, seltener rot, sogar grün, mit zartem, hellem Überzug. Das Innere der Frucht färbt sich von hellem zu dunklerem Rot. Die Schalenfarbe ist weniger wichtig als die Druckprobe.   

Je reifer die Frucht, desto eher die Entstehung von winzigen Rissen in der Schale. Dann wird es Zeit zum Pflücken, denn mit weiter zunehmender Reife tritt Saft aus den Rissen und das Innere beginnt überreif oder schlecht zu werden und riecht unangenehm. Im Inneren gärt es! Man pflückt, indem man die Frucht am Stiel abknickt, so das Fruchtholz schonend. Gibt es viele Früchte, trocknet man sie vorteilhaft mit Hilfe eines Dörapparates. Dann halten sie sich gut.                   

Ilse Jaehner

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