Weihnachtsäpfel schreiben Geschichte

Dazu müssen sie rot sein                               

„Äpfel, Nüss und Mandelkern essen fromme Kinder gern“, ließ der Dichter Theodor Storm ehemals Knecht Ruprecht feststellen. Was waren das für besinnliche Zeiten, als nicht allerlei Glitzerkram – häufig im Übermaß, Weihnachtsbäume schmückte, sondern rote Äpfel, goldene, silberne Nüsse, Strohsterne dort hingen und jeder mit Wenigem zufrieden war. Nun, es sieht so aus, als ob inzwischen einiges Alte neu geschätzt würde. Natürlicher Weihnachtsbaumschmuck gefällt wieder.                     

Ein typischer Apfel für den Weihnachtsbaum, klein bis mittelgroß, heißt ‚Purpurroter Cousinot‘, uralt, schon um 1600 bekannt, dessen tiefrote Schale nach sorgfältigem Polieren noch satter wird. Woher der Name ‚Cousinot‘ kommt, ist unklar, könnte was mit Zierkissen, gleich Cousinette, zu tun haben. Auch die Herkunft der Sorte ist nicht sicher. Sie stammt wahrscheinlich aus Norddeutschland. Der französisch anmutende Sortenname kam eventuell infolge des damals weit verbreiteten Französisch auf. Die Sorte war inzwischen nah dran, endgültig zu verschwinden. Fachleute meinen, heutige Bäumen dieses Namens seien nicht echte alte ‚Purpurroter‘, der nicht mehr vorhanden sei, sondern eine Neuausgabe des Reisermuttergartens Magdeburg von 1920. Weil die Sorte robust, pflegeleicht und reichtragend ist, avancierte sie besonders mit dem Aufkommen moderner Streuobstwiesen. Man braucht heute nicht lange zu suchen. Etliche Baumschulen bieten ‚Purpurroten Cousinot‘ an. ‚Purpurroter Cousinot‘ ist gut brauchbar für extensiven Apfelanbau auf Wiesen, am Straßenrand und im Garten auf Grasland, sogar in raueren Höhenlagen bis 900 Meter. Weil der Baum lange im April und Mai je nach Wetterlage blüht und die Blüten erfreulich wetterfest sind, trägt er verlässlich. Pollenspender könnten sein unter anderem ‚Glockenapfel‘, ‚Goldparmäne‘, ‚Weißer Klarapfel‘. Die Sorte selbst ist guter Pollenspender. Hauptsächlich kommen Hoch- und Halbstamm in Frage. Achtgeben sollte man, dass man nicht einen anderen ‚Cousinot‘ pflanzt, nämlich den ‚Gestreiften‘, der allerdings ein Herbstapfel ist und nicht so lange lagerfähig wie der ‚Purpurrote‘, der es in einem guten Naturlager bis zur nächsten Ernte schafft.                       

Als zweiter Weihnachtsapfel präsentiert sich ‚Rote Sternrenette‘. Auch diese Sorte hat schon zwei Jahrhunderte auf dem Buckel, ist ebenfalls ziemlich robust. Man erkennt sie leicht an der roten Schalenfarbe, die viele hellere, sternförmige Pünktchen verzieren. Das Holz des Baumes ist frosthart, die Blüte nicht ganz so sicher, doch da sich die Blüten spät öffnen, hat man meist im September genug zu pflücken. Essreif sind die Äpfel ab Oktober, bei kühler Lagerung bis März. Pflückreife Äpfel schüttelt schon mal der Wind ab, was ihnen jedoch wenig ausmacht. Sie schmecken ausgeglichen süßsauer, weinwürzig. Pollenspender sind ‚Cox‘, ‚Klarapfel‘, ‚Ontario‘.                                    


Ilse Jaehner

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