Pflanzenjauchen sorgen für Nährstoffe

Alle stark zehrenden Pflanzen wie Kohl, Gurken und Tomaten sowie starkwüchsige Blumen benötigen in der Wachstumszeit eine zusätzliche Versorgung mit Nährstoffen, wobei Stickstoff im Vordergrund steht. In Kompost und verrottetem Mist, den gebräuchlichsten Düngern im Naturgemäßen Gartenbau, ist Stickstoff als Nährstoff aber nur wenig enthalten. Als sinnvolle und preiswerte Variante bieten sich Pflanzenjauchen an, deren Nährstoffe zudem sofort pflanzen­verfügbar sind. 

Bei den Pflanzenjauchen ist die aus Brennnesseln angesetzte am bekanntesten. Außer Brennnesseln können natürlich auch alle anderen Kräuter im Garten verwendet werden, z.B. Löwenzahn, Giersch und Melde. Eine besondere Rolle spielen Comfrey und Schachtelhalm. Comfrey, den man an allen freien Plätzen im Garten wuchern lassen kann, z.B. auch zwischen den Jauchefässern, entwickelt schon zeitig im Frühjahr eine üppige Blattmasse, deren Ernte bis zu viermal im Jahr möglich ist. Comfreyjauche ist innerhalb von zwei Wochen fertig und enthält neben Stickstoff auch Kali und alle wichtigen Spurenelemente. Schachtelhalm besitzt viel Kieselsäure und hat, als Jauche oder Tee verwendet, eine vorbeugende Wirkung gegen Pilzerkrankungen, z.B. der Krautfäule bei Tomaten.

Zu Düngezwecken verwendet man ausnahmslos die vergorenen Flüssigkeiten, bei denen nach ca. 3 Wochen nur noch die Stängel übrig sind; alles andere hat sich zersetzt. Der beste Zeitpunkt, Pflanzenjauchen aufzusetzen, ist zwischen Juni und August, wenn genügend Pflanzenmasse anfällt und warme Temperaturen für eine rasche Verjauchung sorgen. 

Für die Herstellung von Pflanzenjauchen füllt man einen Behälter, am besten aus Holz oder Kunststoff, locker mit dem Kraut oder der Kräutermischung und bedeckt die Pflanzen mit Regenwasser. Alle paar Tage wird gründlich umgerührt; dies fördert den Gärungsprozess. Damit in die Fässer keine Tiere hineinfallen und kläglich verenden, werden sie mit einem Deckel verschlossen; praktisch ist auch eine Abdeckung mit einer Fahrradspeiche.

Als sinnvoll hat es sich erwiesen, in einem besonderen Fass alle blühenden Samenwildkräuter wie Franzosenkraut, Vogelmiere, Weidenröschen und Greiskraut zu verjauchen. Zieht man diese Pflanzen blühend aus dem Boden und legt sie auf den Kompost, so können sie noch bis zur Notreife gelangen und breiten sich über den Kompost im ganzen Garten aus. Im Jauchefass haben sie keine Chance, zur Samenreife zu gelangen; stattdessen finden sie als Dünger Verwendung. Nur Brennnesseln sind hier eine Ausnahme. Bei dieser Pflanze können die Samen erst nach einer Vergärung keimen; deshalb verwendet man dieses Kraut zum Verjauchen nur bis zur Blüte.

Mit Pflanzenjauchen werden während der Hauptwachstumszeit jede Woche bis alle vierzehn Tage nur die Starkzehrer Gurken, alle Kohlpflanzen, Porree, Spargel, Tomaten, Sellerie und starkwüchsige Blumen gedüngt. Alle anderen Gemüsekulturen bekommen höchs­tens einen Düngeguss; Stickstoff sammelnde Gemüsesorten wie Spinat, Mangold, Salat, Radieschen und Rote Beete erhalten überhaupt keinen. Die fertigen Pflanzenjauchen werden 1:10 mit Wasser verdünnt und dann an und nicht etwa über die Pflanzen gegossen. Gedüngt wird nur auf feuchtem Boden; ein Liter pro größerer Pflanze ist ausreichend.

Mit ein wenig Überlegung und Umsicht schließen Pflanzenjauchen so eine Lücke in der Nährstoffversorgung im Naturgemäßen Gartenbau.

Peter Busch


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