Gesäter Knoblauch – Einfach mal ausprobieren

Ich finde es schon recht entspannend, dass ich meinen Garten als Hobby und nicht zum Broterwerb habe. Wenn mal was daneben geht, ändert sich an meinem Lebensstandard nichts. Ich kann nach Herzenslust experimentieren und später sehen, was sich daraus ergibt. Das habe ich sogar schon als Kind gemacht.    

Aus der Küche kannte ich Anis und Linsen lediglich als Körner. Nur: wie sahen denn eigentlich die Pflanzen aus, von denen sie stammten? Es gab ja schließlich kein Internet, wo ich sie mir hätte ansehen können. Warum also nicht einfach mal aussäen und beobachten, was daraus wird? Gesagt – getan! Das war schon recht spannend, als endlich die Erde aufbrach und die kleinen Pflänzchen tatsächlich zum Vorschein kamen. Als ich dann später auch noch Linsen und Anis ernten konnte, war mir klar: ich sollte immer mal wieder etwas ausprobieren – 08/15 kann ja jeder.    

Diesen Gedanken von damals habe ich auch heute noch im Hinterkopf: einfach mal ausprobieren! So sah ich vor Jahren bei meinen Knoblauchpflanzen, dass sie nach der Blüte keine normalen Samen bekamen, sondern dass sich dort kleine Gebilde zeigten, die aussahen, wie Knoblauchzehen im Miniformat. Im Innern waren sie feucht und nicht trocken, so wie man es von Samen eigentlich gewohnt ist. Auch der Geruch war original Knoblauch. Und nun? Mir war schon klar, dass bei der Natur die Vermehrung immer an erster Stelle steht. Die kleinen Zwiebelchen, so genannte Brutzwiebeln, wurden von der Mutterpflanze also produziert, um neue Knoblauchpflanzen zu erhalten. Meine spontane Überlegung: ich könnte der Natur ja ein wenig auf die Sprünge helfen und für sie die Aussaat vornehmen.   

Es war ja nicht so kompliziert. Zuallererst habe ich die Fruchtstände auseinandergedröselt. Da kamen schon so etliche „Körnchen“ zusammen. Die größten davon habe ich heraussortiert und im Herbst rund einen Zentimeter tief in die Erde gesät. Damit sie nicht den Erdarbeiten im Frühjahr zum Opfer fallen konnten, habe ich die Stelle auffällig markiert. Im Frühjahr kamen dann zuerst die zarten Spitzen und im Laufe der Zeit wurden daraus etwa 20 cm hohe Knoblauchpflanzen. Als ich sie nach dem Absterben im Sommer ausgegraben habe, waren aus den „Körnchen“ Zwiebelchen geworden, die in etwa die Größe einer Knoblauchzehe hatten – nur ebenmäßig rund, deshalb nennt man sie auch „Rundlinge“. Eine ideale Größe für die Küche, aber auch eine ideale Größe, um sie wiederum als Pflanzgut zu verwenden, was ich auch gemacht habe. Ich wollte schließlich sehen, was am Ende dabei herauskommen würde. Die im Herbst gesteckten Rundlinge wurden im nächsten Jahr zu völlig normalen Knoblauchpflanzen.    

Besonders gefreut hat mich vor einiger Zeit, dass auch der Fernsehkoch Björn Freitag diese kleinen Knoblauch- „Samen“ in seiner Küche verwendet hat. Er hatte sie beim Besuch eines Bio-Bauernhofs unerwartet kennengelernt und sofort mitgenommen. Da er nun mal Koch und kein Gärtner ist, zerquetschte er sie mit der Breitseite seines Messers und würzte damit das Essen. Das geht also auch!   

Manfred Kotters            

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner