Erdkröten – Verkannte Schönheit im Garten

­­Wanderung zu den Laichgewässern im Frühjahr   

Wegen ihres Aussehens, dicht bedeckt mit zahlreichen kleinen und großen Warzen, weckt die Erdkröte bei vielen grundlos Abscheu und Ekel und wird deswegen oft nur ungern geduldet. Hat man sich mit der Zeit erst einmal mit den Erdkröten im Garten angefreundet, wird man schnell ihre eigenartige Schönheit feststellen, wie z.B. ihre leuchtenden bernsteinfarbenen Augen.   

Außer in Gärten lebt sie überall in Mitteleuropa in Parks, Ruinen, Weinbergen, Hecken, Streuobstwiesen, Laubwäldern, Steinbrüchen, Kies- und Sandgruben; selbst in Gebirgen kommt sie bis zu einer Höhe von 2000 Metern vor. Erdkröten sind nachtaktiv; tagsüber dämmern sie unter Wurzeln, in Holzstapeln, Steinhaufen oder Erdhöhlen. Nachts oder bei Dämmerung gehen die Tiere dann auf Beutesuche. Gerade im Naturgemäßen Gartenbau, der auf vielfältiges Leben mit seinen Wechselbeziehungen aufbaut, ist die Erdkröte ein gern gesehener Gast, nicht zuletzt deswegen, weil ihre Nahrungstiere vorwiegend aus Nacktschnecken, Gliederfüßern, Larven und Spinnen bestehen.  

Fehlen Erdkröten im Garten, sollten sie nicht einfach in der Natur eingefangen werden. Da Erdkröten, wie viele andere Amphibienarten, auf ihren traditionellen Fortpflanzungsort geprägt sind, würden sie sich im geschlechtsfähigen Alter von zwei bis drei Jahren im Frühjahr auf die Wanderung zu ihren Laichgewässern aufmachen und hätten keine  Chance, diese zu erreichen. Die Massenwanderung der Kröten beginnt meist schlagartig Ende März bis Anfang April bei regnerischer, nicht zu kühler Witterung in den Abendstunden. Die meisten Amphibienarten vermeiden Konkurrenz am Ort der Fortpflanzung. Als erste beginnen die Grasfrösche im März mit ihrer Wanderung, gefolgt von den Erdkröten. Laub- und Moorfrösche, Kreuz-, Wechsel- und Knoblauchkröten, die Gelb- und die Rotbauchunke laichen in den folgenden Monaten, einige Tiere bis in den August hinein.  

Zu wenig beachtet ist auch heute noch, dass es gesetzlich streng verboten ist, Amphibien und deren Laich aus der Natur zu entnehmen. Um Erdkröten im Garten heimisch zu machen, ist die Anlage eines Gartenteiches sinnvoll. Grundsätzlich stellen sich in einem Gartenteich von alleine alle Lebewesen ein, denen der Lebensraum zusagt. Neben einem Teich gehören auch andere Naturgartenelemente wie Wiese, Hecke, Trockenmauer zu einem solchen Lebensraum. Der Verzicht auf eine Giftanwendung sollte dabei selbstverständlich sein; selbst scheinbar harmlose Mittel wie Moosvertilgungsmittel können Fröschen schnell den Garaus machen.   

Kleine bis mittlere Teiche, die sich vorzüglich als Laichgewässer eignen, dürfen auch keinen Fischbesatz aufweisen. Fische, die in solch kleinen Gewässern in der Natur nicht vorkommen, ernähren sich von Amphibien und Kaulquappen. Die einzige Möglichkeit, Frösche oder Kröten im eigenen Teich eher heimisch zu machen, besteht darin, Laich in den eigenen Teich einzusetzen, da zu diesem Zeitpunkt noch keine Prägung erfolgt ist. Natürlich darf man auch diesen nicht aus der Natur entnehmen, sondern nur aus einem privaten Gartenteich, in dem diese Tiere schon heimisch sind.                         

Manfred Kotters   

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