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Besonders am Anfang des Jahres, wenn sich nach dem Winter die ersten grünen Halme am Erdboden zeigen, sehnen sich Mensch und Tier nach frischen, vitaminreichen Kräutern und Salaten. Ein Gemüse aus Brennnesseln zum Beispiel bringt uns neue Kraft, Bärlauch reinigt unseren Körper von innen und frische Wildkräuter, von denen es in Deutschland ungefähr 1500 essbare gibt, würzen ebenfalls in den Folgemonaten Salat und andere Speisen. Ein besonders in Süddeutschland in den Gärten häufig anzutreffendes Wildkraut ist das Echte Labkraut (Galium verum), Wie kann es zu unserer Gesundheit beitragen?
Labkraut gehört zur Gattung der Rötegewächse, von dem es fast 600 verschiedene Arten gibt. Es wächst europaweit in Gärten, auf Weideflächen und an Wegrändern und wird auch Gelbes Waldstroh, Liebfrauenbettstroh, Liebkraut, Gliedkraut oder Gelb-Labkraut genannt. Bis vor einigen Jahren wurde das Labkraut besonders im Alpenvorland in der Küche verwendet und kam in vielen Haushalten bei Bedarf als Tee zum Einsatz.
Die Heilwirkung des Echten Labkrauts leitet sich vor allem durch ihre Saponine und Flavonoide ab. Saponine wirken antimikrobiell und sollen ein natürliches Pilzschutzmittel sein. Flavonoide stärken das Immunsystem, hemmen Entzündungen und senken den Blutdruck.
In deutschen Wäldern kommen vor allem drei essbare Arten vor: das Wiesen-Labkraut, das Echte Labkraut und das Kletten-Labkraut.
Das Echte Labkraut sieht besonders in Wildpflanzengärten mit seinen weißen oder gelben Blüten und den Ranken sehr schön aus.
Je nach Art werden den Labkräutern unterschiedliche Wirkungen zugeschrieben: Das Kletten-Labkraut wirkt gegen Bakterien, die vor allem auf der Haut und den Schleimhäuten vorkommen und die inzwischen gegen Antibiotika unempfindlich sind. Kletten-Labkraut wirkt zusätzlich anti-oxidativ. Das bedeutet, dass es zum Beispiel bei Schäden, die durch eine Stoffwechselstörung bei der vermehrt den Körper schädigende freie Radikale in den Körper gelangen, eingesetzt wird. Unterschiedliche Studien schreiben Labkräutern zusätzlich eine positive Wirkung gegen bestimmte Krebszellen zu. So soll Kletten-Labkraut eine Anti-Krebs-Wirkung bei Leukämie und Brustkrebs haben. Ein Auszug des Echten Labkrauts soll gegen Speiseröhrenkrebs wirksam sein.
Labkraut findet in der Küche eine vielseitige Verwendung. Es enthält das so genannte Labferment, das Milch gerinnen lässt. Deshalb wird die Pflanze in England auch heute noch dazu genutzt, Chesterkäse herzustellen. Die gelben Blüten geben dem Käse seine gelblich-orange Farbe und seinen unverwechselbaren Geschmack. In Deutschland hat man heutzutage andere Quellen, um Milch zur Käseherstellung gerinnen zu lassen. Es gibt aber auch hier Familien-Käsereien, die noch mit dem Labkraut arbeiten. In Schottland wird das Echte Labkraut heute noch als Färbemittel verwendet. Die Wurzeln färben rot, die Blüten gelb.
Auch in der Küche wurde Labkraut früher gerne verwendet. Die Blüten sind als preisgünstiger Ersatz zum Safran, zum Aromatisieren und Gelbfärben von Speisen und Getränken geeignet. Labkräuter haben einen salatähnlichen Geschmack. Deshalb kann der Koch sie gut in Gemüsesuppen, grünen Smoothies oder als Salatbeigabe verwenden.
Manche Gärtner betrachten Labkraut wegen seiner starken Vermehrung und seinem Hang zum Ankletten an Kleidung als Plage. Wer es in seinem Garten ansiedeln will, kann dies durch Wurzelausläufer, die frühestens im Mai in den Boden gebracht werden, tun.
Echtes Labkraut kann getrocknet zum Beispiel in der Apotheke gekauft werden. In diesem Zustand schmeckt es als Tee oder in einer Bowle intensiver. Ähnlich wie aus Waldmeister, kann aus Labkraut eine erfrischende und stärkende alkoholfreie Bowle hergestellt werden.
Zutaten: 1 Liter Apfelsaft, 1 Bund frisches oder getrocknetes Labkraut, Saft einer Zitrone, etwas Mineralwasser, Zucker oder ein Süßungsmittel
Zubereitung: Den Apfelsaft in eine Schale oder einen Krug füllen. Das frische oder getrocknete Labkraut dazu geben und es mindestens ein bis zwei Stunden ziehen lassen. Danach das Kraut wieder aus der Schüssel nehmen. Den Zitronensaft hinzufügen. Nach dem Umrühren, nach Geschmack, Mineralwasser und Zucker oder ein anderes Süßungsmittel zugeben.
Monika Hermeling