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Vom Verziehen oder Vereinzeln
Gemüsepflanzen entwickeln sich nur bei ausreichend Platz optimal. Stehen Pflanzen zu dicht, behindern sie sich gegenseitig. Das geht nicht gut aus. Besonders Gemüsepflanzen sind darauf angewiesen, sich nach allen Seiten ungehindert entwickeln zu können. Andernfalls kann man sich die ganze Mühe mit dem Gemüseanbau sparen. Im Frühjahr hat man fast täglich mit dieser Angelegenheit zu tun, denn viele junge Gemüsepflanzen wachsen. Es geht ums Vereinzeln oder Verziehen von Sämlingen verschiedener Gemüsearten, speziell in den Saatreihen. Niemand ist so geübt, dass die Saatdichte später nicht zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren wäre.
Eigentlich alle Reihensaaten muss man sich vornehmen, angefangen von Möhren bis zu Radieschen, Rettich, Roten Beten, Zwiebeln, was immer. Möhren sind dabei noch ein besonderer Fall, weil sie als ganz junge Pflanzen gern eng stehen, später auf keinen Fall. Möhren vereinzelt oder verzieht man nach Bildung des dritten oder vierten Blattes, frühe Sorten auf 2–4, späte auf 8–10 cm. Nun wird wohl niemand mit dem Zollstock die Saatreihen abarbeiten, aber man hat wenigstens Zahlen im Kopf und weiß: Verziehen ist oft unbedingt nötig, wie eben bei Möhren. Oder bei Roten Beten, bei denen besonders, denn bei ihnen entstehen Samenknäuel mit mehreren Samenkörnern. Deswegen muss bei ihnen eventuell sowohl in der Reihe wie im Knäuel verzogen werden. Es sei denn, es handelt sich um pilliertes Saatgut. Das muss dann allerdings auf der Samenpackung angegeben sein, weil die Ummantelung mitunter Nährstoffe oder Pflanzenschutzmittel enthält.
Die Erde muss beim Verziehen feucht genug sein. Andernfalls gestaltet sich das Verziehen schwierig. Die Pflänzchen sitzen zu fest, so dass viele reißen. Nach dem Verziehen wird abermals gegossen, um die entstandenen Löcher in den Saatreihen wieder zu schließen. Da das Verziehen in gebückter Stellung und nah am Erdboden immer eine fummelige, lästige Arbeit ist, unterbleibt sie häufig. Das Ergebnis sind zum Beispiel dünne, verkrüppelte, mehrbeinige, sich umschlingende Möhren. Um dem zu entgehen, kann man kleine Handsägeräte zu Hilfe nehmen, so dass die Samenkörner einzeln gut gezielt in der Saatrille legen.
Beliebt, besonders bei Anfängern in Sache Gemüseanbau, sind außerdem in Vlies gelagerte Samen, die günstige Abstände einhalten, so genannte Saatbänder. Das Beet dafür muss gut vorbereitet werden, am besten zwei Tage vor dem Auslegen. Die Erde sei locker, humos, unkrautfrei. Man zieht die Reihen etwa 1–2 cm tief, legt das Band sorgfältig aus, drückt es etwas fest und gießt an. Erst dann wird die Rille geschlossen, abschließend noch einmal gegossen. Entsprechendes Vorgehen gilt für Samenteppiche und ähnliches. Solche Saateinlagen weiter immer gut feucht halten!
Ilse Jaehner