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(Nomada sexfasciata, PANZER 1799)
Wespe oder Biene? Definitiv Biene! Auch wenn sie keinen Pollen sammelt. Ihr Aussehen ist mit so mancher Wespe zum Verwechseln ähnlich. Jedoch sind Wespenbienen weder staatenbildend, noch jagen sie andere Insekten. Sie sind vielmehr geschickte Strategen, die keinem eigenen Brutgeschäft nachgehen. Doch dazu gleich mehr.
Mit 11 bis 14 Millimeter Körpergröße gehört die Langkopf-Wespenbiene zu den größeren Arten ihrer Gattung. Ihr schwarzer Körper wird auf dem Hinterleib mit sechs gelben Binden geziert. Der Rücken und Kopf sind behaart und die Augen auffällig grün. Der langgezogene Kopf verleiht dieser Wespenbienenart ihren Namen.
Die Langkopf-Wespenbiene ist weltweit verbreitet. Sie ist in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich stark in ihrem Bestand gefährdet. In manchen Regionen Deutschlands sind die Datensätze zu ihrem Vorkommen so gering, dass eine genaue Bestandsaussage nicht möglich ist. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein gilt sie bereits als ausgestorben (siehe Verbreitungskarte). Wir wissen von Langkopf-Wespenbienen, dass sie sich gerne auf mageren und blütenreichen Wiesen aufhalten. Zu ihren begehrten Lebensräumen gehören unter anderem Streuobstwiesen und warme, sonnenbeschienende Waldsäume.
Wir treffen die Langkopf-Wespenbiene dort an, wo ihre Wirtsbienen neuen Baugrund für ihre Nester suchen. Als Vertreterin der Kuckucks- oder Schmarotzerbienen hat die Wespenbiene keine eigenen Nachkommen zu versorgen. Leidtragende dieses Brutparasitismus sind Langhornbienen. Besonders gerne scheint sie die Mai-Langhornbiene (Wildbienen des Jahres 2021) aufzusuchen. Bei ihr schleust sich die Langkopf-Wespenbiene ein und legt in ihr Nest ein fremdes Ei hinzu. Dafür wartet die Wespenbiene in einer Art Lauerstellung so lange, bis die Dame des Hauses, die Langhornbiene, zum Pollenflug aufbricht. Dann geht alles ganz schnell. Die Kuckucksbiene öffnet die von der Langhornbiene angelegten unterirdischen Brutzellen und legt zu den schon vorhandenen Eiern ihre eigenen Kuckucksbieneneier. Zumeist unbemerkt frisst die zeitig geschlüpfte Larve der Langkopf-Wespenbiene Ei und Pollenbrot der Gastgeberin.
Ab Ende April des Folgejahres schlüpfen neben den unversehrten Langhornbienen auch die Langkopf-Wespenbienen. Um ihren Wirtsparasitismus erneut ausüben zu können, hat die neue Generation der Langkopf-Wespenbiene nur wenige Wochen Zeit. Ihre Flugsaison währt bis Mitte Juni. Sie spart sich nicht nur den aufwändigen Nestbau im Erdboden, sie muss auch keine Pollenvorräte für ihren Nachwuchs anlegen. Als Kuckucksbiene verwendet sie vielmehr Zeit darauf, allerlei Nektar zu saugen und Ausschau nach Wirtstieren zu halten. Für ihren Nektarbedarf fliegen Langkopf-Wespenbienen übrigens gerne Gänsedisteln, Brombeeren, Habichtskräuter und Wiesen-Witwenblumen an.
Vielleicht fragen Sie sich, wie wir auch dieser ungewöhnlichen Bienenart unter die Flügel greifen können? Ganz einfach: Lassen Sie uns die warmliebenden Biotopstrukturen erhalten. Leider müssen noch allzu häufig Streuobstwiesen Baugebieten und artenreiche Waldsäume als Holzlager weichen. Ermutigen Sie Ihre kommunalen Politikerinnen und Politiker sich auch für diese Wildbienenlebensräume einzusetzen. Und selbst können Sie artenreiche Stauden und Gehölze in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon pflanzen. Achten Sie darauf ungefüllte, möglichst einheimische und aus der Region stammende Pflanzen zu erwerben. Erzählen Sie Ihren Bekannten wie wundersam doch unsere Insektenwelt ist.
Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt
Weitere Infos
www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Literatur