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Die Uferzone
Zur gelungenen Anlage eines Gartenteiches gehört die zufriedenstellende Gestaltung seines Uferbereiches. Dabei spielen gestalterische und ökonomische Gesichtspunkte gleichwertige Rollen. Zunächst geht es um gestalterische Aspekte. Ein Teich soll sich in den übrigen Garten nahtlos einfügen. Vermittler zwischen beiden, wie sollte es anders sein, sind Pflanzen. Sie leiten im Bereich der Uferzone über vom Wasser zu festem Land. Die Wasserfläche darf jedoch nicht ganz hinter Pflanzen verschwinden. Daraus ergibt sich, dass ein Teil des Ufers von höheren Pflanzen freibleiben muss. Welcher Teil das ist, entscheidet die jeweilige Gegebenheit. Kommt es nur auf die Himmelsrichtung an, wird man dafür das nach Süden gelegene Ufer bestimmen, damit die Sonne freie Bahn auf die Wasserfläche hat. Mitunter ist anderes ausschlaggebend, zum Beispiel die Blickrichtung von der Terrasse aus oder von einem Fenster des Hauses. Führt ein Weg dicht am Teich entlang, kann auch das den Ausschlag geben, damit man vom Weg her freie Sicht auf den Teich hat. Die Wasserfläche selbst darf höchstens zu einem Drittel von Pflanzen bedeckt werden, damit das Element Wasser überhaupt in Erscheinung tritt und sich Uferpflanzen im Wasser spiegeln.
Die übrige Anlage des Gartenteiches soll so erfolgen, dass sie Pflanzen und Tieren nützt. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Ufer nicht überall steil und tief abfallen, sondern teils flach und allmählich bis etwa 50 cm tief. Dabei unterteilt man vorteilhaft noch einmal in eine Stufe für Pflanzen, die ganz niedrigen Wasserstand brauchen und solche, die tiefer gehen. Flachwasserzonenbewohner sind unter anderem Sumpfdotterblume, Sumpf-Calla, Japanische Sumpfschwerlilie, Froschlöffel, Blumenbinse, Zebrabinse. Diese Pflanzen wachsen wegen der günstigen Umstände bei reichlich Feuchtigkeit gewöhnlich recht zügig. Dadurch entziehen sie dem Wasser und der Erde, in der sie wurzeln, viele Nährstoffe und sorgen so außerdem indirekt mit dafür, dass das biologische Gleichgewicht im Teich gewahrt bleibt.
Die flache Uferzone ist für Lurche und Libellen aller Arten wichtige Existenzgrundlage. Hier feiern im Frühjahr Frösche und Kröten Hochzeit, legen Eier ab, aus denen Kaulquappen schlüpfen. Das flache Ufer erlaubt später den kleinen, jungen Fröschen, ans Land zu kommen. Libellenlarven, die ebenfalls im Wasser groß werden, können an Binsenhalmen und ähnlichem Grünzeug hochkrabbeln und sich dort zum fertigen Insekt wandeln. Lehnt sich der Teich einem vorhandenen Hang an, sichert man ein Stück dieses Hanges mit größeren Steinen ab. In die Lücken zwischen den Steinen verkriechen sich Frösche gerne zum Winterschlaf, und manch anderes Getier schätzt ebenfalls solche Unterschlüpfe. So füllt sich die erweiterte Uferzone mit viel Leben und wird zur Seele des Gartenteiches.
Ilse Jaehner