100 Millionen Jahre ­Magnolien

Winterhart, doch frostempfindlich     

Schon früh im Jahr freut man sich auf die Magnolienblüte, haben doch die Sträucher schon dicke Blütenknospen und warten nur darauf, dass es wärmer wird, damit die sich öffnen. Gemeint ist Magnolia x soulangiana, im Volksmund Tulpenbaum genannt. Vollblühende Magnolien sind wunderbar anzusehen, und das seit rund 100 Millionen Jahren, als statt der Menschen Dinosaurier staunten. Magnolien zählen zu den ältesten Blütenpflanzen. Blütezeit ist je nach Klima und örtlichen Gegebenheiten im April, 2–3 Wochen vor Austrieb der Blätter. Die weiß-rosa, aufrechtstehenden, tulpenförmigen Blüten sind unverkennbar, der Wuchs unverwechselbar. Der strauchartige Baum wird langsam zwischen 4–6 m hoch. Das dauert allerdings viele Jahre. Er breitet sich gern seitwärts aus auf typisch kurzem, oft krummem Stamm. Man pflanzt vorteilhaft im Frühjahr an einen etwas geschützten, warmen Platz, fern von unzuträglichen Spätfrostlagen mit scharfen, kalten Ostwinden, denn allgemein großer Winterhärte steht große Frostempfindlichkeit der Blüten entgegen. Eine Nacht mit nur wenig unter null Grad, und die Pracht hat sich verwandelt in trostloses Braun.    

Gibt es Möglichkeiten, solch herben Verlust zu verhindern? Man wähle solche Arten oder Sorten, die vergleichsweise spät blühen. Schon 14 Tage her oder hin machen im Frühjahr viel aus. Empfehlenswerter für weniger günstige Lagen ist die Sorte ‚Lennei‘, weil ihre Knospen etwas später aufbrechen. Man erkennt sie an den außen deutlich röteren Blütenblättern. Für allgemein weniger günstige oder spätfrostgefährdete Lagen bietet sich außerdem die Purpurmagnolie (Magnolia liliiflora ‚Nigra‘) an. Der Strauch wird 3–4 m hoch und bringt innen lilarote, außen etwas hellere, 12 cm große Blüten hervor. Sie öffnen sich nicht sehr weit, doch dafür dauert der Flor 6–8 Wochen von April bis Juni, eventuell mit Nachblüten im frühen Herbst. In den fünfziger Jahren entstand in den USA die „Little Girl“-Serie mit mehreren Sorten, von denen hier ‚Susan‘ – mit außen magentafarbenen und innen zartrosa Blüten – wohl am verbreitetsten ist. Girl-Sorten blühen 2–4 Wochen später als andere Magnolien.     

Frostschäden an Blüten gibt es bei der Sommermagnolie (Magnolia sieboldii) garantiert nicht, weil sie erst im Juni und Juli alabasterweiße Blüten mit attraktiven roten Staubgefäßen hervorbringt. Allerdings fallen die Blüten weniger auf, da dieser Strauch dann belaubt ist, während die anderen Magnolien ja vor Laubaustrieb blühen. 

Ilse Jaehner

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