Befruchtungsverhältnisse bei Obst

Da heißt es aufpassen!        

Vor jeder Pflanzung eines Obstgehölzes müssen die jeweiligen Befruchtungsverhältnisse geklärt werden, weil sonst eventuell keine Früchte wachsen. Es besteht Selbstbefruchtung, wenn der Pollen zur selben Sorte wie die zu bestäubende Blüte gehört, Fremdbefruchtung, wenn Fruchtbildung nur mit dem Pollen einer anderen Sorte erfolgt. Selbstbefruchtung ist günstig, weil in einem solchen Fall auch Einzelbäume tragen. Allerdings muss einschränkend erwähnt werden, dass gewöhnlich auch selbstfruchtende Obstarten noch ein bisschen besser mit fremdem Pollen ansetzen, als wenn das nicht der Fall ist. Das ist vor allem bei Beerenobst so und zu berücksichtigen, falls in der betreffenden Gegend wenig Obstgehölze wachsen. In Obst­anbaugebieten, wo in jedem Garten Obst steht, kann man eher damit rechnen, dass ein passender Partner im Nachbargarten vorhanden ist.     

Selbstfruchtbar sind generell Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen, die wichtigsten Sauerkirschsorten, manche Zwetschgen- und Pflaumensorten. Bei Beerenobst sind fast alle selbstfruchtend. Trotzdem empfiehlt es sich, stets zwei Sorten zu pflanzen. Das gilt auch für Quitten, die erheblich besser mit fremdem Pollen fruchten. Besonders guter Pollenspender für Quitten ist die Sorte ‚Bereczki‘.    

Äpfel und Birnen fruchten grundsätzlich nur mit fremden Pollen, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass manche Sorten schlechte Pollenspender sind und deswegen in solchem Fall ein weiterer Partner hinzukommen muss. Fremdbefruchtende Nashis können mit Birnenpollen bestäubt werden. Bei der Auswahl von selbstunfruchtbaren Sorten muss man zusätzlich die Blütezeit berücksichtigen. Es ist schwacher oder kein Fruchtansatz zu befürchten, wenn die Blütezeiten zweier Sorten zu weit auseinander liegen, die eine Sorte recht früh, die andere ausgesprochen spät blüht.    

Süßkirschen waren bis vor einigen Jahren immer auf fremden Pollen angewiesen. Zusätzlich gibt es Intersterilität, bei der drei Sorten nicht harmonieren und eine weitere ein-springen muss. Zum Glück gibt es inzwischen selbstfruchtbare Süßkirschensorten. Eine solche, auf schwachwüchsiger Unterlage veredelt, passt auch in einen kleinen Garten.    

Seltener hat man es mit ein- und zweihäusigen Obstgehölzen zu tun. Das sind jene Arten, bei denen sich männliche und weibliche Blüten getrennt voneinander bilden, im ersten Fall auf demselben Gehölz, im anderen auf zwei verschiedenen. Zweihäusig fruchten Kiwis, es sei denn, man pfropft einer weiblichen Pflanze einen männlichen Trieb auf. Haselnüsse und Esskastanien (Maronen) blühen einhäusig, entwickeln also männliche und weibliche Blüten auf derselben Pflanze, nur getrennt voneinander. Bei manchen Walnusssorten blühen männliche und weibliche Blüten zu so unterschiedlichen Zeiten, dass dann zwei ­Sorten zu pflanzen sind. 

Ilse Jaehner

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