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Silberblätter sind Favoriten
Eher als Schlüsselblumen, meist zugleich mit Veilchen, kommen die Blütentriebe von Lungenkraut aus der Erde. Wird es noch einmal kälter, wachsen sie einfach nicht weiter, öffnen jedoch Knospen. Wird es wieder wärmer, legen die Stiele im Geschwindschritt zu, und nun wachsen auch die Blätter mit den typischen hellen Flecken. Die weiße Musterung ist eigentlich gar nicht vorhanden. Tatsächlich befindet sich zwischen den Blattzellen an diesen Stellen nur Luft. Sie reflektiert das Sonnenlicht total, so dass die Stellen farblos erscheinen. Die Blüten sind erst rosa, färben sich dann vom Grund her immer stärker violett, zuletzt blau, ein interessantes Farbenspiel und schön anzusehen.
Dieses heimische Lungenkraut Pulmonaria officinalis erweist sich als anspruchslos, ausdauernd und langlebig. An halbschattigem Platz und in humosem, kalkhaltigem, frischem bis feuchtem Boden fühlt es sich besonders wohl und breitet sich selbstständig weiter aus. Es ist eine prima Staude für den Gehölzbereich, nebenbei zusätzlich Heilpflanze bei allerlei Atemwegserkrankungen, auch heute noch.
Nun laufen seit einigen Jahren diesem Lungenkraut andere Arten mit stärker gemusterten Blättern den Rang ab. Pulmonaria saccharata mit mehreren Sorten tut sich besonders hervor. Deutsch nennt man es Großgeflecktes Lungenkraut. Die Blätter sind ausgiebig silbrig gefleckt und behalten das von Frühjahr bis Herbst bei, was diese Art und ihre Sorten als Bodendecke für halbschattige Lagen sehr wertvoll macht. Schon länger bekannte Sorten sind ‚Mrs. Moore‘ und ‚Pink Down‘. Sehr schön ist auch ‚Ocupol‘, weil dazu spät und lange hell eisblau blühend. Die Art und ihre Sorten erfreuen noch bis weit in den Mai. Sie meiden kalkhaltigen Boden und möchten lieber etwas säuerlicher stehen, sind außerdem mit 30 cm Höhe wüchsiger als heimisches Lungenkraut.
Den Vogel in der Beliebtheitsskala schießt zurzeit die Sorte ‚Majeste‘ ab, die „Majestätische“. Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner sowie ihre Berufsgenossinnen können gar nicht genug von ihnen pflanzen. Die Sorte besticht mit total silbrigen Blättern, die nur entlang der Mittelrippe, an den Rändern und am Blattgrund grün gefärbt sind und dies ganzjährig. Besonders in Gegenden mit milden, warmen Wintern ist ‚Majeste‘ also wintergrün, wintersilbrig muss man wohl sagen. Mit Blüten wartet die Sorte weniger auf, gibt sich jedoch Mühe, dies besonders, wenn die Erde genügend feucht, der Platz halbschattig ist.
Um gerecht zu sein, sei das Schmalblättrige Lungenkraut Pulmonaria angustifolia noch genannt. Es hat keine gefleckten Blätter, wächst mit 30 cm Höhe aber tüchtig und blüht mit den Sorten ‚Azurea‘ und ‚Blaues Meer‘ enzianblau. Pulmonaria rubra kann sich mit einfarbig mennigroten Blüten sehen lassen.
Ilse Jaehner