Sind Nematoden schädlich oder nützlich?

Die Natur in schädliche oder nützliche Pflanzen und Tiere einzuteilen ist eine praktische, hingegen eine zu kurzsichtige Angelegenheit. Ein Beispiel sind die Nematoden (Nematoda), auch Fadenwürmer oder Älchen genannt. Von ihnen sind etwa 20.000 Arten bekannt. Sie leben im Erdboden und gehören zu den artenreichsten Tierstämmen weltweit. Ihre Arten sind in ihren Lebensbedingungen und -gewohnheiten so unterschiedlich, weil sie teilweise  als Parasiten von Menschen, Tieren und Pflanzen leben, andererseits aktiv zur Gesundung des Humus beitragen und somit als schädlich und gleichzeitig nützlich eingeordnet werden können. Mit dem bloßen Auge können die Nematoden voneinander nicht unterschieden werden.


Wie sehen Nematoden aus?    

Nematoden sind weiß, fast farblos, und nur einige Millimeter groß. Die männlichen Fadenwürmer sind kleiner als die Weibchen und haben ein gebogenes Schwanzende. Am Maul besitzen Nematoden kleine Fortsätze, mit denen sie ihre Umgebung abtasten und Nahrung aufnehmen. Frei lebende Arten der Nematoden ernähren sich von Aas, Algen, Fäkalien und Pilzen. Ihre Wirte können Menschen, Pflanzen oder Tiere sein.


Nematoden sind immer da

Wer sich vorgenommen hat, seinen Garten völlig Nematoden-frei zu machen, steht auf verlorenem Posten. Es geht vielmehr darum, die Nematoden-Population soweit zu verkleinern, dass die geringe Anzahl der Fadenwürmer keine sichtbaren Schäden mehr anrichtet.


Sind Nematoden Schädlinge oder Nützlinge ?   

Was tun einige Nematoden um sich zu ernähren und unseren Gemüsepflanzen den Garaus zu machen? Sie stechen mit einem Mundstachel die Pflanzen an, saugen dann deren Zellsaft aus. Dabei sondern sie Speichelflüssigkeit ab, die zu einer Wurzelverkrüppelung oder Gallenbildung führt. Diese Verwachsungen schwächen die Pflanze und sind mögliche Wirte für weitere Krankheitserreger oder Pilze. Die pflanzenschädigenden Nematoden lassen sich aufgrund der verschiedenen Lebens- und Ernährungsweisen in mehrere Gruppen unterteilen.

Wandernde Wurzelnematoden leben frei und sind in der Auswahl ihrer Wirtspflanzen unabhängig. Sie schwimmen in der Bodenlösung und dringen zur Vermehrung in die Wurzelspitzen ein. Nach der Vermehrung wandern sie weiter von Wurzel zu Wurzel und sind teilweise befähigt, bis ins Rindengewebe ihrer Wirtspflanze vorzudringen. Einige von ihnen sind bei ihrer Vermehrung auf bestimmte Wirtspflanzen angewiesen. Weibchen der zystenbildenden Nematoden Globodera rostochiensis und Globodera pallida  bohren sich in die Wurzel von Kartoffeln ein. Anschließend schwillt der mit den Eiern gefüllte Hinterleib der Nematoden an, sprengt die Wurzel und verbleibt im Erdreich, während der Saugrüssel des Weibchens in der Wurzel verbleibt. Die Nematode stirbt ab, es bildet sich eine Zyste als Schutzhülle und die Eier und Larven entwickeln sich weiter. In diesem Zustand können sie etwa 20 Jahre ohne Nahrung überstehen. Von dieser Nematodenart werden überwiegend Nachtschattengewächse wie Aubergine und Tomate befallen. 

Die gallenbildenden Nematoden Meloidogyne hapla und Meloidogyne arenaria bevorzugen  die Wurzeln von Tomaten.  Dort, und am unteren Rand von Sellerie, Lauch und Möhren, bilden sie Verdickungen, die Gallen genannt werden. Diese werden von den Fadenwürmern als Eiablage genutzt.      

Zu den verbreitetsten Nematoden gehört die Rübenzysten-Nematode (Heterodera schachtii). Sie können die Wurzeln von Spinat, Raps und Rüben befallen.       

Es sind die Stängel- oder Blattälchen (Ditylenchus spec.) die oft Blaustern, Hortensie, Hyazinthe, Narzisse, Nelke, Phlox, Schneeglöckchen, Schwertlilie, Tulpen und weitere verschiedene Stauden, Zwiebeln und Wildkraut als Wirtspflanze nutzen.     


Krankheiten durch Nematoden     

Wenn zum Beispiel Kohlrabi, Möhren oder Kohl an Wurzeln, Stengeln oder Knollen kleine Knötchen haben, sich mit Flüssigkeit gefüllte Zysten bilden, die jungen Wurzeln verkrüppelt oder verkümmert wachsen oder sich die Blätter verfärben, können die Pflanzen von mit einem Millimeter winzigen, fadenförmigen Nematoden der Gattung Ditylenchus, Pratylenchus oder Meloidogyne befallen sein. Ihr Befall ist oft die Basis für Pflanzenkrankheiten oder eine Einladung für andere Parasiten.  

Der Befall zeigt sich beispielsweise bei Narzissen, Tulpen und Phlox:    

  • Narzissen bekommen verformte Blätter und wachsen nur noch kümmerlich 
  • Tulpenzwiebeln werden weich und verfärbt 
  • Phlox stirbt gewöhnlich nach dem Befall ab

Da Menschen und Tiere ebenfalls von Nematoden befallen werden können, ist es wichtig, den Kreislauf ihres Befalls zu stoppen, denn sie zehren ihre Wirte buchstäblich aus.      


Wie kommt es zum Nematoden-Befall?    

Nematoden wandern über den Boden ein. Unter Umständen schleppen bereits infizierte Pflanzen die kleinen Tiere ein. Die Nematoden nutzen ihren natürlichen Wasserfilm, um am Stängel zu den Blättern hochzuwandern. An den Blättern legen sie ihre Eier ab. Schon kurze Zeit später schlüpfen die ersten Larven. Gärtner die mit menschlichen Fäkalien oder Tierdung düngen, stellen verstärkt einen Nematodenbefall fest.    


Welche Pflanzen werden von Nematoden befallen?     

Nematoden befallen gerne Apfelbäume, lieben Sträucher wie Himbeeren. Gemüsesorten wie Gurken sind erfahrungsgemäß ebenfalls vor ihnen nicht sicher. Zimmer- und Gartenpflanzen wie Hyazinthen, Hortensien, Begonien sind beliebte Wirtspflanzen von Nematoden. 


Schädlichen Nematoden vorbeugen   

Wer einem Nematodenbefall vorbeugen will, kann das mit einer großflächig ausgesäten Gründüngung mit zum Beispiel Tagetes nana, Kamille, Ringelblumen, Sonnenhut den Ölrettichsorten Pegletta und Nemex, Roggen oder Niemsamen tun. 

Gegen Rüben-Nematoden wirkt die Einsaat von Senfsaat. Bei der Anpflanzung von Kartoffeln, Rosen und Tomaten ist die Einsaat von Kamille und eine Randbepflanzung von Tagetes nana und Ringelblumen wirkungsvoll.    

Die Aussaat von Nematoden-bekämpfenden Sommerblumen wie Calendula, Coreopsis, Gaillardia, Rudbeckia, Tagetes, Wegwarte wirkt sich auf jeden Fall positiv aus, da ein Bewuchs von anderen Wildkräutern unterbunden wird.

Bodenkuren mit nematodenbekämpfenden Pflanzen können bei Gefahr alle vier Jahre wiederholt werden.     

Die junge Kartoffelsorte „Alexandra“ und die Tomatensorte „Dolcevita“ ist gegen einen Nematodenbefall immunisiert worden.     

Gegen wärmeliebende Gallen-Nematoden, die bevorzugt Tomaten im Gewächshaus und unter Folie befallen, gibt es hingegen resistente Sorten, zum Beispiel: Caprese, Corianne, Ducati, Dolcevita, Matias, Picolino und Zebrino.      


Im Fokus der Wissenschaft stehen zukünftig vor allem Pilze, die die Nematoden mit mikroskopisch kleinen lassoartigen Fäden einfangen und danach unschädlich machen oder die Eier der kleinen Fadenwürmer befallen.    

  • Werkzeug reinigen und desinfizieren. 
  • Eine gute Pflanzennachbarschaft. Zum Beispiel Zinnien zu Tomaten pflanzen.
  • Mulchen hilft bei der Wildkraut- und damit bei der Nematoden-Unterdrückung. 
  • Fruchtwechsel auf den Beeten, um eine übermäßige Stickstoffdüngung zu vermeiden.
  • Nach einem Befall eine Ruhezeit von mindestens vier Jahren für die betroffene Pflanzenart.
  • Die richtige Bearbeitung des Bodens und seine Qualitätssteigerung hilft gegen die Pflanzen schädigenden Nematoden.
  • Das Ausbringen von organischem Dünger, Bokashi, Kompost  und, wenn nötig, kalken des Bodens.
  • Die Sortenwahl, denn mittlerweile sind viele neuere Pflanzenzüchtungen immun gegen einen Nematodenbefall.
  • Nicht mit menschlichen Fäkalien düngen.
  • Vor einer Bepflanzung Gründüngung mit Kamille und Borretsch.
  • Eine Behandlung mit Heißdampf zur Bodendesinfektion hilft gegen Nematoden. 


Der Anbau von bodenstärkenden Pflanzen, beispielsweise Ringelblumen (calendula oficialis) oder eine flächendeckende Zwischenkultur mit Tagetes patula und Tagetes erecta, breitwürfig gesät, helfen zusätzlich zu einer Anbaupause von mindestens vier Jahren, um Nematoden dauerhaft auf Abstand zu halten.   

Der Erfahrung nach helfen Tagetes alleine nur unzureichend. Warum? Tageteswurzeln scheiden Duftstoffe aus, mit denen sie Nematoden anlocken. Sobald diese in die Wurzeln eindringen, setzt die Pflanze ein Sauerstoffmolekül frei, das mit den Duftstoffen reagiert und für die Nematoden zum tödlichen Gift wird. Nützlich sind vor allem die hohen Tagetes. Eine Kombination der unterschiedlichen Vorkehrungen ist erfahrungsgemäß auf jeden Fall wirksam. Zu beachten ist, dass diese Pflanzen nicht frosthart sind.     

Die Wirkung ist dann hinreichend, wenn Tagetes mindestens drei Monate auf dem Beet verbleibt.   

Ist es zu einem sichtbaren Befall mit Nematoden gekommen, muss die Pflanze schnellstmöglich, einschließlich Wurzeln oder Knollen, im Biomüll entsorgt werden.   


Wie hungert man Nematoden aus?    

Wer sich nicht sicher ist, welche Nematoden-Art die Pflanzen befallen hat, tut gut daran, das Beet über einen längeren Zeitraum nicht zu bepflanzen und das Wildkraut zu entfernen, damit dort die Nematoden kein Futter finden und der offene Boden der Sonne und dem Wind ausgesetzt ist. Manchmal hilft eine konsequente Fruchtfolge, zum Beispiel mit einem zweijährigen Anbau von Mais. Dieser dient den Nematoden nicht als Futter, weshalb sie durch dessen Anbau konsequent ausgehungert werden. 


Pflanzen, die die Nematoden vertreiben

Wenn die Natur von Menschen weitgehend in Ruhe gelassen wird, findet sie erfahrungsgemäß von selbst einen Ausgleich, um einen Boden gesunden zu lassen. Um befallene Flächen im Garten wieder aufzuwerten, bieten sich bei einigen Nematoden-Arten so genannte Feindpflanzen an. Das können zum Beispiel Senf, Zinnien, Ringelblumen oder Tagetes sein. Sie reduzieren die Menge der schädlichen Fadenwürmer im Boden. Die gel-ben, kugeligen Blütenstände der Ringelblume bilden eine natürliche Abwehr gegen Nematoden und helfen dabei, einen befallenen Boden wieder nutzbar zu machen.  


Natürliche Feinde von Nematoden:   

Kurzflügler, Pilze, Raubmilben und Raubnematoden. Letztere werden zur Bekämpfung von Dickmaulrüsslern, Engerlingen, Erdraupen, Haarmücken, Maulwurfsgrillen und Trauermücken eingesetzt. Parasitäre. Vorbeugend können auch Mykorrhiza-Pilze eingesetzt werden, die im Boden ein Abwehrsystem an den Nutzpflanzen errichten.   


Warum Nematoden nicht chemisch bekämpfen?    

Im Gartenboden lebt eine schier unzählige Anzahl von Mikroorganismen. All diese Bodenlebewesen übernehmen überlebenswichtige Funktionen im Nährstoffkreislauf. Wenn großflächig Pestizide gegen Nematoden im Boden eingesetzt werden, wirken sie gegen alle Lebewesen, auch die kostenlosen Helfer, die wir unterstützen wollen und Pestizide verschmutzen zusätzlich das Grundwasser.    

Monika Hermeling

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