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Kohlgemüse im Klimawandel
Kohlgemüse im Klimawandel
Das weltweite Klima verändert sich momentan ungewöhnlich und die Landwirte und Gärtner stehen in der Verantwortung, nach nachhaltigen Methoden zu suchen um weiterhin gesunde, schmackhafte und gut aussehende Lebensmittel, in ausreichender Zahl, zu produzieren. Dabei setzen sie zusätzlich zu ihren eigenen Erfahrungen auf die Forschung von Wissenschaftlern. Diese erkunden in Feldversuchen, wie sich Gemüse, in diesem Fall Kohl, bei unterschiedlichen, bisher örtlich unbekannten Bedingungen verhält.
Warum ausgerechnet Kohl?
Gemäß Empfehlungen von Medizinern und Ernährungsfachleuten gilt Kohlgemüse als förderlich, da es laut dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) die Immunabwehr stärkt und dazu beiträgt, der Entstehung von Zellveränderungen vorzubeugen. Brokkoli, Blumenkohl und Romanesco weisen jeweils unterschiedliche Gehalte an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen auf, aber eines haben alle gemeinsam, ihre entgiftende Wirkung auf die Leber.
Kohl galt lange als Armeleute-Essen. Er konnte billig auf dem Markt erworben werden und war in jedem Garten anzutreffen. Heutzutage sind Kohlköpfe im Garten eher selten zu sehen. Das mag daran liegen, dass dieses leckere Gemüse zu den Starkzehrern zählt und seine Dünge- und Hauptreifezeit meist in den Sommerferien liegt. Für Gärtner lohnt es sich trotzdem, Kohl im Garten anzubauen, weil er inzwischen auf dem Markt nicht ganz billig ist. Die Kohlköpfe können außerdem, entsprechend den individuellen Anforderungen, in ihrer Größe angepasst werden. Gelegentlich haben Gärtner negative Erfahrungen beim Anbau von Kohl gemacht. Die Kohlköpfe wuchsen unzureichend, bildeten nur lose Köpfe oder wurden jedes Jahr erneut von der Kohlhernie befallen.
Diagnose Kohlhernie oder Bodenmüdigkeit? Was ist zu tun?
Ein ordentlich angelegtes Kohlbeet in versetzten Reihen, ist nicht nur eine optische Bereicherung für jeden Garten. Mancher Gärtner wünscht sich vielleicht Wirsing, Rot- oder Weißkohl und Kohlrabi in seinem Anbau. Viele Hobbygärtner scheitern beim Anbau oder sind verwundert, falls die Pflanzen lediglich spärlich wachsen und dabei Verdickungen am Stängel aufweisen. Häufig wird dann von einem Experten die Pflanzenkrankheit Kohlhernie festgestellt.
Was sind die Merkmale einer Kohlhernie?
Die Pflanzenkrankheit Kohlhernie, lateinisch Plasmodio phora brassicae tritt oft bei allen Kohlarten, aber so gut wie nie bei Grünkohl auf. Die Pflanzen haben von Pilzwucherungen verformte Wurzeln. Sind die Wucherungen hohl, sind sie meist durch den Kohlgallenrüssler hervorgerufen.
Wie beuge ich der Kohlhernie vor?
Wer noch nie Glück mit dem Anbau von Kohl hatte und ihn probeweise anbauen will, tut gut daran, den Humusgehalt und pH-Wert des Bodens zu überprüfen. Denn nur in einem sauren, nassen Boden keimen und vermehren sich die Dauersporen des die Kohlhernie auslösenden Schleimpilzes. Die Beurteilung kann durch einen einfachen, kostengünstigen Kalktest erfolgen. Um den pH-Wert des Bodens, wenn er abgesunken ist, mindestens auf den neutralen bis leicht alkalischen Bereich von pH 7 zu steigern, ist eine Einarbeitung von Algen-Kalk notwendig. Der Gärtner, der sicher weiß, dass sich Sporen der Kohlhernie in seinem Gartenboden befinden, kann den Boden vor dem Kalken mit einer Kohljauche düngen. Dies bewirkt, dass die beweglichen Zellen aus den Dauersporen ausschlüpfen, sie aber keinen Wirt finden, an dem sie sich sättigen können. Aus diesem Grund sterben sie ab. In der Folge muss der Anbau von Kohl für einige Jahre unterbleiben. Es ist wichtig, alle Gartengeräte, die bei der Behandlung des Bodens gebraucht wurden, gründlich zu reinigen, damit eine Verschleppung der Dauersporen unterbunden wird.
Warum müssen Praktiker im Gartenbau dringend umdenken ?
Franziska Hanschen erforschte an der TU Berlin den Mechanismus und die Bildung und den Abbau von gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen in Gemüse, speziell der Sicherung und Verbesserung der Nährstoffqualität von Kohlgemüse (Brassica) und der Nährstoffqualität von Brassica-Gemüse unter veränderten klimatischen Bedingungen. Zusätzlich wurden Prozesse der Lebensmittelverarbeitung und ihr Einfluss auf bioaktive Inhaltsstoffe untersucht.
Dadurch verknüpft Professor Dr. Franziska Hanschen die Grundlagenforschung der Lebensmittelwissenschaften mit Aspekten der Umweltwissenschaften und eröffnet die Möglichkeit, die ganze Kette – von der Pflanze bis hin zum Menschen – zu betrachten und neue Perspektiven für eine nachhaltige und gesundheitsfördernde Ernährung zu schaffen.
Aus diesen Forschungsergebnissen ergeben sich neue Erkenntnisse der Einflüsse auf den Anbau von Kohl, weil, um zukünftig ebenfalls eine gute Ernte haben zu können, sich die Praktiker an neue Wetterbedingungen orientieren müssen.
Professorin Dr. habil. Franziska Hanschen, ist Forschungsgruppenleiterin am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) und hat den Ruf auf die W2-Professur „Management bioaktiver Pflanzeninhaltsstoffe“ an der Technischen Universität Berlin angenommen. Die studierte Lebensmittelchemikerin Dr. Hanschen promovierte an der TU Berlin zum thermischen Abbau von Glucosinolaten in Gemüsekohl sowie zu Folgereaktionen der Abbauprodukte. 2018 leitete sie die im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs geförderte Nachwuchsforschungsgruppe „OPTIGLUP“, die sich mit der Optimierung des Abbaus von Glucosinolaten in Brassica-Gemüse beschäftigte.
Monika Hermeling