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Kartoffel contra Süßkartoffel
Im August sind frühe Kartoffeln erntereif, solche aus dem Garten schmecken fraglos von allen am besten. Im September und Oktober folgen mittelspäte und späte Sorten. Vielleicht wachsen daneben sogar ein paar Süßkartoffeln. Was haben diese beiden gemeinsam und was unterscheidet sie? Beide Nutzpflanzen sind ursprünglich auf dem südlichen amerikanischen Kontinent zu Hause, beide schon sehr lange in Kultur. Auf Chiloe, einer Inselgruppe vor der Küste Chiles, ließen sich Kartoffeln bis vor 13000 Jahren nachweisen, und auch Süßkartoffeln haben eine lange Geschichte. Man nennt Letztere so, weil sie ähnlich wie Kartoffeln Knollen bilden. Unmittelbar verwandt sind die beiden nicht, nur weitläufig. Die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs und heißt botanisch Solanum tuberosum. Die Süßkartoffel gehört zu den Windengewächsen, insofern immerhin zur Ordnung der Nachtschattengewächse, heißt botanisch Ipomoea batatas.
Sowohl Kartoffel wie Süßkartoffel wachsen als wärmeliebende, mehrjährige Kräuter, die keinen Frost vertragen, bilden Samen, werden jedoch beim Anbau zur Bildung von Knollen vegetativ vermehrt, heute weltweit angebaut, wo die gegebenen Verhältnisse es zulassen – hierzulande Kartoffeln in größerem Umfang als Süßkartoffeln, in China hauptsächlich Süßkartoffeln. Kartoffeln wurden nur anfangs als Zierpflanzen eingesetzt, dann nicht mehr, bestimmte Süßkartoffelsorten dagegen nach wie vor als solche geschätzt. Bestimmte Sorten blühen strahlend blau mit großen, reizvollen Trichterblüten, andere bewähren sich als blattgeschmückte Bodendecker, überwintern hell bei 5–1 Grad. Bei Kartoffeln ziert nichts mehr. Knollen überwintern kühl im Dunklen. Während Kartoffeln nicht höher werden als etwa 1 m, klettern Süßkartoffeln bis ungefähr 4 m.
Kartoffeln und Batatas verbindet oder trennt also manches. Süßkartoffeln enthalten nicht wie Kartoffeln giftiges Solanin in grünen Teilen, selbst nicht in vergrünten Knollen. Süßkartoffeln produzieren beachtlichere Mengen an wertvollen Inhaltsstoffen, wichtige Vitamine sowie Minerale und sind obendrein bekömmlich für Diabetiker. Kartoffelknollen werden nur gegart verzehrt, Süßkartoffeln gegart und roh. Sie schmecken angenehm süßlich, erinnern an Hokkaidokürbis und Möhren. Während die Kultur von Kartoffeln fast kinderleicht ist – Knollen in die Erde legen, schon wächst die Pflanze mit Ertrag – (Bekanntlich hat der dümmste Bauer die dicksten Kartoffeln) – ist das mit Süßkartoffeln nicht so einfach. Grob geschildert geht das so: Knolle antreiben, Triebe entstehen, diese als Stecklinge kultivieren, dann auspflanzen, Knollenbildung weiter fördern. Kurz: die Kultur von Süßkartoffeln ist zurzeit noch mehr etwas für Fortgeschrittene, die gern experimentieren. Hoffentlich werden sie bald umgänglicher für deutsche Gemüsegärten.
Ilse Jaehner