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(Coelioxys afra, LEPELETIER 1841)
Mit dem Monat Juli verbinden viele Menschen Ferien, Freibad und Sonnenbrand – manche vielleicht auch ein verstärktes Auftreten von Mücken und Wespen. Wir verbinden mit dem Monat vor allen Dingen das Beobachten der Schuppenhaarigen Kegelbiene (Coelioxys afra). Sie wird zu den so genannten Kuckucksbienen gezählt, das heißt zu den Bienen, die selbst nicht Futtervorräte für ihre Nachkommen sammeln, sondern – wie ihr Name verrät – ihre eigenen Eier zu den Eiern andere Bienenarten legt. Dieser Brutparasitismus ist bei Wildbienen weit verbreitet; immerhin ist in Deutschland jede fünfte Wildbienenart eine Kuckucksbiene. Aufgrund dieser besonderen Situation küren wir erneut eine Kuckucksbiene zu unserer „Wildbiene des Monats Juli 2021“.
Kegelbienen sind äußerlich relativ gut erkennbar: Ihr kegelförmiger, zum Körperende schmaler zulaufender Hinterleib verleiht ihnen den Namen. Helle Binden oder Flecken auf den Tergitenden geben den Kegelbienen einen auffälligen Kontrast in Schwarz und Weiß. Bei der Schuppenhaarigen Kegelbiene ist bei beiden Geschlechtern die schuppenartige Körperbehaarung auffällig. Bei den Weibchen ist das abgerundete Hinterteil gut erkennbar, wohingegen die Männchen dort die für Kegelbienen typischen Dornen besitzen. Bei den Weibchen sind die Mundwerkzeuge und die Hinterleibsspitze rot gefärbt. Da sie als Brutparasit keinen Pollen sammeln, ist eine Sammelbürste nicht ausgebildet.
Die Schuppenhaarige Kegelbiene fliegt in Teilen Nordafrikas, in Gesamteuropa, ausgenommen Irland und Skandinavien, bis Zentralasien, Pakistan und Indien. In Deutschland ist sie eine mäßig häufig vorkommende Bienenart. Als „echte Sonnenanbeterin“ finden wir die 7 bis 9 Millimeter große Wildbienenart an trockenwarmen Standorten. Auf Magerrasen, Brachflächen, Binnensanddünen und Flugsandfeldern sucht sie nach Nektarquellen und stellt dort auch ihren Wirtstieren nach.
Die Schuppenhaarige Kegelbiene fliegt von Juni bis August. Sie ist univoltin, bildet also nur eine Generation pro Jahr aus. In dieser Zeit muss sie eine ausreichende Anzahl von passenden Wirtstieren finden, um ihre eigene Nachkommenschaft für das folgende Jahr sicherzustellen. Sobald die Kegelbiene ein geeignetes Wirtsnest gefunden hat, legt sie in die noch unverschlossenen Wirtszellen ein Ei. Leidtragende dieser Brutstrategie sind verschiedene Blattschneiderbienenarten: die Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens) oder die Dünen-Blattschneiderbiene (Megachile leachella).
In die Wirtszelle hineingelangt, schlüpft aus dem Ei der Kegelbiene nach drei Tagen die Larve. Sie macht sich über den Blütenpollen her und nach etwa einer Woche auch über das Ei des Wirtstieres. Nach der Kotabgabe und der Fertigstellung des Kokons überwintert sie darin als so genannte Ruhelarve. Im Frühjahr setzt sie die Verpuppung fort, bis sie schließlich als ausgebildete Wildbiene im Frühsommer ausfliegt und sich erneut auf die Suche nach passenden Wirtsbienen macht.
Auch wenn Kegelbienen keinen Blütenpollen sammeln müssen, Nektar als „Treibstoff“ brauchen sie allemal. Dafür besuchen sie unterschiedliche Pflanzenarten: Gewöhnlicher Hornklee und Natternkopf werden ebenso gern angeflogen wie Skabiosen-Flockenblumen. Zum Schlafen klammern sich die Schuppenhaarigen Kegelbienen an schmalen Pflanzenstängeln fest. Dank der Kraft ihrer Oberkiefer können sie so dort die Nacht verbringen.
Auch wenn die Schuppenhaarige Kegelbiene heute in Regionen Deutschlands vorkommt, die sie früher nicht besiedelt hat, ist sie – wie auch ihre Wirtsbienen – in vielen Bundesländern stark gefährdet. Geeignete Lebensräume gehen vielerorts verloren. Ursachen dafür sind die ungebremsten Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und dem Verkehr sowie die Bebauung durch Siedlungen und Verkehrswege. Die wenigen noch verbleibenden Ruderalstandorte vergrasen und verbuschen zunehmend. Um trotzdem etwas Gutes für unsere Schuppenhaarige Kegelbiene und ihren Wirtstieren zu tun, können wir im eigenen Garten oder auf kommunalen Freiflächen aktiv werden: Achte darauf, dass Freiflächen geschaffen werden, erhalten bleiben und das Mahdgut abgeräumt wird. Auch sind so genannte Rohböden, das heißt vegetationsarme Standorte, für unsere erdbewohnenden Wildbienenarten lebenswichtige Nisthabitate. Außerdem können Sandlinsen schon von einem Quadratmeter Größe und mit einer Tiefe von mindestens 30 Zentimetern wertvolle Nistplätze für Wildbienen sein.
Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt
Schnelle Fakten:
Weitere Infos
www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Literatur