Ein Meisterwerk des Herbstes

Unter der Perücke: bunte Blätter

Jeder kennt den Herbst als großen Meis­ter der Farben. Er malt mit Schwung und Fantasie die schönsten Landschaftsbilder. Man kann sich kaum sattsehen. Bei all dem entgehen einem mitunter die Feinheiten in der Gemäldegalerie des Meisters. Er kann nämlich auch mit feinem Pinsel malen und wahre Miniaturen herstellen. Dazu nimmt er mit Vorliebe Blätter des Perückenstrauches, und zwar solcher Sträucher, deren Blätter sowieso schon auffallen mit tiefem, fast schwarzem Rot. Die umhäkelt der Herbst mit einem kontrastreichen, flammend-roten Rand, sehr akkurat und ordentlich – ein Stich neben dem anderen – bevor etwas später das Blatt ganz in leuchtendem Rot aufgeht. Das ist eines der Beispiele, warum man ab und zu in der Natur genauer hinsehen sollte, damit einem solche Feinheiten nicht entgehen. 

Das wäre sogar Grund genug, einen Perückenstrauch zu pflanzen. Nach Laubfall ist die Gelegenheit günstig. In guten Gartenbaumschulen wird er sicher zu haben sein, auch unter der botanischen Bezeichnung Cotinus coggygria. Weil es mehrere Ausgaben gibt, die miteinander an Schönheit wetteifern, gleich dazu als erstes die Art mit im Sommer grünen Blättern und gelblicher Herbstfärbung. Zweitens ‚Royal Pruple‘ mit tiefroten, ins Schwärzliche gehenden Blättern, die diese Farbe den ganzen Sommer halten. 

Hinzu kommt der auffallende Fruchtschmuck, der zum Namen Perückenstrauch führte. Aus den im Juni/Juli erscheinenden kleinen, gelblichen Blüten entwickeln sich umfangreiche, verästelte Fruchtstände, deren Stiele mit langen Haaren bedeckt sind und dem Strauch die tollen Perücken aufsetzen. Die roten Blätter, dazu die wuscheligen Perücken, das ist schon ein richtiger Stimmungsmacher im Herbst. Ein mittelhohes, grünes Nadelgehölz im Hintergrund, und man hat ganz was Tolles für einen Gartenraum, den man immer wieder gern aufsucht. 

Hinzu kommt, dass der Perückenstrauch nicht anspruchsvoll ist. Im östlichen Mittelmeergebiet behauptet er sich ziemlich wild. Er liebt Sonne bis lichten Schatten und kann etliches an Wärme vertragen, abgesehen von Trockenheit, die keiner Pflanze behagt. Normale Gartenerde genügt, sie sollte mehr mineralischer als humoser Natur sein, unbedingt gut durchlässig und eher mager als fett. Stauende Nässe wird nicht vertragen, Schnitt wohl, doch bevor der nötig wird, dauert es einige Jahre, denn der Strauch soll sich ja erst einmal gut entwickeln, etwa 3 m hoch, und mit der Zeit in die Breite ­gehen. Dann legen sich auch schon mal Zweige mitunter zur Erde und wurzeln. Man sollte also genügend Raum vor­sehen, denn je voluminöser die Perücke wird, desto besser gefällt sie. Mit Hilfe der natürlichen Ableger kann man den Perückenstrauch verhältnismäßig leicht vermehren.             

Ilse Jaehner  

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