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Die Natur überrascht mitunter gewaltig. Das gelingt ihr besonders gut, wenn aus zwei Pflanzen verschiedener Gattungen eine neue entsteht. Eigentlich ist das gar nicht möglich, so wenig wie aus Luchs und Katze eine Luchskatze wächst. Bei Pflanzen ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorganges also selten, aber es gibt sie. 1912 entstand in der Baumschule Gebrüder Lizé (Nantes/Frankreich) aus der Kreuzung von Efeu und der bekannten Aralie eine völlig neue Pflanze. Man taufte sie, indem man einfach die botanischen Namen der Eltern Fatsia für Aralie und Hedera für Efeu in Fatshedera zusammenzog. Beide Pflanzen gehören der Pflanzenfamilie Araliengewächse an, sind aber verschiedene Gattungen, können eigentlich deswegen nicht miteinander gekreuzt werden. So ein Bastard ist also etwas ganz Besonderes. Es dauerte allerdings noch bis 1926, ehe der Neuling öffentlich gemacht wurde, mit vollem botanischen Namen Fatshedera lizei.
Seitdem gilt Fatshedera als anstellige Zimmerpflanze, die der alten Aralie heftig Konkurrenz macht. In gleichem Maß gilt das für buntblättige Efeuaralien mit weiß oder gelb gefleckten Blättern. Blätter von Efeuaralien haben mehr vom Efeu als von Aralie, werden bei guter Ernährung, die immer angebracht ist, deutlich größer als Efeublätter. Der mit solchen 3–5 lappigen Blättern besetzte Trieb streckt sich ziemlich schnell, daher ist es üblich, meist gleich drei Pflanzen in einen Topf zu setzen, damit es voller wirkt oder sie rechtzeitig zu stutzen, damit sie sich verzweigen. Gewöhnlich wird die Pflanze um die 120 cm hoch. Man kann sie höher ziehen, muss dann stützen. Efeuaralie kann sich nicht wie Efeu selbst halten und klettern, erreicht mit Hilfe immerhin 3–5 m. Unscheinbare Blüten werden selten gebildet, und da die Staubblätter unfruchtbar sind, nie Früchte, abweichend von sonstigen Angaben zu diesem Verhalten. Das bedeutet: Efeuaralie wird nur vegetativ, meist mit Hilfe von Kopfsteckligen vermehrt. Während des Wachstums von Frühjahr bis Spätsommer wird alle 14 Tage gedüngt.
Efeuaralie ist anpassungsfähiger als Aralie, verträgt mehr Sonne und Wärme, andererseits mehr Schatten und niedrige Temperaturen, sogar trockene Zimmerluft. Immer mehr stellt sich heraus, dass Efeuaralie auch als Kübelpflanze gute Figur macht. Wichtig in diesem Fall ist ein wirklich kühler und heller Überwinterungsort, wie kühler Wintergarten oder ähnlich. Von der Kübelpflanze zur Freilandpflanze ist es nicht weit. In südlicheren Gegenden trifft man öfter auf Freiland-Efeuaralien. Dazu könnte hierzulande ein besonders geschütztes Plätzchen in Hausnähe dienen, wo Wintersonne und Ostwind keinen Zutritt haben und die Pflanze gegebenenfalls zusätzlich geschützt wird. Mit der Zeit gewöhnt sie sich ganzjährig ans Freie.
Ilse Jaehner