Wildbiene des Monats Oktober 2021: Dunkelgrüne Schmalbiene

(Lasioglossum morio, FABRICIUS 1793) 

Manche kommen überall zurecht: unsere Wildbiene des Monats Oktober 2021 ist so eine Kandidatin. Die Dunkelgrüne Schmalbiene (Lasioglossum morio) ist eine echte Überlebenskünstlerin. Zusammen mit den Furchenbienen gehört sie zu der Gruppe der artenreichsten Gattungen dieser Insektengruppe überhaupt. Weltweit finden wir mehr als 3.500 Arten, und dabei sind sie oft nicht viel größer als ein Reiskorn! Mit nur 6 Millimetern Körpergröße gehört die Dunkelgrüne Schmalbiene zu den kleinsten Wildbienenarten Deutschlands. Sie ist im Feld nicht von anderen grünschimmernden Schmalbienen zu unterscheiden. Erst bei genauerer Betrachtung sehen wir ihren metallisch grünen Glanz am Kopf und Vorderleib. Der Hinterleib hingegen ist schwarz und mit deutlichen hellen Binden gekennzeichnet. Die charakteristische Furche liegt mittig auf dem letzten Rückensegment. Die Männchen der Dünkelgrünen Schmalbienen unterscheiden sich von den Weibchen durch die längeren Antennen am Kopf. Die häufig in Deutschland vorkommende Dunkelgrüne Schmalbiene siedelt in unterschiedlichen Lebensräumen des Offenlandes. Sie bevorzugt Wiesen, Böschungen und Wegränder, gerne mit Schräglage. Sie nutzt aber auch steile Lehmwände, auch die der Fachwerkhäuser sowie Trockenmauern. Als sogenannten Kulturfolger finden wir die Dunkelgrüne Schmalbiene zudem in unseren Gärten und Parkanlagen. Besonders die Weibchen sammeln dabei Vielfliegermeilen. Denn für Wildbienen eher untypisch, überbrücken sie eine Flugzeit von März bis Oktober. Die Männchen starten hingegen erst im Juli. Ihre Nester graben die Weibchen der Dunkelgrünen Schmalbienen eigenständig. Dafür nutzen sie schütter bewachsene Böden, in denen sie ihre bis zu 20 Zentimeter langen Gänge anlegen. In den davon abzweigenden Seitengängen baut jedes Weibchen etwa 10 bis 18 Brutzellen. Wenn die Bedingungen günstig sind, nisten sie in Gesellschaft mit mehreren 100 Nestern. Sie bilden dabei jedoch eine Ausnahme in der Welt der Wildbienen. Die winzigen Bienen leben in primitiv eusozialen Gemeinschaften. Dabei formieren sie einen kleinen Staat mit Aufgabenteilung. In diesem leben nicht mehr als ein Dutzend Tiere. Nach dem Bau eines Erdnestes bilden die wenigen Arbeiterinnen des Vorjahres die erste Brut. Die begatteten Weibchen der zweiten Brut überwintern in ihrem Geburtsnest und starten ihre ersten Flüge im darauffolgenden Frühjahr. Wer als Wildbienenart von Frühling bis Herbst ununterbrochen unterwegs ist, ist auf ein vielfältiges Blühangebot angewiesen. Die Dunkelgrüne Schmalbiene beschafft die benötigten Blütenpollen daher an zwölf verschiedenen Pflanzenfamilien. Dabei sucht sie zum Beispiel das Frühlings-Fingerkraut, den Apfelbaum im eigenen Garten, die Wegwarte und den Gewöhnlichen Natternkopf, die Margeriten sowie den Acker-Senf und Leindotter auf. Im Hochsommer fliegen sie den Wiesen-Löwenzahn und Gelben Fingerhut am Waldrand und den Blutweiderich in Ufernähe an. Wer so erfolgreich ist, hat viele Feinde. An den Dunkelgrünen Schmalbienen parasitieren mehrere Arten von Blutbienen. So sind an ihr die Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene (Sphecodes miniatus), die Schwarze Blutbiene (Sphecodes niger), die Glänzende Zwerg-Blutbiene (Sphecodes geoffrellus) und die Wespenbiene (Nomada ­furva) beobachtet worden. Die Weibchen dieser Kuckucksbienen dringen in unbeaufsichtigte Nester ein. Sie legen in die Brutzellen auf den Larvenproviant ihr eigenes Ei. Und so schlüpfen im Folgejahr dann auch allerhand Blut- und Wespenbienen. Den Dunkelgrünen Schmalbienen und anderen Schmalbienen-Arten helfen wir am besten mit offenen Bodenstellen, kleinen Abbruchkanten und einem nahezu ganzjährigen Blühangebot: strukturreiche Gärten sind gefragt! Und besonders im Herbst bietet es sich besonders an, Frühjahrsblüher in Form von Blumenzwiebeln zu pflanzen.                             

Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt 

 

Schnelle Fakten:

  • Name: Dunkelgrüne Schmalbiene (Lasioglossum morio, FABRICIUS 1793) 
  • Flugzeiten: Weibchen von März–Oktober, Männchen ab Juli.  
  • Nahrung und Lebensraum: Unspezialisiert, sammelt an 12 Pflanzenfamilien, nutzt Biotope des Offenlandes: Wiesen, Gärten, Parks, Böschungen, Wegränder usw.  
  • Nistweise: Nistet im Erdreich, in Schräglage oder an steilen Lehmwänden. 
  • Parasiten: Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene (Sphecodes miniatus, HAGENS 1882), Schwarze Blutbiene (Sphecodes niger, HAGENS 1874), Glänzende Zwerg-Blutbiene (Sphecodes geoffrellus, KIRBY 1802), Wespenbiene (Nomada furva PANZER, 1798)
  • Gefährdung: Gilt in Deutschland als nicht gefährdet, weit ver­breitet und auch im Norden Deutschland häufig.  
  • Besonderheiten: Lebt in kleinen Staaten mit Arbeitsteilung, nistet oft in Kolonien.   

 

Weitere Infos 

www.wir-tun-was-fuer-bienen.de 

www.stiftung-mensch-umwelt.de 

www.deutschland-summt.de 

 

Literatur 

  • Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): 
  • Bienen Mitteleuropas – Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern. 
  • Bellmann, Heiko & Matthias Helb (2017): 
    Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos – Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung – die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler. 
  • Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): 
    Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage; 128 S.  
  • Michener, Charles D. (2007): 
    The Bees of the World. The Johns Hopkins University Press, Baltimore.  
  • Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): 
    Taschenlexikon der Wildbienen Mittel­europas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim. 
  • Wiesbauer, H. (2017): 
    Wilde Bienen – ­Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.  
  • Westrich, Paul (2019): 
    Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart.    
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