Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

im Herbst heißt es „Rückzug!“. Am deutlichsten zeigen uns das die Bäume, deren Blätter sich durch Rückzug des Chlorophyls – dem grünen Pflanzenfarbstoff – in den unterschiedlichsten Gelb-, Rot- und Brauntönen verfärben. Diesen durchaus schönen Rückzugseffekt nennt man malerisch „Indian Summer“.  

Aber nicht nur die Pflanzenwelt stellt sich auf Rückzug ein. Auch temperatur­abhängige Lebewesen suchen nun Unterschlupf für ihre Winterruhe. Besonders für Insekten, Amphibien und Reptilien, die in eine Winterstarre verfallen, ist der Rückzug in ein geschütztes Versteck überlebenswichtig. Schließlich werden diese mit abnehmender Temperatur immer unbeweglicher und sind Bedrohungen, wie auch Fressfeinden sonst schutzlos ausgeliefert.   

Andere Tiere, deren Mobilität nicht von der Umgebungstemperatur abhängt, machen das kalte Wetter gar nicht erst mit – Rückzug in den Süden heißt es da für Zugvögel. Sie verbringen die kalte Jahreszeit ganz weit weg und sonnig in ­wärmeren Gegenden – Zugvogel müsste man sein!  

Der fleißige, gewissenhafte Gärtner bleibt trotz sinkender Temperaturen und schmuddeligen Wetters seinem Garten treu und beginnt also – ebenso emsig, wie so manches Eichhörnchen oder Mäuslein nun seine Vorräte sammelt – den Garten „winterfest“ zu machen. Da werden die Gerätschaften nach der letzten Anwendung für dieses Jahr gesäubert und eingeräumt, die Gartenmöbel werden einer letzten Behandlung unterzogen und ebenfalls weggepackt. Kübelpflanzen bekommen einen geschützteren Standort oder ein „Wintermäntelchen“ um.   

Die kühleren Temperaturen lassen auch den Aufenthalt im Garten kürzer aus­fallen, sobald alle Aufgaben erledigt sind.  

Tageslänge, -licht sowie Wärme nehmen langsam, aber stetig ab.  

Da wir Menschen ja über bessere Möglichkeiten zum Schutz vor dem Herbstwetter verfügen, ziehen auch wir uns immer mehr in die Häuser zurück – das gesellschaftliche Leben verlagert sich in den Innenraum. 

Auch wenn Menschen über unzählige Möglichkeiten verfügen, um sich in der kommenden Jahreszeit bei Laune zu halten, ist dennoch bei vielen auch die Lebensfreude auf dem Rückzug, weil sich ein Mangel an frischer Luft, Bewegung und Tageslicht negativ auf den Organismus auswirkt. Da hilft nur eine simple Maßnahme: trotzdem rausgehen!   

Es gilt nun, so viel Tageslicht für die eigene Stimmung und Gesundheit zu tanken, wie nur möglich. Da die Tage nun kürzer werden, bedarf es dafür vielleicht einer kleinen Änderung im Tagesablauf – eventuell kann der Spaziergang ja in die Mittagspause eingebaut werden, anstatt abends.   

Rückzug sollte trotz aller Veränderungen nicht nur negativ gesehen werden, denn er bringt uns auch zu uns selbst und kann die Selbstfürsorge unterstützen. Zieht sich der Fokus vom Außen zurück, kehrt man bei sich ein. So findet man die notwendige Ruhe, die Einsicht und Klarheit für die Kraft des Weitergehens, direkt hinein in einen neuen Frühling    

Ihr Karl Born,  
Vorsitzender des Hauptvorstands  

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