Treffen der Gartenfachberater aus den Bezirken der BLw

Manchmal dauern Dinge etwas länger als gewöhnlich, kommt dann noch Corona mit ewigen lockdowns hinzu, wird es noch komplizierter.  

Am 29.08.–30.08.2021 war es dann endlich soweit, das Treffen der Gartenfachberater aus den Bezirken zu einem Workshop in Neustadt an der Weinstraße in Zusammenarbeit mit der Gartenakademie Rheinland-Pfalz.  

Leider konnten aus unterschiedlichsten Gründen nicht alle Gartenfachberater teilnehmen, aber immerhin waren wir eine Gruppe von 12 Personen.  

Wir trafen uns am Vorabend um 18 Uhr in der Empfangshalle unseres Hotels und hatten einen  netten Abend in einem italienischen Restaurant gleich gegenüber. Dabei gab es Gelegenheit, sich ein wenig kennenzulernen und den geplanten, zweitägige Workshop näher vorzustellen. Das dauerte dann auch nicht allzu lang, denn die meisten hatten doch eine lange Anreise.  

Pünktlich nach dem Frühstück ging es dann los, unser Tagungsort lag in dem vier km entfernten Örtchen Mußbach. Ein Teil der Teilnehmer war mit dem PKW angereist und so konnten wir im Konvoi zum Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, in deren Räumen sich die Gartenakademie befindet, fahren. Hier standen wir zunächst vor einem verschlossenen Tor, das uns aber ein junger Mann öffnete. Dieser war dann auch der gute Geist für Kaffee und Essen während der Pausen.  

Unsere Parkplätze lagen direkt vor dem so genannten „Maulwurfs­hügel“, unmittelbar am Eingang zu den Räumlichkeiten der Garten­akademie. Hier trafen wir dann auch auf Herrn Werner Ollig, Leiter der Gartenakademie, mit vielen weiteren. Nach einer kurzen Ansprache führte er uns in einen der zahlreichen Schulungsräume, wo wir Corona-gerecht in einem viel zu großen Raum saßen.

Vor seinem eigentlichen Vortrag erläuterte Herr Ollig zunächst einmal das Wirken und Schaffen der GA in Rheinland-Pfalz. Alleine hierdurch konnten wir uns ein Bild machen und eine Bestätigung darin finden, wie wichtig und richtig unser eigenes Schaffen in einer Kleingartenanlage ist. Es folgte dann ein sehr guter Vortrag mit vielen anschaulichen Bildern, wobei es um Schädlinge und Krankheiten bei Gartenpflanzen ging. Der Schwerpunkt dieses Vortrags lag eher auf einer ablehnenden Haltung gegenüber chemischen Pflanzenschutzmitteln. Viel wichtiger wäre die ausschließliche Verwendung von gesundem Pflanzenmaterial, die Einhaltung der richtigen Kulturmaßnahmen, Beachtung der Naturgesetze, der Einsatz von Nützlingen sowie die Erschaffung von Lebensräumen, dass diese überhaupt erst einmal zu uns kommen können. Das Ganze stand unter dem Motto Pflanzen intelligent schützen. Großer Vorteil bei diesem Vortrag (nebenbei bemerkt auch bei allen weiteren), wir konnten zwischendurch Fragen stellen und diese auch diskutieren. Davon wurde auch reichlich Gebrauch gemacht.  

Nach einer Mittagspause ging es nach kurzer Fahrt in die Obstanlagen der Versuchsanlagen des Instituts. Hier wächst alles, was der liebe Gott jemals geschaffen hat (in Wirklichkeit waren es wohl doch die Gärtner). Herrn Olligs Führung durch die viele Hektar große Anlage war für jeden von uns nicht nur ein kulinarischer Hochgenuss, theoretische Erläuterungen sowie praktische Vorführungen gab es zu jeder einzelnen Obstart. Den Obstschnitt aus Büchern zu erlernen wäre unmöglich, meinte er permanent, man muss vor dem Baum stehen und dann sehen, was man raus schneiden kann, soll oder darf. Dass man bei Aprikosen Zapfen stehen lassen soll, konnte er auch jedem von uns anschaulich erläutern. Von den prächtigen Obstbäumen, die größtenteils als Heister gezogen wurden, und ihren grandiosen Frucht-behängen war wohl ein jeder von uns begeistert. Sehr beeindruckend waren zudem seine Aussagen zu den großen Wildwuchsflächen innerhalb der Obstanlagen. Diese nicht nur etwas wild wirkenden Wiesen, vertritt er vehement, denn nach seinen Worten müssen Insekten, wenn sie schon als kostenloser Bestäuber in unseren Obstanlagen dienen, zumindest gut versorgt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass sie zu uns kommen und dann auch bleiben. Das funktioniert natürlich nur, wenn wir ihnen Futter geben, ihnen Pflanzen bieten, die sie dringend für ihren Lebenszyklus benötigen. Er meinte, das gefällt nicht jedermann und hat kleine Schneisen in den Wildwuchs geschnitten, damit sich (menschliche) Besucher mit dieser sehr eigenen Pflanzenwelt besser auseinandersetzen können. Die so genannten Insektenhotels lehnte er kategorisch ab, verwies jedoch auf eine professional gebaute Methode, die es im Fachhandel zu kaufen gibt.   

Anschließend ging es zurück in das Freigelände des Instituts, wo Herr Ollig uns noch die zum Gelände gehörenden Gartenanlagen vorstellte. Auch hier gab es eine kleine Wildwuchsfläche, die zwischen gepflegten Staudenbeeten lag. Mit zwinkernden Augen sagte er, „das gefällt meinen Gärten allerdings nicht so gut“.   

Hier entschieden wir uns, doch schon leicht abgespannt ob der vielen Informationen und des langen Spaziergangs durch die Obstanlagen, dass wir zunächst ins Hotel fahren, um uns ein wenig frisch zu machen. Kurz vor sieben Uhr waren wir dann zu einer Weinprobe mit einem typisch Pfälzer-Abendessen verabredet. Das uns empfohlene Weingut Hellmer war sehr gut. Bei der Weinprobe konnten wir sechs sehr unterschiedliche Weine verkosten, die uns vom Juniorchef auch bestens vorgestellt wurden. Das Lokal hatte den Namen ‚Elwetrisch‘ und nach der Weinprobe wusste auch jeder Teilnehmer, dass das dem ‚Wolper­dinger‘ sehr ähnlich ist. Hin- und Heimweg wurde aus Sicherheitsgründen mit einem Großraumtaxi organisiert.  

Am Sonntag nach dem Frühstück ging es wieder zu unserem Schulungsort. An diesem Sonntagvormittag waren zwei Referenten zu sehr unterschiedlichen Themen geplant. Herr Mackle referierte sehr anschaulich über neue Informationswege zu gartenbaulichen Fragen, zeigte Foren auf und Möglichkeiten, wie man auch an Informationen zu unterschiedlichsten Themen aus der Gartenakademie kommt. Sehr ausführlich stellte er den Pflanzendoktor vor und wie man dieses Forum nutzen bzw. daran mitarbeiten kann.   

In einem weiteren Thema referierte er ausgiebig über das Boden­leben und wie komplex dieser riesige Mikrokosmos ist. Ohne gesunden ­Boden ist kein Leben möglich, seine Devise. Der Nutzen von Kompost, wie man den richtig herstellt und anwendet, beinhaltete den zweiten Teil seines Vortrags – das alles sehr praxisnah und verständlich.  

Nach einer kurzen Pause war ein sehr aktuelles Thema mit dem Titel Strategien gegen den Klimawandel von Herrn Kotremba auf dem Programm. Dieser exzellente Vortrag war unserer Meinung nach das i-Tüpfelchen dieser Veranstaltung. Nicht nur rethorisch hervorragend haben uns die Aussagen von Herrn Kotremba alle in ihren Bann ge­zogen. Seine düsteren Prognosen erlauben es nicht mehr nur zu ermahnen, es ist schon 10 nach 12 und wir müssen handeln. Natur­basierte Lösungen waren der rote Faden seines Vortrags. Grün steht für Pflanzen, blau für Wasser und beige für Klima angepasste Bauweisen.  

Dass jeder Einzelne von uns noch versuchen kann, zu retten was noch möglich ist, wurde im weiteren Verlauf seines Vortrags ganz deutlich in den Vordergrund gestellt. Besonders in diesem Teil wurden sehr viele, manchmal unbedeutend erscheinende Dinge erwähnt, die jedoch sehr wichtig sind. Man muss sie nur wissen, erkennen und danach handeln und zwar jedermann. Anschließend, aber auch schon während seines Vortrags, entstand eine sehr lebhafte Diskussion.  

Nach einem kurzen Mittagessen endete unsere hochinteressante und für jeden wohl sehr lehrreiche Tagung. Nach einer kurzen Verabschiedung und persönlichen Worten ging es dann wieder zurück in den heimatlichen  Bezirk bzw. Wohnort.   

Jeder Teilnehmer ist wieder gut daheim angekommen und die Schulungsunterlagen sind zwischenzeitlich verschickt worden.   

   

Ihr Peter Hagen  

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