Ein Strauch, der schlafen geht

Leucaena leucocephala – Weißkopfmimose, Wilde oder Pferde-Tamarinde  

Die Pflanzenwelt ist reich an Überraschungen. Ein botanisches Erlebnis hatte ich mit Leucaena leucocephala. Die Pflanze war mir im Sommer unter einer Kanarischen Dattelpalme (Phoenix canariensis) erstmals aufgefallen, sie präsentierte sich trotz extremer Sommertrockenheit und in Konkurrenzsituation in grüner Frische. Das war ungewöhnlich und macht neugierig, denn auch ein reicher Fruchtbehang war vorhanden – dies ist immer der Ausgangspunkt für den Gärtner und Pflanzenfreund. Die Pflanze weist eine enorme Anpassungsfähigkeit auf und bietet sich als pflegeleichte Kübelpflanze an. Die Blätter zeigen zudem eine Besonderheit, die innerhalb der Familie gelegentlich vorkommt: sie werden abends zusammengeklappt und gehen in Schlafstellung.


Etwas Botanik vorweg

Leucaena leucocephala gehört zu den Hülsenfrüchtlern (Fabaceae). Die Gattung ist mit etwa 20 Arten von Texas bis Peru verbreitet, L. leucocephala stammt ursprünglich aus Mexiko.    

Die Blüten sind klein und sitzen dichtgedrängt in einem kopfförmigen Blütenstand wie es die deutsche Bezeichnung ‚Weißkopfmimose‘ und auch der botanische Name zum Ausdruck bringen. Die Farbe der Blüten ist weiß bis gelblich. Der Strauch ist immergrün, die Blätter sind paarig gefiedert und erinnern an die einer Mimose. Die Früchte sind zur Reife braungefärbte Hülsen, die zahlreiche Samen enthalten. Die Hülsen lassen sich leicht öffnen und die Samen gleiten einfach aus.   

Eine reichliche Produktion von Früchten und Samen und die schnelle Keimung machen die Art in klimatisch begünstigten Regionen schnell zur invasiven Art. Dies soll insbesondere in den Tropen der alten Welt der Fall sein.   


Eine interessante und vielseitige Nutzpflanze

Die Blüten sind im ungeöffneten Zustand genießbar, sie enthalten aromatische Öle, die als Aromastoffe verwendet werden. 

Die Samen dienen in Indien zur Herstellung von Schmuck und zur Gewinnung von Textilfarbstoffen. Das Holz und die daraus hergestellte Kohle sind vorzügliche Brennstoffe mit hohen Brennwert. Das Holz lässt sich auch zu Pfosten und Stützen verarbeiten und die Pulpe dient zur Papierherstellung.

Die unreifen Hülsen sind frisch oder gedünstet essbar und sind des hohen Vitamin A – und Proteingehaltes wegen geschätzt. Sie sind in der Küche vielseitig verwendbar. Die nicht ausgereiften Samen sind als Snack beliebt, sie erinnern in Größe und Konsistenz entfernt an Sonnenblumenkerne. Die reifen Samen sind geröstet und gemahlen ein Kaffee-Ersatz. 

Beim Anbau als Futterleguminose sollen die Erträge wesentlich höher als die einer Luzerne-Kultur liegen, zudem sind die Blätter ein vorzügliches Futter für Wiederkäuer. Der Gehalt an Momosin, einer Aminosäure, ist aber für andere Haustiere wie zum Beispiel Pferde bedenklich. Sie sollen auf Genuss mit Haarfall reagieren.  

In der Volksmedizin wurde die Pflanze gegen Amöben und Pocken eingesetzt.

 
Anzucht und Pflege

Die Dimensionen der Pflanze – sie wächst strauchförmig – macht sie für als Kübelpflanze interessant.   

Spezifische Schädlinge wurden noch nicht beobachtet. Schnittverträglich ist sie auch. Ein Anzuchtversuch drängt sich da geradezu auf. Saatgut ist im einschlägigen Handel verfügbar und auch der Verfasser gibt auf Anfrage gerne solches weiter.   


Nachfolgend eine kurze Anzuchtanleitung:

Um die Samenschale wasserdurchlässig zu machen, ist ein leichtes Anschmirgeln denkbar, es reicht aus, nur den Glanz zu entfernen. Einfacher ist, das Saatgut vor der Aussaat kurz mit kochendem Wasser zu übergießen. Fünf Sekunden einwirken lassen, anschließend handwarmes Wasser zugeben und für 12 Stunden stehen lassen. Die Samen quellen auf und signalisieren Keimbereitschaft. Auch die angeschmirgelten Samen müssen noch vorquellen. Da die Vertreter der Hülsenfrüchtler beim Pikieren und Verpflanzen Probleme bereiten, sollten die Samen einzeln in entsprechende Gefäße gesät werden. Bei Temperaturen um 20 ºC können die Samen bereits nach drei Tagen keimen. Als Substrat kommt eine käufliche Aussaaterde in Betracht. Bitte die Zugabe von 20 Vol.% Sand oder Perlite nicht vergessen.      

Thomas Bay

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