Was Deftiges: Dicke Bohnen

Ein Gemüse, das ich mir nicht im Sommer auf dem Tisch vorstellen kann: Dicke Bohnen oder auch Puffbohnen genannt. Das richtige Gemüse für kühle, verregnete Nebeltage im Herbst und Winter. Hier am Niederrhein findet man es noch recht häufig auf dem Teller, andere Regionen Deutschlands gehören dagegen eher zur Dicke-Bohnen-Diaspora. Schade eigentlich; denn neben der Bohnenernte kann man sich auch über die recht großen Blüten freuen. Zumeist sind sie weiß mit einem schwarzen Fleck. Es gibt aber auch Sorten mit reinweißen („Dreifach Weiße“) oder sogar roten („Crimson Flowered“) Blüten.   

So deftig der Geschmack – so robust ist sie auch im Anbau. Wenn das Wetter es zulässt, kann der Samen bereits Ende Februar/Anfang März ins Freiland ausgesät werden, da die Samen und sogar die Jungpflanzen einige Frostgrade aushalten. Ein Gärtnerspruch dazu lautet: „Willst Du Dicke Bohnen essen, darfst Du den März nicht vergessen.“ Da die Körner recht groß sind, dürfen die Saatrillen ruhig rund fünf Zentimeter tief sein. 

Vor einigen Jahren habe ich einen Versuch unternommen: ein Teil des Samens säte ich zwei Wochen vor der Freilandaussaat in Töpfe, die ich zum Vorkeimen ins Haus stellte, einen anderen Teil legte ich einen Tag vor der Aussaat zum Quellen ins Wasser und der Rest kam direkt aus der Tüte in den Boden. Alle diese Bohnen kamen am selben Tag ins Freiland. Das Ergebnis bei der Ernte: alle Früchte waren zur gleichen Zeit erntereif und zeigten keine Unterschiede in Größe oder Reifegrad. Die Zeit zwischen Aussaat (März) und Erntezeitpunkt (Juni/Juli) lagen so weit auseinander, dass sich sämtliche (theoretischen) Wachstumsvorsprünge gänzlich ausgeglichen hatten. Seitdem wähle ich alljährlich den einfachsten Weg: Tüte auf – ab in den Boden – und fertig!   

Wenn das Wetter ein Keimen nicht zulässt, wartet der Bohnennachwuchs nämlich auch schon mal geduldig etliche Wochen, bis er sich aus der Erde wagt. Da sollte man nicht ungeduldig werden – die Bohnen kommen schon. Während ihrer Wachstumszeit bilden die Pflanzen eine Pfahlwurzel; deshalb sind gelegentliche Trockenphasen, die natürlich nicht zu lange dauern dürfen, kaum ein Problem. Lieber ist ihr aber eine eher feuchte Witterung. Falls Läuse sich blicken lassen, trete ich schnell in Aktion, da ein Massenbefall die Pflanze oftmals derart schwächt, dass kaum noch eine Fruchtausbildung erfolgt und die Ernte bei dieser Bohnenpflanze gegen Null geht.   

Immer wieder ist zu lesen, dass ein sehr frühzeitiger Aussaattermin den späteren Befall mit der schwarzen Bohnenlaus einschränken soll. Das habe ich in all den Jahren, in denen ich dieses Gemüse angebaut habe, allerdings nicht feststellen können. Einen bedeutend größeren Einfluss auf die Läusepopulation hat dagegen das Wetter in dem betreffenden Jahr und die Zeitspanne zwischen dem ersten Läusebefall und dem Beginn der Bekämpfung. Deshalb kontrolliere ich die Pflanzen in kurzen Abständen und entferne kleine Populationen einfach mit einem scharfen Wasserstrahl, mit gummihandschuhbewehrten Fingern oder mit ungefährlichen Mitteln wie zum Beispiel Brennnesselsud. Da sich an der Spitze die weichsten Pflanzenzellen befinden, ist sie auch eine beliebte Startposition für die Läuse. Falls die Bohnenpflanze groß genug ist und bereits genügend Blüten- bzw. Fruchtstände gebildet hat, komme ich mit dem Messer und schneide die Spitze ab. Das mache ich zumeist Ende Mai bis Anfang Juni, wenn die Fruchtentwicklung bereits gut zu erkennen ist. Einige Wochen später kann die Ernte beginnen. Das erkenne ich daran, dass die Samenkörner sich in der Hülse deutlich abzeichnen. Zur Kontrolle öffne ich eine Hülse, um zu sehen, ob die Körner die gewünschte Erntegröße erreicht haben. 

Ich ernte, indem ich die Pflanze rund fünf Zentimeter über dem Boden abschneide und anschließend die Hülsen abpflücke. Bei dieser Methode bleibt die Wurzel im Boden. Da die Bohne ein Schmetterlingsblütler ist, hat sie im Laufe ihres Lebens in Zusammenarbeit mit Knöllchenbakterien kleine Verdickungen an den Wurzeln gebildet, in denen Luftstickstoff zu pflanzenverfügbarem Stickstoff gebunden wurde, der späteren Kulturen auf dem Beet als Dünger zur Verfügung steht – natürlich nur, wenn man die Wurzeln bei der Ernte im Boden belässt.  

Beim Auspulen der Körner aus der Hülse entferne ich direkt das kleine gelbe Anhängsel, das oftmals an der Bohne haften bleibt, da es später dem Gericht einen bitteren Beigeschmack verleihen würde. Feinschmecker kochen die Dicken Bohnen kurz auf und schälen anschließend Korn für Korn, um am Ende nur noch den zarten Innen-Samen zu verwenden. Eine zwar aufwändige Tätigkeit, die den Endgeschmack aber um einiges verfeinern soll. Da wir es eher deftig mögen (und wir uns auch die Arbeit sparen wollen), verzichten wir auf diese Gourmet-Gepflogenheit und essen die gekochten Bohnen so wie sie sind: ungeschält – nur mit Speck und Gewürzen.  

Manfred Kotters

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