Lästige Äste machen sich nützlich

Bei diesem Thema gibt es zwei Standpunkte: für die einen ist es ein unnötiger Stromfresser für eine Tätigkeit, die man auch in Handarbeit erledigen könnte, und für die anderen ist es ein Gerät, das ohne großen Aufwand große Mengen unhandlichen Holzschnitts in fein zerkleinertes Mulchmaterial verwandelt. Das Thema: Schredder – ja oder nein. Für beide Ansichten gibt es gute Gründe. Ausschlaggebend sind zum einen die Größe des Gartens und zum anderen die dort wachsenden Pflanzen. Für einen kleinen bis mittleren Garten mit Staudenbepflanzung reicht ein Hauklotz mit einem Beil oder ähnlichem, um dem groben Pflanzenabfall Herr zu werden. Bei größeren Gärten dagegen, mit Baum- und Strauchbewuchs, entscheidet die Menge des anfallenden Schnittmaterials, die zur Verfügung stehende Zeit, die vorhandenen Lagerflächen und natürlich die persönliche Einstellung darüber, ob ein Schredder angeschafft werden soll.   

So wie es bei den Farben nicht nur schwarz und weiß gibt, gibt es auch beim Thema Schredderkauf nicht nur ja oder nein. So kann man sich beispielsweise mit den Nachbarn zusammenschließen und gemeinsam einen Häcksler anschaffen. Daneben kann man auch bei seinem Gartenverein nachfragen, ob es möglich sei, ein Gerät zu leihen. Schließlich gibt es auch Firmen, bei denen man sich bei Bedarf einen Schredder kurzzeitig mieten kann.   

Mein Gartenreich hat eine Größe von knapp 2.000qm und einen holzlastigen Bewuchs. Deshalb habe ich mich schon vor vielen Jahren dazu entschieden, mir einen Schredder (manchmal liest man auch „Shredder“; das ist lediglich die englische Bezeichnung) zuzulegen. Da ich seit einiger Zeit zudem eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach habe, muss ich mir um den Stromverbrauch auch keine Gedanken machen, da ich ja nur bei angenehmem Wetter im Garten arbeite und dabei die Maschine benutze.   

Mein erster Häcksler hatte eine Schlagscheibe mit einer Klinge, die nach fast jedem Gebrauch nachgeschärft werden musste. Er bestand aus mehreren zum Teil recht schweren Einzelteilen, die ich jedes Mal zusammenbauen musste, da er im Gebrauchszustand zu viel Platz in Anspruch genommen hätte. Aus diesem Grunde habe ich ganzjährig Schnittmaterial gesammelt und nur einmal im Jahr geschreddert. Rund 31 Jahre lang hat er mir treue aber lautstarke Dienste geleistet. Sein Nachfolger ist mit Walzen ausgestattet, die das Material in die Maschine ziehen, es dort zerquetschen und zerkleinern; diese Walze schärft sich durch das Reiben an der Andruckplatte selbst. Da der Schredder wesentlich leiser agiert, kann ich ihn nun zu fast jeder Tageszeit benutzen. Ein weiterer Vorteil: da er nur aus zwei Teilen besteht, die ohne großen Aufwand zusammengesteckt und festgedreht werden können, müssen sich keine wartenden Holzhaufen bilden, sondern ich verarbeite das Material, wenn es anfällt. Schlagen also die Zweige der großen Magnolie an die Dachrinne, will mir die Haselnuss den Weg versperren, müssen die Johannisbeeren ausgedünnt werden oder wird die Hainbuchenhecke zu üppig, greife ich kurzfristig zu Säge und Schere, um Abhilfe zu schaffen. Sind die Schnittarbeiten erledigt, rolle ich den Häcksler an den Tatort und nach ­kurzer Zeit ist aus dem sperrigen Astgewirr eine Schubkarre voll handlichem Kleinma­terial geworden. Um die Maschine nicht zu überlasten, achte ich darauf, dass nicht zu ­dicke Zweige geschreddert werden. Diese übriggebliebenen stärkeren Zweige und Äste kommen auf einen Totholzhaufen, der Igel und diversen Vögeln Unterschlupf bietet. Auch das Zerkleinern der Stängel von Zuckermais, Sonnenblumen oder Fenchel ist eine Aufgabe des Schredders – der Kompost ist für diese Zersetzungshilfe dankbar. Die Wurzeln schreddere ich dagegen nicht, da jedes Steinchen und jedes Sandkörnchen für die Messer der Walze Gift sind. Stachelige bzw. dornenbewehrte Zweige von Rosen, Stachelbeeren oder der Robinie häcksle ich auch nicht, da es unangenehm werden könnte, wenn ich später die Mulchmasse mit den Händen verteilen möchte. Dieses unhandliche Material kommt auf einen separaten Totholzhaufen.  

Anfangs habe ich das zerkleinerte Material umgehend unter die Sträucher und Büsche verteilt. Um zu zergehen, benötigt es allerdings viel Zeit und Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, der dann den dort wachsenden Pflanzen quasi weggenommen wird. Deshalb wäre es auch fatal, mit dem frischen Häckselgut Gemüsepflanzen zu mulchen, denn dadurch würde deren Wachstum negativ beeinflusst. Aus diesem ­Grunde habe ich nun eine andere Vorgehensweise gewählt: unter die soeben geschredderten Holzschnitzel mische ich Hornspäne (=Stickstoffdünger) und kippe diese Mischmasse zwischenzeitlich auf einen Haufen, den ich mit Maschendraht abgrenze, um die Amseln daran zu hindern, den Haufen großräumig zu verteilen. In trockenen Jahren gieße ich zudem stickstoffhaltige Pflanzenjauchen (z.B. von Brennnesseln) darüber, um ein Austrocknen zu vermeiden und die Zersetzung anzuheizen. Im Laufe des Herbstes setze ich diesen Haufen um, indem ich die ange­rotteten Schnitzel in eine separate Box der Kompostecke verfrachte. Die vorher darin befindliche Vorjahresmasse hat sich mittlerweile quasi in Walderde verwandelt und wird nun als nährstoffhaltige Mulchschicht im Garten verteilt; bevorzugt unter Sträucher, da die gröberen Holzstückchen, die sich nicht so rasch zersetzen, im Gemüsebeet bei der Aussaat hinderlich wären.    

Natürlich kann man seinen sperrigen Grünabfall auch über die kommunalen Abfallzentren entsorgen. Bei vielen Kommunen entstehen allerdings Kosten, wenn man den Grünabfall abholen lässt oder ihn bringt. Zusätzliche Ausgaben ergeben sich, wenn man im Gegenzug den fertigen Kompost dort erwirbt. Da ich also die oben genannten Möglichkeiten habe, die lästigen Äste in meinem Garten zu verarbeiten, erspare ich mir einerseits diese Kosten und andererseits verbleiben die Nährstoffe im Garten, da sie nicht dem hauseigenen Abfallkreislauf entnommen werden.                                  

Manfred Kotters

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