Auszeit für Frostkeimer

Manche mögen es kalt.   

Während es sich in der Regel lohnt, alle ­Samen erst im Frühjahr auszusäen, da es dann keine Verluste durch Fäulnis, Vogel- oder Mäusefraß gibt, gelten doch einige Ausnahmen. Arten, die von ihrem ursprünglichen Heimatstandort lange Frost- und Schneeperioden gewohnt sind, gehören dazu. Bei diesen Frostkeimern, neuerdings auch Kaltkeimer genannt, sollte man sich immer die Ursprungsbedingungen vor Augen halten und bedenken, dass die Samen dieser Arten in ihrer Heimat bis zu sechs Monate von Schnee bedeckt sind. Entscheidend ist auch nicht das Vorhandensein extremer Minusgrade, die eher schädlich sein können, sondern Tem­p­eraturen um den Gefrierpunkt, die auf die Samen mindestens drei bis vier Wochen einwirken sollten.    

Zum Vorziehen eignen sich flache Scha­len­ und Kisten. Besonders brauchbar sind Gefäße, die unterteilte Fächer aufweisen wie Pikierschalen, in denen die Pflanzen nicht in einanderwachsen und leicht entnommen werden können.    

Als Anzuchterde bietet sich eine Mischung aus je einem Drittel Kompost, Gartenerde und Sand an. Die vorbereitete Anzuchterde bekommt rechtzeitig einen Platz im Haus, damit sie zum Aussaatzeitpunkt im Winter nicht gefroren ist.   

Die Sämereien werden (nach der Anweisung auf der Verpackung) entweder in Schalen­ oder Töpfe ausgebracht und mit Erde bedeckt oder als Lichtkeimer nur ausgesät und angeklopft. Auf jeden Fall wird immer nur sehr dünn ausgesät, damit die auflaufenden Pflänzchen nicht sofort schießen und später umfallen. Nicht vergessen sollte man, zumindest als Anfänger, die verschiedenen Kästen mit Schildern über die speziellen Sorten zu versehen; denn erst nach einiger Erfahrung erkennt man die unterschiedlichen Blumen auch als kleine Pflänzchen. Nach dem Aussäen wird der Boden leicht angegossen, und anschließend werden die Schalen nach draußen in die Kälte gestellt.   

Wichtig ist es, dass die Vorzuchtsgefäße nach dem Aussäen im Januar bis Februar­ im Freiland nicht austrocknen. Nach Schneefällen sollte man diese weiße Pracht über den Töpfen etwas anhäufen, da sich der schmelzende Schnee auf die Keimung positiv auswirkt.   

Zu den Frostkeimern unter den Zwiebelgewächsen gehören Kaiserkronen, Lilien, Schachbrettblumen und Tulpen; zu den Stauden ostasiatische und alpine Primelarten, Astern, Adonisröschen, Anemonen, Bergenien, Christrosen, Eisenhut, Enzian, Glockenblumen, Iris, Leberblümchen, Ler­ch­en­sporn, Pfingstrosen, Phlox, Ranunkeln, Salomons­siegel, Silberkerzen, Steppen­kerzen, Steinbrech, Tränendes Herz, Trollblumen, Waldreben, Wetterdisteln, Winterlinge und Zierlauch.    

Schwierig wird es, wenn die Samen der Frostkeimer bis Ende Februar noch nicht ausgesät wurden. Mit einem einfachen Trick kann man sich aber behelfen, indem die Samen für drei Wochen im Kühlschrank gelagert werden; anschließend wird sofort ausgesät.   

Bei manchen Pflanzen, wie z.B. bei Pfingst­rosen, kann es durchaus vorkommen, dass die Samen trotzdem nicht keimen. In diesem Fall ist Geduld angebracht, eine Keimung erfolgt dann sicherlich nach dem nächsten Winter.   

Peter Busch     


Kaltkeimern auf einen Blick:  

  • Gemüse: Kerbelrübe, Bärlauch, Meerkohl  
  • Obst: Haselnüsse, Walnüsse, Kornelkirsche, Rosengewächse, Steinobst  
  • Kräuter: Schnittlauch, Dill, Salbei, Waldmeister, Arnika  
  • Blumen: Mohn, Kornblumen, einige Lichtnelken-Arten, Veilchen, Löwenmäulchen, Königskerze, Kornrade, Silberblatt, einige Reiherschnäbel, manche Wolfsmilchgewächse  
  • Stauden: Adonisröschen, Christrose, Flammenblume, Pfingstrose, Schlüsselblume, Vergissmeinnicht, Lavendel  


Wie sät man Kaltkeimer im Freiland aus?  

  • Aussaat im Spätherbst von Oktober bis November ins Beet oder in ein Aussaatgefäß, das im Freien steht.  
  • Markieren Sie die Stelle der Aussaat am besten, damit Sie diese im Frühjahr noch finden.  
  • Zwischen März und Mitte April beginnt die Keimung bei steigenden Temperaturen.  
  • Manche Saatguthändler verkaufen Samen mit gebrochener Keimruhe, die keinen Kältereiz mehr benötigen.  

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