Ruhepause für Sechsbeiner

So überwintern Insekten im Garten

In einem naturnahen Garten schwirrt und summt es den ganzen Sommer über. Zieht der Herbst ein, wird das Treiben leiser, Ruhe kehrt ein. Um die kalte Jahreszeit zu überstehen, haben Insekten verschiedenste Strategien entwickelt. Manche machen sich auch auf in wärmere Gefilde.  


Schmetterlinge

Wie Schmetterlinge den Winter verbringen, hängt von der jeweiligen Art ab. Manche, wie zum Beispiel der Distelfalter, ziehen im Herbst nach Afrika. Die meisten jedoch bleiben daheim, zum Beispiel in unseren Gärten, und überwintern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien.  


Überwintern als Falter

Es ist erstaunlich, aber viele der zarten Schmetterlinge verbringen den kalten Winter bei uns. Zitronenfalter, Großer und Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, C-Falter und Trauermantel ertragen das unwirtliche Wetter und sind auch stets die ersten Falter, die uns im Frühjahr erfreuen. Am zähesten ist der Zitronenfalter. Er überwintert beinahe ungeschützt vor Frost und Schnee. Das kann er nur, weil er eine Art Frostschutzmittel in seinem Blut hat und somit bis zu minus 20 Grad Celsius schadfrei überlebt. Der Falter hängt im Winter an Efeublättern, Brombeere oder der Stechpalme. Auch hohes Gras ist für ihn ein guter Überwinterungsplatz. Alle anderen überwinternden Falter benötigen ein einigermaßen frostsicheres Versteck wie einen Dachstuhl oder einen Geräteschuppen oder Keller. Wer hier im Winter einen Falter findet, sollte ihn am besten an diesem kühlen Ort belassen, die Falter wachen dann im Frühjahr von allein wieder auf.


Überwintern als Puppe

Einige Falter überwintern als Puppe; als solche hängen sie vorrangig an Pflanzen. Der Aurorafalter beispielsweise überwintert direkt an seinem Raupenfutterplatz, der Rauhaarigen Gänsekresse, dem Schaumkraut oder dem Echten Barbarakraut. Auch der Schwalbenschwanz über­wintert verpuppt an Stauden und Gräsern.  

Tipp: Mähen Sie Wiesen im Herbst nicht und schneiden Sie Stauden und Gräser erst im Frühjahr ab. So helfen Sie den Schmetterlingen über den Winter.  


Überwintern als Raupe

Der Großteil der Schmetterlinge überwintert als Raupe im Boden oder unter der Baumrinde. Baumweißling, Hufeisenklee-Gelbling, Kleiner Schillerfalter und einige weitere Arten freuen sich über Bäume mit einer rauen Rinde oder über Sträucher. Mit diesen kleinen Hilfsmaßnahmen können wir den Faltern ebenfalls über den Winter helfen: 

  • Lassen Sie im Herbst Blätter im Garten liegen.  
  • Verwenden Sie kein Gift im Garten.  
  • Lassen Sie den Boden bedeckt, beispielsweise mit Mulch oder Bodendeckern.  
  • Fördern sie Raupenfutterpflanzen wie Hufeisenklee.   
  • Weiden und Wildkräuter aller Art.  


Überwintern als Ei

Manche Falter überwintern als Ei. So zum Beispiel einige seltene Exemplare wie der Apollofalter oder der recht seltene Feurige Perlmutterfalter. Dieser legt seine Eier vor dem Winter in der Nähe von Veilchen ab, dem Futterpflanze der Raupen. Die Eier sind vor dem Winter schon sehr weit entwickelt, eigentlich ist die Raupe bereits fertig. Schlüpft die Raupe dann im Frühjahr, kann sie sich sofort beim Veilchen, ihrer Futterpflanze, stärken.  

Raupenfutterpflanzen für Schmetterlinge sind also auch im Winter wichtig. Deshalb sollte der Garten eine Vielzahl heimischer Pflanzen enthalten, auch „Unkräuter“ wie Brennnessel oder Spitzwegerich. Besonders die abgeblühten Stängel der Pflanzen sind dabei im Visier der Falter. Hier legen sie vor dem Winter ihre Eier ab. So können sie sicher sein, dass ihr Nachwuchs als Raupe im nächsten Jahr auch genug Futter findet.  

Zu den als Ei überwinternden Faltern gehören der Brombeeren-Perlmutterfalter, der Mädesüß-Perlmutterfalter, der Dukatenfalter oder auch einige Bläulinge wie der Kronwicken-Bläuling oder der Ginster-Bläuling.  


Käfer, Libellen und Florfliegen

Auch Marienkäfer verbringen den Winter schlafend, am liebsten an gut geschützten Orten wie Hohlräume, Mauerritzen und Dachsparren. Im Garten graben sie sich tief in Laubhaufen ein. Diese bieten den Krabblern gute Bedingungen, wenn sie im Frühjahr wieder erwachen. Dann beginnen sie wieder ihre Jagd auf Blattlaus und Co.  

Tipp: In der Stadt überwintern Marienkäfer häufig zwischen den Fens­tern. Sie schlafen nur, auch wenn es den Anschein macht, als seien sie tot. Am besten belässt man sie bis zum Frühjahr einfach dort.  

Laufkäfer hingegen überwintern als Larve oder als Käfer im Boden. Ein gesunder, humusreicher Boden mit viel Bodenleben, ist für den Käfer deshalb ein Muss. Im Frühjahr schlüpft der Käfer und frisst dann Schnecken, Würmer und Raupen. Den Käfern ein Winterquartier zu liefern, ist also nicht nur für die Käfer gut.  

Auch Libellen sind Wintergäste in unseren Gärten. Die meisten Arten überwintern als Ei oder als Larve in einer Winterstarre. Die Winterlibelle ist eine Ausnahme. Sie ist auch im Winter als adultes Tier zu finden, wie der Name schon sagt. Bei anderen Arten sterben die erwachsenen Tiere im Herbst. Um die Eier abzulegen, suchen die Libellen, je nach Art, die passende Pflanze am Ufer eines Teiches aus. Die Mosaikjungfer legt ihre Eier in faulendes Pflanzenmaterial am Ufer. Daraus schlüpfen im Frühjahr die Larven. Sie wiederum überwintern anschließend ebenfalls noch einmal, um dann im dritten Jahr als erwachsenes Tier zu er­scheinen. Andere Arten können sogar mehrere Jahre im Larvenstadium überstehen, bis sie erwachsen werden. So macht es zum Beispiel der Vierfleck. Diese Libelle überwintert als Larve am Grund der Gewässer im Sediment. Zum Ende der Larvenzeit nutzt die Larve Pflanzenstängel, um daran emporzuklettern und zu schlüpfen.  

Naturbelassene Teiche sind eine optimale Überwinterungsstätte für Larven und Eier. Diese sind ideal, wenn sie mindestens einen Meter tief und von vielen Pflanzen umrandet sind und etwas Sediment am Grund haben. Wer den Tieren helfen möchte, sollte sich für einen naturnahen Teich mit Uferbewuchs entscheiden.  

Florfliegen hingegen überwintern gern in unseren Häusern, auf Dachböden oder in Kellern. Finden sie im Garten jedoch einen Laub- oder Reisighaufen, nutzen sie diesen ebenfalls gerne als Quartier. Wer sie findet, sollte sie an Ort und Stelle belassen. Sie erwachen im Frühjahr zu neuem Leben und sind dann willkommene Helfer gegen Blattlaus und Co.  


Bienen und Hummeln

Solitärbienen, also Wildbienen ohne Staat, überwintern als Biene oder als Bienenpuppe im Kokon. Passende Quartiere finden sie im Garten: Pflanzenstängel, hohle Äste oder eine Insektennisthilfe bieten einen guten Winterschlafplatz. Auch im Boden können Solitärbienen überwintern. Die Tierchen schlüpfen im zeitigen Frühjahr.  

Mit diesen Maßnahmen können wir den Wildbienen über den Winter helfen:

  • Ein Insektenhotel aufstellen.  
  • Offene Bodenstellen zulassen, Sandflächen schaffen.  
  • Altholz, Pflanzenstängel und andere oberirdische Hohlräume im Garten belassen.  
  • Stauden und Gehölze erst im Mai zurückschneiden.  
  • Wiesen erst im Juni mähen.  
  • Trockenmauer, Kräuterspirale oder Steinhaufen sind ebenfalls beliebte Winterquartiere.  
  • Frühblüher stecken.  

Bei den Hummeln vollzieht sich im Herbst ein Generationenwechsel: die Arbeiterinnen und die alte Königin sterben, und aus der letzten Brutgeneration entstehen neue Königinnen. Sie verpaaren sich im Herbst noch und überwintern dann starr und gut versteckt in Ritzen, Totholz, Laub oder im Boden, zum Beispiel in Mäusenestern. Wer der nächsten Hummelgeneration helfen möchte, sollte die genannten Strukturen in seinem Garten haben und Blumenzwiebeln für das Frühjahr stecken, denn Hummeln sind mitunter die ersten Gäste im Garten und nach der langen Winterpause sehr hungrig. Winterlinge, Krokus, Märzenbecher und andere Frühblüher sind da willkommene Nahrungsquellen.  

 

Ameisen

Ameisen verbringen die Wintermonate gemeinsam als Staat in einer Winterstarre. Ihr Winternest befindet sich gut geschützt einige Meter unter der Erde. Es ist zur Außenwelt abgeschottet, alle Ausgänge sind fest verschlossen. Dort bleiben sie bis zum Frühling. Dieser kleine Ameisenbunker schützt die Tiere sehr effektiv vor dem Winter. Der sichtbare Teil eines Ameisenbaus dient während dieser Zeit als Schutz gegen den Frost. Die Temperatur im Ameisenbau kann dennoch unter null Grad sinken. Aber auch das überstehen die Tiere. Während der gesamten Winterstarre fressen die Tiere nicht und sind nicht aktiv. So verharren sie bis zum nächsten Frühjahr, wo sich die „Gartenpolizei“ wieder fleißig an die Arbeit macht.                                                       

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