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(Panurgus banksianus (kirby 1802)
Ungekämmt und strubbelig – so ein Anblick ist der Großen Zottelbiene vollkommen egal. Ihre deutsche Namensgebung verdankt die Biene den zottigen Schienenbürsten der Weibchen. In Deutschland sind nur drei Arten dieser relativ kleinen Gattung bekannt. Weltweit finden sich gerade mal 40 Arten dieser Nahrungsspezialisten. Wir finden die Große Zottelbiene in weiten Teilen Europas, Kleinasiens und in Nordafrika. In Deutschland ist die Art mäßig häufig verbreitet.
Vorzugsweise begegnet sie uns in Wald- und Gebirgsgegenden auf schütter bewachsenen Flächen. Die Große Zottelbiene besiedelt aber auch Sand- und Kiesgruben, sandige Feldwege und geeignete Magerrasen. Um ihr zu begegnen, heißt es im Sommer „Augen auf!“. Ihre Erkennungsmerkmale sind 10 bis 12 Millimeter Körperlänge und Männchen mit würfelförmigem Kopf. Die Flugzeit beläuft sich auf Juni bis Mitte August, wobei sie im Juli am aktivsten ist. Das Brutgeschäft der Großen Zottelbiene ist eine staubige Angelegenheit: Für ihre Nachkommen graben die Weibchen Nester in die Erde, wobei sie Flächen aus Sand-, Lehm- oder Lössböden bevorzugen. Die Weibchen nisten einzeln, können aber auch in Kolonien mit über 100 Nestern leben. Diese Gemeinschaften bestehen dann meist viele Jahre. Eine Besonderheit gibt es dabei: Das Nest der Großen Zottelbiene hat zwei (!) Eingänge. Der „echte Eingang“, welcher zu den Brutzellen führt, ist eher unauffällig. Der „Pseudo-Nesteingang“ hingegen präsentiert sich durch einen auffälligen Auswurfhügel. Damit versucht die Große Zottelbiene vermutlich ihren Brutparasiten, die ähnliche Wespenbiene (Nomada similis), zu täuschen. Wer von uns Frühaufsteher*in ist, kann die Große Zottelbiene mit etwas Glück in Blütenköpfchen von Korbblütlern entdecken. Genau genommen liebt diese Bienenart Zungenblütler. Sie fliegt gern auf das Gewöhnliche Bitterkraut, auf die Wegwarte und den Löwenzahn sowie auf Habichtskräuter. Dazu ist noch interessant, dass die tiefschwarz gefärbte Biene mit der struppigen Behaarung an den Hinterbeinen eine wahre Sammelakrobatin ist. Die Weibchen der Großen Zottelbiene sammeln den Pollen in gekrümmter Körperhaltung. Das wirkt für uns als Betrachter*in so, als ob die Biene in den Staubgefäßen baden wollen würde. Trotz dicker Pollenhöschen braucht das Weibchen für die Pollenversorgung einer Brutzelle einen ganzen Tag. Und dabei dürfen ihre Futterpflanzen nicht weiter als 300 Meter entfernt sein. Die Männchen sind an der Versorgung der Nachkommen mit Pollen nicht beteiligt. Sie beschäftigen sich dagegen „nur“ mit dem Nektarsammeln und sie nutzen die Blüten der Korbblütler als Partnerbörse und Schlafplatz. Die Große Zottelbiene ist vielerorts gefährdet oder wird auf der Liste der gefährdeten Bienenarten auf der „Vorwarnliste“ geführt. Der Grund dafür ist der Verlust naturbelassener Böden und der Mangel von blütenreichen Strukturen. Um neue Lebensräume zu schaffen, können wir zum Beispiel in unserem eigenen Garten aktiv werden: Kleine Sandlinsen mit einem Durchmesser von 30 Zentimeter aus feinem, nicht gewaschenem Sand können viel Positives bewirken. Auf der Suche nach dem richtigen Bodenmaterial können die Mitarbeiter*innen der Sand- oder Kiesgrube in der Region weiterhelfen. Sie wissen oft, welches Bodenmaterial geeignet ist. Wenn Sie dazu den Aufwuchs von Löwenzahn, Ferkelkraut und Habichtskraut fördern, fliegen Ihnen gegebenenfalls schon in diesem Sommer Große Zottelbienen zu.
Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt
Schnelle Fakten:
Weitere Infos
www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Literatur