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Höher werdende Sukkulenten, also höher werdende Pflanzen mit wasserspeichernden Organen, sind relativ selten.
In Kultur sind mir bisher nur wenige Arten bekannt geworden, unter anderem zwei Crassula-Arten und eine Pflanze die Portulacaria heißt. Die Crassula-Arten werden umgangssprachlich auch als Geldbäume bezeichnet. Hierbei ist es die Form und Größe der Blätter die in gewisser Weise an Geldmünzen erinnern. Bei Crassula ist dies sowohl bei C. ovata und C. arborescens der Fall. Die genannten Arten wachsen eher baumförmig, gehen aber eher in die Breite ohne wirkliche Baumhöhe zu erreichen. Doch die Gattung Crassula ist noch weit artenreicher – etwa 300 Arten sind beschrieben – und es sind auch viele andere Wuchsformen bekannt geworden, sogar Wasserpflanzen.
Die botanische Bezeichnung Portulacaria erinnert uns an den verwandten Portulak (Portulaca), der uns sowohl als essbare Wildpflanze als auch als sommerblühende Zierpflanze begegnen kann. Sowohl Portulaca als auch Portulacaria gehören zur Familie der Portulakgewächse (Portulacaceae).
Bei Portulacaria liegt der Fall etwas anders, denn hier umfasst die Gattung lediglich drei Arten. Und hierbei hat es nur P. afra zur Kulturpflanze gebracht. Als umgangssprachliche Bezeichnungen sind im heimatlichen Südafrika sowohl Schweinestrauch als auch Elefantenfutter gebräuchlich. Die Blätter sind aber wesentlich kleiner als jene der Geldbäume. Da erstaunt es etwas, dass sich Elefanten über diese kleinen Blätter hermachen. Um satt zu werden, dürften die wohl erhebliche Mengen der Blätter zu sich nehmen. Doch nicht nur Elefanten, auch anderen Haus- und Weidentieren scheinen die Blätter zu schmecken, denn selbst bei Landschildkröten sollen die Blätter sehr beliebt sein.
Sie sind auch für den menschlichen Verzehr geeignet und haben einen leicht säuerlichen Geschmack. Traditionell wurden die Blätter von stillenden Müttern verzehrt, um die Brustmilchproduktion anzuregen. Die Blätter sind durstlöschend und werden bei Erschöpfung, Dehydration und bei Hitzschlag gelutscht. Zerkleinerte Blätter können zur Schmerzlinderung auf wunde Füße und Hühneraugen gerieben werden. Zerkaute Blätter wirken bei rauhem Hals und Infektionen im Mundbereich und mit dem Saft lassen sich Insektenstiche und Pickel behandeln. Der Saft wirkt antiseptisch und wird auch bei Sonnenbrand aufgetragen. Doch nicht nur als Heilmittel, sondern auch in der Küche werden dem Schweinestrauch geschmacksverbessernde Eigenschaften nachgesagt. Einem Tomateneintopf soll ein mitgekochter Zweig einen köstlichen Geschmack verleihen und dem aus den Blüten gewonnen Honig werden unerreichte Geschmacks- und Streicherlebnisse unterstellt.
Als Ausgangsmaterial für einen Kulturversuch sind sowohl bei Crassula als auch bei Portulacaria Stecklinge heranzuziehen. Die Geldbäume sind die typischen Omapflanzen und es sollte einfach mal bei Oma angefragt werden.
Inwieweit der Schweinestrauch bei Oma verfügbar ist – schwer einzuschätzen – denn er ist leider keine gängige Zierpflanze. Doch eine Anfrage oder Suche bei einer pflanzlichen Tauschbörse sollte ausreichen, um einen Steckling aufzutreiben. Ich bekam kürzlich von einer Nachbarin ein altes und hochgewachsens Exemplar geschenkt. Die Pflanze war über zwei Meter hoch und zunächst musste die Spitze abgesägt werden, damit sie durch die Tür passte. Die abgeschnittene Spitze bewahrte ich an einer Stelle im Garten auf, ich wollte einfach sehen wie regenerativ sich der Pflanzenteil verhalten würde, denn der Stamm war einige Zentimeter stark. Er ließ sich etwas Zeit, doch schließlich konnten eine Wurzelbildung festgestellt werden.
Als Substrat hat sich bei mir seit Jahren eine Eigenmischung aus Universalsubstrat und Sand bewährt. Eine Kakteenerde ist gleichermaßen geeignet, doch würde ich hier den Sandanteil noch etwas erhöhen. Die Schnittflächen der Stecklinge sollten vor dem Stecken etwas zurücktrocknen oder mir Holzkohlepulver oder einem Kontaktfungizid behandelt werden.
Stecklingsmaterial fällt beim Schweinestrauch und auch bei den Geldbäumen reichlich an. Die Verträglichkeit für jegliche Schnittmaßnahmen, auf welche die Pflanzen mit einer kräftigen Neutriebbildung reagieren, machen sie sehr geeignet für vielfältige Experimente. Sie beanspruchen keinen großen Wurzelraum, sondern kommen sehr gut mit kleineren Gefäßen zurecht und sind daher ideale Pflanzen für Indoor-Bonsais und auch gute Einstiegspflanzen für Anfänger.
Noch eine Kuriosität zum Schweinestrauch: diese Pflanze hat die Eigenschaft mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu binden, als dies andere Pflanzen vermögen. Diese Tatsache hat der Pflanze sehr viele Einsatzmöglichkeiten in Trockengebieten eröffnet. Und nicht nur dort.
Thomas Bay