Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,  

„Wenn der Gärtner schläft, sät der Teufel Unkraut“, wie ein Sprichwort sagt.    

Ebenso hartnäckig wie etwa Löwenzahn seine Wurzeln durch jeden noch so kleinen Spalt im Asphalt schiebt, um auch an der unwirtlichsten Stelle noch zu gedeihen, gleichermaßen beharrlich muss der Gärtner hinterher sein, wenn er die Ausbreitung von „Unkraut“ unterbinden möchte. Immer wieder hacken und zupfen, Fugen auskratzen oder abflammen – ist das denn der Mühe wert? Wieso gibt es überhaupt solch scheinbar nutzlose Gewächse, die immer nur dort wachsen, wo man sie nicht brauchen kann?   

Als Unkräuter – oder besser BEIkräuter – werden unerwünschte Gewächse bezeichnet, die den gärtnerischen Plan durchkreuzen und sich, sehr zum Ärger des Gärtners, eben dort ausbreiten, wo es ihnen am besten passt – ob nun im Gemüse­beet oder im so genannten englischen Rasen. Aber warum nur?   

Klar ist jedenfalls: die Natur ist verschwenderisch, aber sie verschwendet nichts. Jedes Gewächs hat seinen Sinn, findet für seinen Zweck den richtigen Platz und ist im Gefüge des lokalen Ökosystems ein Zahnrad des Ganzen.    

Wenn eine Pflanze dennoch als Unkraut bezeichnet wird, so ist häufig ihr Nutzen nicht einfach erkennbar oder sie stört den menschlichen Ordnungssinn im eigenen Garten.   

Menschen, die sich näher mit Wildkräutern befassen, kennen hingegen gar kein UNkraut und feiern am 28. März sogar den „Tag des Unkrauts“, denn sie haben den Wert dieser Pflanzen erkannt und sich mit ihrem eigenwilligen Erscheinen im Garten arrangiert.   

Was also als Unkraut bezeichnet wird, ist Ansichtssache und häufig situations­abhängig. Da hilft nur, sich in diese Thematik etwas einzuarbeiten, um die Kräutchen besser kennen und evtl. sogar schätzen zu lernen. 

Kräuterwanderungen und so manch handliches Büchlein ermöglichen bereits eine interessante Safari durch die Umgebung oder den eigenen Garten und können sogar in einem kulinarischen Experiment münden (wortwörtlich) – mehr dazu in der Rubrik „Haushalt“.    

Früheres Wissen, um Kräuter, deren Verzehrbarkeit oder gar Heilwirkung ist heutzutage kaum noch verbreitet, so dass Giersch, Spitzwegerich oder Löwenzahn es nicht einmal auf den eigenen Komposthaufen schaffen. Sie werden als unnütz und wertlos erachtet und entsorgt.   

Oftmals verraten diese ungebetenen Gewächse jedoch einiges über den Zustand des Bodens oder die vorherrschenden Bedingungen. Wer mehr darüber weiß, kann diese Hinweise für sich nutzen oder besser abwägen, ob und welche Mittel zur Beseitigung eingesetzt werden sollen.   

Ein tieferes Verständnis ändert natürlich nichts an der rasanten Ausbreitung dieser Kräuter und so manches Gewächs ist tatsächlich weiterhin unerwünscht, aber vielleicht profitiert die Artenvielfalt und der ein oder andere Garten­bewohner davon, wenn das Beikraut hier und da mal nicht entfernt wird.   

„Unkraut vergeht nicht“ – des Gärtners Fleiß aber auch nicht!     

Ihr Karl Born,   
Vorsitzender des Hauptvorstands   

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