Außergewöhnliche Pflanzen für Garten, Balkon oder Terrasse.

Eigentlich ist der Garten ja schon voll genug, weil man als leidenschaftlicher Gärtner ohnehin immer alles viel zu eng pflanzt. Doch könnte ich mir vorstellen, dass man bei dem Begriff „außergewöhnliche Pflanzen“ dann doch wieder etwas schwächelt und garantiert noch ein Plätzchen findet, wo man so was noch hinpflanzen könnte.    


Was versteht man unter außergewöhnlichen Pflanzen?      
Zunächst einmal handelt es sich dabei um ganz normale Pflanzen, allerdings um solche, die besondere, teilweise unbekannte und manchmal nicht sofort erkennbare Eigenschaften aufweisen. Das kann eine besondere Wuchseigenschaft, eine ausgefallene Blattform oder Farbe sein, aber auch ein Geruch oder Geschmack den man eigentlich kennt, diesen aber nur schwerlich mit einer Pflanze in Verbindung bringen kann. Diese „besonderen Eigenschaften“ kommen bei den Pflanzen, (die im Nachhinein noch näher vorgestellt werden) alle auf natürliche Art in der Natur vor, einige wenige stammen aus Züchtungen bzw. Selektionen. Keine der beschriebenen Pflanzen wurde gentechnisch verändert oder anderweitig manipuliert
Bekanntlich macht Mutter Natur nichts, ohne dass es einen Sinn hätte. Inwieweit wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, warum eine bestimmte Pflanze diese besonderen Eigenschaften aufweist, entzieht sich meiner Kenntnis, wäre aber bei dem einen oder anderen Gewächs sicherlich höchst interessant.   

    

Was man noch wissen sollte.      

Nicht jede der vorgestellten Pflanzen ist winterhart, jedoch könnte man sie unter bestimmten Bedingungen frostfrei überwintern, was allerdings nicht immer ganz einfach ist, weil die passenden Umweltbedingungen dazu stimmen müssen. Viele dieser Pflanzen entfalten ihre Effekte nur im frischen, natürlichen Zustand. Werden sie gekocht oder anderweitig erhitzt, verlieren sie meistens ihren Geruch oder Geschmack.     


Für wen sind solche Pflanzen geeignet?      
Eigentlich für jedermann, der sich für Pflanzen interessiert. Ganz besonders natürlich für Kinder, die man für die überraschenden Effekte dieser Pflanzengruppe geradezu begeistern kann. Ich selber bin beratend für ein großes Schulgartenprojekt in einem Gymnasium tätig. Dort legen wir in jedem Jahr zusammen mit etwa 30 Kindern ein spezielles Beet mit diesen Pflanzen an. Es ist wunderschön, den Kindern beim „Gärtnern“ zuzusehen, und wenn sie sich dann über die “lustigen Pflanzen“ wundern, lachen oder einfach erstaunt drein- schauen. Die teilen das sogar anderen Kindern mit (hast du schon mal die Kaugummipflanze in unserem Schulgarten gesehen?). Also tragen die „Außergewöhnlichen“ auch noch dazu bei, dass man mit einfachen Mitteln Kinder zum Gärtnern animieren kann.

       

Wo kann man die Pflanzen halten?     
Das ist eine Frage, die pauschal nicht beantwortet werden kann, denn es kommt darauf an, um was es sich handelt. Bei der Vielzahl von Pflanzen sind die Standortbedingungen natürlich sehr unterschiedlich und so sollte man sich im vornherein genau informieren, unter welchen Bedingungen die ausgewählten Pflanzen am besten wachsen. Manche Arten bevorzugen eine Kultur im Container, andere wachsen direkt ausgepflanzt am besten. Die Pfefferminzensorten haben nach geraumer Zeit eine Tendenz zum Wuchern, auch das sollte man beachten.  Die richtigen Kulturbedingungen sowie die wichtigsten Pflegebedingungen sind meistens auf einem beigefügten Etikett vermerkt.     

 

Woher bekommt man solche Pflanzen?      
Es gibt in Deutschland eine Gärtnerei in Nordrhein-Westfalen, die sich auf die Kultur, Anzucht und den Vertrieb der „Außergewöhnlichen“ spezialisiert hat. Wie in jedem gewerblichen Betrieb ist auch dieses Unternehmen bemüht, sich ständig zu verbessern und natürlich Neuheiten auf den Markt zu bringen, was zu einer automatischen Produkterweiterung führt. Nahezu jedes Gartencenter in Deutschland verkauft ab etwa Mitte April die Pflanzen und es kann dort auch direkt über den Versandhandel bestellt werden. Wegen der großen Nachfrage sollte so eine Bestellung jedoch rechtzeitig erfolgen.

     

Pflanzenportraits        
Zumindest zwei Arten der „Außergewöhnlichen“ sind auch weniger versierten Pflanzenfreunden in jedem Fall bekannt und zwar sind dies die Pfefferminze und der Salbei. Von beiden Arten gibt es zahllose Varianten bzw. Geschmacks- oder Duftnoten, die in Verbindung mit den eigentlichen Merkmalen von Pfefferminze bzw. Salbei eine eher untypische Note aufweisen, nach der sie dann auch zumeist benannt sind. Das trifft auch für Chilisorten zu.


Besondere Pfefferminz-Arten:    

  • Erdbeerminze  
  • Ricolaminze  
  • Apfelminze  
  • Grapefruitminze  
  • Schokoladenminze  
  • Orangenminze  
  • Bergamotteminze 
  • Cassisminze  
  • Bananenminze


Besondere Salbei-Arten:

  • Fruchtsalbei
  • Pfirsichsalbei
  • schw. Johannisbeersalbei
  • Ananassalbei
  • Marzipansalbei
  • Pfirsichsalbei
  • Muskatellasalbei
  • Honigmelonensalbei

 

Besondere Chilli-Arten:

  • Baum-Chilli
  • Bullhorn-Chili
  • Feuerküsschen
  • Flambinos
  • Joe`s Long-Chili
  • Kleine Perle
  • Naschzipfel
  • Spiral-Chili
  • Thai-Chili


Prickelknöpfe
Spiranthes oleracea entwickelt ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Zerkaut man die Blüten, passiert zunächst überhaupt nichts, lediglich ein leicht scharfer Geschmack stellt sich ein. Nach ein paar Sekunden beginnt die Zunge zu kribbeln und der Geschmack ist im ständigen Wechsel zwischen süß, sauer und salzig. Hinzu kommt das Gefühl von regelmäßigen, kleinen Stromstößen auf der Zunge (vollkommen ungefährlich). Diese Reize sind intensiver als eine Tüte Brausepulver auf der Zunge. Die Pflanze ist bei uns nicht winterhart, sehr wärmeliebend und wird zum Leidwesen der Gärtner von Schnecken jeglicher Art heimgesucht. Ob die das Prickeln auf ihrer Zunge lieben, ist noch nicht erforscht.


Kaugummistrauch
Lippia polystachia ist sicherlich der Renner unter den „Besonderen“ denn die frischen Blätter halten dem Vergleich mit einem minzigen Kaugummi durchaus stand. Die Blätter lassen sich zudem zu einem sehr erfrischenden Tee verwenden. Seine Inhaltsstoffe bestehen größtensteils aus ätherischen Ölen, die sich wohltuend auf unseren Organismus und die Verdauung auswirken. Die Blätter können sowohl frisch als auch getrocknet verwendet werde. Diese Pflanze ist ein naher Verwandter der Zitronenverbene.


Zitronentagetes
Tagetes lemmonii compacta stammt aus Nordmexiko und hat goldgelbe bis orangegelbe Blüten. Die feinen Blättchen und Blüten haben einen sehr intensiven Geruch und Geschmack, den man als zitronen/minzig bezeichnen kann. Verwenden kann man Blüten und Blätter für Desserts oder in Salaten. Der hübsche Blütenschmuck erscheint im Spätsommer und dauert bis zum Einsetzen des Frosts. Die Pflanze benötigt einen sehr hellen Standort und muss regelmäßig gegossen werden. Trockenheit, aber auch Staunässe steckt sie sehr schlecht weg.  Im Freien ist sie nicht winterhart.


Lakritztagetes
Tagetes filifolia zählt tatsächlich zu den Tagetes, die auch als Studentenblume bezeichnet wird. Mit ihren dillähnlichen Blättern verströmt der kleine einjährige Strauch einen intensiven Duft und Geschmack, der genau dem der „beliebten“ Lakritze entspricht. Man verwendet ihn zum Verfeinern von Desserts, oder kreiert eine Limonade, auch als Tee schmeckt die Pflanze gut. Sie ist nur einjährig und benötigt einen hellen bis halbschattigen Standort. Damit die Pflanze ausreichend Neutriebe bildet, sollte sie immer wieder leicht zurückgeschnitten werden. 

 

Limopflanze
Agastache mexicana ist eine mehrjährige Staude, die bei uns winterhart ist. Angeblich haben schon die Römer von den Vorzügen dieser Pflanze gewusst  und einen Aufguss mit den Blättern dieser Pflanze hergestellt, den sie „Posca“ nannten. Die Limonadenpflanze hat ein angenehmes, sehr erfrischende Aroma nach Zitrone und Anis.  Sie eignet sich hervorragend als Kübelpflanze.


Colakraut
Artemisia arbrotanum hat einen extrem starken Duft nach CocaCola und ist bei uns winterhart. Im Sommer hat es hübsche gelbe Blüten und die ganze Pflanze ist vielseitig verwendbar. Das Kraut enthält unter anderem ätherische Öle,  die eine heilsame Wirkung gegen Hauterkrankungen sowie Gicht und Rheuma haben.  Man kann mit den getrockneten Blätter einen Tee aufgießen, der überraschend gut  nach Cola schmeckt. Der gekühlte Tee ist ein wunderbares Erfrischungsgetränk. (die Pflanze ist verwandt mit dem heimischen Beifuß)


Currykraut
Helichrysum angustifolium  entwickelt schon bei leichter Berührung einen sehr angenehmen Duft nach einem Currygericht, als säße man in einem indischen Restaurant. Besonders intensiv ist der Duft bei Sonnenschein. Der Geschmack erinnert an die asiatische Gewürzmischung, die als Curry bezeichnet wird. Durch kochen geht der leider aber schnell verloren. Die Pflanze braucht viel Licht und liebt Wärme. Bei leichtem Winterschutz ist sie als halbwegs winterhart zu bezeichnen. Was sie überhaupt nicht verträgt ist Staunässe.


Brahmi
Wird botanisch Bacopa monnieri genannt und ist noch eine relativ selten zu findende Pflanze in unseren Breitengraden. Es wird ihr eine große Heilwirkung zugeschrieben, wobei sie vorzugsweise in der ayurvedischen Medizin verwendet wird. Sie soll das Denkvermögen stärken und vor allem das Kurz- und Langzeitgedächtnis fördern. Verwendet werden die frischen Blätter und Triebe. Die Pflanze ist bei uns nicht winterhart, kann aber in frostfreien, hellen Räumen bei ausreichend Feuchtigkeit gut überwintert werden.

 

Mentholstrauch
Prosttanthera rotundifolia stammt eigentlich aus Australien. Sie beeindruckt durch ein intensives Menthol-Aroma. Sobald man die Pflanze berührt, entfaltet sie ihren wunderbaren Duft und wird daher auch gerne für wohltuende Bäder verwendet. Damit nicht genug, auch in der Küche hat sie Einzug gehalten und dient zur Verfeinerung von Desserts und manch anderem Nachtisch. Leider ist sie mit ihren wunderschönen hellvioletten bis weißen Blüten bei uns nicht ganz winterhart.


Gyroskraut
Artemisia caucasica ist ein ideales Gewürz, das frisch aber auch getrocknet für deftige Fleichspeisen, Pizza  oder Salate verwendet werden kann. Ab August blüht es sehr hübsch, auch die Blüten sind essbar. Die Pflanze steht am besten an einem leicht geschützten Platz, bei sehr viel Sonne. Bei uns ist sie nur bedingt winterhart und benötigt daher einen leichten Schutz vor Frost. (auch diese Pflanze ist mit dem heimischen Beifuß verwandt)

 

Pilzkraut
Rungia klossii  sieht bei rein optischer Betrachtung dem Basilikum sehr ähnlich, auch ist es ähnlich wärmeliebend, aber seine Blätter sind viel dicker. Es stammt aus Papua-Neuguinea. Sein Geschmack erinnert an frische Champignons. Es kann roh in Salaten verwendet werden, eignet sich aber auch für Suppen und Soßen. Damit das Pilzkraut schnell wieder nachwachsen kann, sollte man es nicht zu tief abschneiden. Es ist bei uns nicht winterhart und stellt sein Wachstum schon bei unter 10 Grad ein.


Roter Shiso
Perilla frutescens ist ein in Asien weit verbreitetes Gewürzkraut, das aber auch in der traditionellen chinesischen Heilkunst große Bedeutung hat. Der Geschmack lässt sich nur schwerlich beschreiben, er erinnert an eine Kombination von Sesam, Zimt, Minze und Anis. Die frischen Blätter eignen besonders gut für Salate, Salatsaucen, Pesto, aber auch für Kartoffelgratins. Die Pflanze wird etwa 30 cm hoch und erinnert im Aussehen an  rotblättrigen Basilikum. Der rote Shiso ist bei uns nicht winterhart.


Kraut der Unsterblichkeit
Gynostemma pentaphyllum wird auch Jiaogulan genannt. Er soll eine bessere Wirkung erzielen als der bekannte Ginseng, hat aber in der EU noch keine Zulassung als Nahrungsergänzungsmittel.  Die wüchsige Kletterpflanze ist bei uns bis -15 Grad winterhart. In China hat sie große Bedeutung und wird dort als Tee verwendet. 


Chili Arten
Capsicum annuum, besser bekannt als  Peperoni oder Chili, gibt es in besonders großer Formen– und Farbenvielfalt. Etwas vorsichtig sollte man mit dem Schärfegrad dieser beliebten Pflanze umgehen. Der Schärfegrad wird nach der Scoville-Skala bemessen.


Wasabi
Wasabi japonica wird den meisten als scharfe Ummantelungskruste bei Erdnüssen bekannt sein, es sei denn man ist ein Freund von Sushi. Es gibt ihn auch als dunkelgrüne Paste in Tuben. All dies hat nichts zu tun mit den frischen, kleingeschnittenen Blattstielen, die man im Salat verwendet. Die meisten Produkte werden jedoch aus der Wurzel zubereitet, die ein feines Aroma aufweist, das stark an unseren Meerrettich erinnert. Die Wasabi-Pflanze benötigt einen halbschattigen bis schattigen Platz und liebt Bodenfeuchtigkeit. Die Pflanze überlebt nur mit ausreichend Winterschutz.


Käsekraut
Paederia lagunilosa ist in Vietnam eine der wichtigsten Gewürzpflanzen und hat neben einer leichten Schärfe ein Aroma, das stark an Camembert erinnert.  Die Blätter werden frisch gehackt auf Pizza oder Nudelgerichte gestreut und wandeln jedes Gericht in ein kulinarisches Experiment. Sie ist gut als Kübelpflanze zu halten, muss aber frostfrei überwintert werden.


Olivenkraut
Santolina viridis war schon in der Antike und im Mittelalter ein bewährtes Heilkraut. In der mediterranen Küche wird es wegen seines frischen Geschmacks, der zudem stark an den von Oliven erinnert, bei vielen Gerichten verwendet. Legt man davon einen kleinen Ast in ein Champagnerglas und füllt dann das beliebte Getränk ein,  legen sich unmittelbar danach Kohlensäurebläschen an jedes der kleinen nadelähnlichen Blättchen an, was sehr schön aussieht. Das Olivenkraut ist winterhart und sollte nicht in der vollen Sonne stehen. Einen leichten Rückschnitt sollte man nach 2 – 3 Jahren durchführen.


Zitronenverbene
Lippia citrodoria ist eine tolle Duftpflanze, die schon bei leichter Berührung ihren unverwechselbaren, lang anhaltenden Duft verströmt. Sie stammt aus der Region Chile/ Uruguay. Die Pflanze muss frostfrei überwintert werden und verliert in der Überwinterungsphase ihr Laub. Nach einem kräftigen Rückschnitt im Frühjahr treibt sie sehr willig wieder aus. Aus ihren Blättern lässt sich ein köstlicher, sehr erfrischender Tee herstellen. Des Weiteren kann man sie als Zusatz für Marmeladen und Gelees verwenden.

Ihr Peter Hagen

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