Walderdbeeren

So heißen sie, aber man findet sie auch auf Wiesen, Lichtungen und an Wegrändern. Schon im April entzücken uns die kleinen weißen Blüten; ab Juni begegnet man allerortens ihren rot-leuchtenden, winzigen Früchten, dort wo die Erde nicht zubetoniert ist. Sogar im geschnittenen Rasen kommen sie mancherorts noch zum Tragen von roten Miniperlen, die einem plötzlich zu Füßen liegen und die in solchen Miniportionen köstlich schmecken.      
Mich stört an solchen Orten der Fuchsbandwurm kein bisschen. So viel Füchse gibt es gar nicht mehr und längst nicht jeder ist verseucht. Es gibt da manche andere Dinge, die unsere Gesundheit viel mehr bedrohen. In der Jugend habe ich schon Sandeimerchen voll Walderdbeeren im Wald, wo sich Füchse aufhielten, gesammelt und bin nach Jahrzehnten immer noch gesund!     
Diese üppigen Sammelzeiten sind vorbei, obwohl meine Ausbeute auf dem eigenen, großen, ungepflegten Grundstück heute doch tatsächlich ein halbes Pfund ausmachte! Und doch ist jede Beere für sich ein herrlicher Genuss an Geschmack wie auch an Wohlgeruch, gar nicht mit den gewiss auf ihre Weise auch recht schmackhaften Gartenerdbeeren zu vergleichen.       
Der berühmte Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897), einer der Väter der neuzeitlichen Natur­heilkunde, der nicht nur die Wasserheilverfahren und Bäderbehandlung lehrte, sondern sich auch für Heilmittel auf pflanzlicher Basis einsetzte, empfahl auch die Erdbeeren. Besonders von Grieß- und Steinleiden Geplagte sollten die ganze Erdbeerzeit über täglich möglichst reichlich Erdbeeren essen ebenso wie die Leberleidenden. Auch zur Blutreinigung und bei bestimmten Hautausschlägen wie Akne soll der Tee der Erdbeerblätter gute Dienste leisten. Dass manche Menschen, die auf Erdbeeren allergisch reagieren, sie nicht nutzen können, schmälert ihren Wert als Heilpflanze nicht. Der Teeaufguss wirkt harntreibend, hat aber auch einen so guten Geschmack, dass er Schwarztee gut ersetzen könnte. Man rechnet für den Aufguss 2 TL Blätter pro Tasse. In Branntwein angesetzt, ergeben Erdbeerblätter eine wirksame Tinktur für Mundspülungen gegen Mundgeruch und helfen gegen Zahnfleischbluten. Zerquetschte frische Erdbeerblätter kühlen Entzündungen der Haut beispielsweise bei Insektenstichen und bringen sie rascher zum Heilen.    

Gertrud Knobloch

 

 

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